ETC und AWS helfen Geflüchteten aus der Ukraine dabei, in Österreich Fuß zu fassen: Innerhalb von sechs Monaten werden die Menschen in dem kostenlosen AWS re/Start-Programm zu Cloud Practitionern ausgebildet. Für 30 arbeitssuchende Ukrainer*innen wird das gerade Wirklichkeit.
Titelbild: (v.l.n.r.) Die jungen Ukrainer*innen Artem, Katharina und Ivan möchten sich mithilfe des Programms ein neues Leben aufbauen.
Die Teilnehmer*innen zwischen 18 und 50 Jahren werden in Wien dabei nicht nur auf eine Karriere vorbereitet, sondern kommen durch das Programm auch in Kontakt mit potenziellen Arbeitgeber*innen. So auch der 19-jährige Artem: Er studierte in Kiew Medizintechnik, als seine Familie im März dieses Jahres aus der Ukraine flüchten muss. Verwandte in Wien sind der Grund, warum sich seine Familie für Österreich entscheidet. Neben seinem Studium bringt er sich Programmieren bei. Er beherrscht Basic, Python, C++ und JavaScript. Seine Leidenschaft für IT hat ihm in Wien einen Platz bei AWS re/Start verschafft, einem kostenlosen Ausbildungsprogramm von Amazon Web Services (AWS) und dem Bildungsanbieter ETC. „Heute ist alles digitalisiert. Wer IT-Skills hat oder programmieren kann, ist eindeutig im Vorteil“, sagt Artem, „AWS re/Start verschafft dir diese Skills und gibt dir nebenbei auch einen Rhythmus in deinem neuen Leben.“
Start in ein neues Leben
Das sechsmonatige Teilzeitprogramm AWS re/Start vermittelt IT-Grundlagen wie Programmieren, Datenbankkonzepte sowie Wissen zu Cloud-Anwendungen. Durch szenariobasiertes Lernen, begleitet von zwei Trainern und praktischen Übungen, erlangen die Teilnehmer*innen sowohl die fachlichen Kompetenzen als auch die nötigen Soft Skills, die für Einstiegspositionen im Cloud-Computing erforderlich sind. „Arbeitgeber*innen, die Cloud Practitioner suchen, können sich dazu gerne bei uns melden. Mit den stark nachgefragten IT-Skills können sich die Menschen eine Lebensgrundlage in Österreich aufbauen“, sagt Christoph Becker, Geschäftsführer des Bildungsanbieters ETC.
Christoph Becker, ETC: „In sechs Monaten werden die Teilnehmer*innen von Artems Kohorte nicht nur zum Cloud Practitioner ausgebildet, sie kommen auch in Kontakt mit potenziellen Arbeitgeber*innen und werden von uns im Bewerbungsprozess unterstützt.“
Gefragte Kompetenzen
Studien zufolge fehlen in Österreich aktuell rund 24.000 Fachkräfte im IT-Bereich. Dementsprechend kann AWS re/Start zu einer hervorragenden beruflichen Perspektive und zahlreichen individuellen Einsatzgebieten innerhalb der Branche beitragen. Denn die meisten Tools, mit denen wir online interagieren, fußen auf Cloud-Technologien. Von Netflix und Instagram bis hin zu News oder Jobseiten – sie alle hosten ihre Dienste in der Cloud. Als Cloud Support Practitioner werden Absolvent*innen von AWS re/Start in einer kreativen Rolle mit viel Teamarbeit Unternehmen dabei unterstützen, cloudbasierte Lösungen für ihre Herausforderungen zu finden. Das durchschnittliche Einstiegsgehalt von AWS re/Start-Absolvent*innen liegt zwischen 28.000 bis 34.000 Euro brutto jährlich.
Von der Polizistin zum Cloud Practitioner
Mit welchen unterschiedlichen Zugängen die Teilnehmer*innen zu AWS re/Start kommen, zeigt unter anderem die 33-jährige Katharina. Die studierte Geografin arbeitete zuletzt als Polizistin in Kiew. „Ich kann nicht programmieren, finde die im Programm angebotenen Skills aber spannend, deswegen möchte ich sie erlernen“, sagt Katharina, “Klar ist es am Anfang fordernd. Aber mit der Zeit lernst du daran zu wachsen.“ Da das Programm vor allem online unterrichtet wird, bleibt der Mutter einer Fünfjährigen genug Flexibilität, um sich auch um ihre Tochter kümmern zu können. Zusätzlich absolvieren viele Teilnehmer*innen Deutschkurse. „Eines der wertvollsten Dinge, die wir bisher vermittelt bekamen, ist das Mindset, bei Problemen geduldig und ausdauernd dran zu bleiben und wie man in schwierigen Situationen kommuniziert.“
Die Teilnehmer*innen des aktuellen Programms treffen sich zum Kick-off bei ETC.
Neue Hoffnung
Der 30-jährige Ivan aus dem Umfeld von Kiew hat viel Erfahrung in der Pferdezucht, zuletzt als Kellner gearbeitet, beherrscht aber auch die Programmiersprache Python. Da seine Frau die russische Staatsbürgerschaft hat, darf sie nach ihrer Flucht im März nicht mehr in ihre Heimat einreisen. Für sie, Ivan und seinen behinderten Vater, die gemeinsam vor der Invasion der russischen Armee geflüchtet sind, gibt es also kein Zurück. „Bei der Jobsuche habe ich mich an alle möglichen Arten von Ablehnungen gewöhnt. Mit AWS re/Start habe ich plötzlich eine Chance bekommen, wie ich sie schon länger nicht hatte. Das lässt mich positiv in die Zukunft blicken.“
(Bilder: ETC)