Eine aktuelle Kundenbefragung der Managementberatung Bearingpoint stellt den österreichischen Netzbetreibern ein schlechtes Zeugnis aus: Im europäischen Vergleich sind nur die Deutschen noch unzufriedener.
54 Prozent der Europäer*innen sind mit der Leistung ihres Mobilfunknetzes zufrieden, in der DACH-Region liegt der Wert aber nur bei mageren 19 Prozent, wie die aktuelle Bearingpoint-Studie „The Connectivity Challenge“ ergab. Mit den Festnetzbetreibern gibt es anscheinend besonders viel Ärger: Nur 11,9 Prozent der Befragten aus Österreich gaben an, mit ihrem Festnetzanschluss zufrieden zu sein. Damit liegt Österreich beim Festnetz im europäischen Vergleich an letzter Stelle.
5G und Glasfaser macht zufrieden
Die Studie lässt auf einen eindeutigen Zusammenhang zwischen den technischen Voraussetzungen und der Verbraucherzufriedenheit schließen: 5G-Nutzer*innen sind markant zufriedener mit der Performance ihrer Telekommunikationsnetze. 84,2 Prozent der Befragten (sogar 90,9 Prozent der Österreicher*innen) wissen von 5G, aber nur 26,8 Prozent europaweit (in Österreich nur 22,8 Prozent) nutzen die Technologie bereits selbst. Aus dieser Gruppe bewerten 60,9 Prozent europaweit und 64,9 Prozent in Österreich ihren Umstieg als positiv.
„Unsere Analyse zeigt, dass die mangelnde Zufriedenheit mit den Fest- und Mobilfunknetzen in Österreich und Deutschland vor allem auf zwei Aspekte zurückzuführen ist. Erstens scheint es ein Informationsdefizit hinsichtlich der Vorteile der Technologien sowie der tatsächlichen Leistung von Telekommunikationsnetzwerken zu geben. Dazu gehört auch die fehlende Bereitschaft, für Premium-Dienste zu bezahlen. Unsere Studie zeigt eindeutig: Kunden mit 5G und Glasfaserzugang sind die zufriedeneren Kunden“, sagt Jörg Steinbauer bei BearingPoint.
Was Netzbetreiber beachten sollten:
- Netzwerkqualität: Um die Kundenzufriedenheit zu steigern, müssen die Betreiber der mangelnden Qualitätswahrnehmung von Fest- und Mobilfunknetzen entgegenwirken. Insbesondere in Österreich und Deutschland ist der Handlungsbedarf im internationalen Vergleich groß, schließlich gaben weniger als 20 Prozent aller Kunden an, mit der Netzwerkqualität zufrieden zu sein. Die flächendecke Einführung von 5G könnte hierfür ein wichtiger Hebel sein, gaben doch fast 65 Prozent der befragten Österreicher*innen an, nach dem Nutzungsbeginn von 5G mit der Netzwerkqualität zufriedener geworden zu sein.
- Information: Neue technologische Fortschritte müssen kommuniziert werden – 5G ist hierbei keine Ausnahme. Während 90,9 Prozent der Österreicher*innen angaben, über 5G informiert zu sein, konnten nur rund 46 Prozent zu Datensicherheit und nur 32,5 Prozent zur Network Performance Auskunft geben.
- Streaming: Um einen Aufpreis für 5G von Kund*innen verlangen zu können, müssen die Netzbetreiber überzeugende Anwendungsfelder vorlegen. Großes Potenzial liegt in Österreich vor allem im Bereich Streaming: Für eine Verbesserung bei Video Streams wären 47,6 Prozent der Befragten bereit, einen Aufpreis im Vergleich zu herkömmlichen Tarifen zu zahlen, für besseres Audio Streaming immerhin 35 Prozent. Deutlich schlechter schnitten Verbesserungen bei Video Calls (27,9 Prozent), Online Gaming (22,4 Prozent) und Augmented/Virtual Reality (18,5 Prozent) ab.
- Die Nachhaltigkeit der Netze: ist Verbraucher*innen wichtig, aber derzeit noch kein entscheidender Faktor für die Monetarisierung. 55,2 Prozent der Befragten in Österreich bewerteten es positiv, wenn sich Anbieter auf nachhaltige Netze konzentrieren. 23 Prozent der Befragten gaben an, sich bewusst für ein nachhaltiges Netz entschieden zu haben. Bereit, für mehr Nachhaltigkeit in der Telekommunikation auch mehr zu bezahlen, wären aktuell nur 11,9 Prozent.
„Ob zu Hause, im Büro oder unterwegs, die Kunden erwarten jederzeit und überall Zugang zum Internet und das in hoher Qualität. In der Realität waren die Kund:innen massiv unzufrieden mit dem Festnetz und dem Mobilfunknetz, Österreich und Deutschland sind bei der Netzzufriedenheit klare Schlusslichter. Die Verbesserung der Netzqualität und damit Investitionen in die Netzinfrastruktur muss Priorität für die Betreiber haben, genau wie eine bessere Kommunikation dieser Vorteile“, so Jörg Steinbauer abschließend.
Mehr zum Thema: Die gesamte Studie „The Connectivity Challenge“ finden Sie unter: www.bearingpoint.com