Aktuelle Vorzeigebeispiele für den Einsatz von kooperativen Robotern für die Montage von Halterungen und die Stapelung von Kartons – sowie Neuvorstellungen der Hersteller. (Titelbild: ABB)
ABB: Ergonomischer Arbeitsplatz in Italien
Das Familienunternehmen Anodica wurde 1962 gegründet und stellt Halterungen, Griffe, Knöpfe und andere Komponenten für Haushaltsgeräte wie zum Beispiel Backöfen und Kühlschränke her. Der produzierende Betrieb aus der Provinz Treviso in Venetien hat gemeinsam mit ABB eine kollaborative Automatisierungslösung umgesetzt, bei der in der Montage Roboter und Mensch zusammenarbeiten. Die Roboterzelle wurde nach anthropometrischen Gesichtspunkten für den oder die Bediener*in entworfen und konstruiert, so dass alle Aktivitäten in der Anlage ergonomisch gesteuert werden. Es wurde eine vereinfachte Touchscreen-Benutzeroberfläche geschaffen, die es auch Mitarbeiter*innen ohne spezielle Kenntnisse in der Roboterprogrammierung ermöglicht, die Anwendung zu bedienen und Änderungen zwischen den Produkten vorzunehmen.
In der Zelle können die Mitarbeitenden von Anodica ihre Anpassungsfähigkeit und ihr Urteilsvermögen einbringen, während der Roboter wiederholende Tätigkeiten unermüdlich durchführt. Der Mensch hat bei der Anwendung eine übergeordnete Überwachungsfunktion, während der Roboter Arbeiten ausführt, die ergonomisch eher unangenehm sind – zum Beispiel das Anziehen kleiner Schrauben in ungünstigen Winkeln auf engem Raum. Dank der Flexibilität des Roboters wurde die Umrüstzeit bei neuen Produkten auf rund 30 Prozent reduziert. Damit kann Anodica flexibel auf Nachfragen in unterschiedlichen Stückzahlen reagieren.
Kunde: Anodica SPA
Projekt: Einsatz des Dual-Arm-Cobots »YuMi« in der Montage für eine Steigerung der Produktivität um 20 %, da der Roboter im Drei-Schichtbetrieb auch autonom arbeiten kann.
Weiterer Effekt: Mit dem Cobot wird auch die Arbeitsumgebung verbessert, indem der Arbeitsplatz jetzt deutlich ergonomischer für Mitarbeiter*innen gestaltet ist.
Yaskawa: Stapelhöhen am Starnberger See
Das Unternehmen Verla-Pharm stellt in Tutzing am Starnberger See Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel her. Gemeinsam mit AHM Sondermaschinenbau wurde die erste Roboterautomation im Werk umgesetzt. Dabei kommt ein Yaskawa HC20 Cobot in einer Palettieranwendung zum Einsatz, der Kartons von einem Förderband auf einer Palette abstapelt. Durch die hohe Traglast und Reichweite des HC20 können Kartons bis zu etwa 15 kg Gewicht in sehr hohen Stapelhöhen palettiert werden.
Die Zelle ist simpel aufgebaut und besteht neben dem Roboter aus verschiedenen Produkten aus dem Yaskawa-Ecosystem, wie etwa Sockel, Sauggreifer, Steuerung und Bediengerät. Diese Module können mittels Plug-and-Play schnell und einfach installiert werden. Das smarte Programmiergerät erleichtert zudem die Erstellung von Bewegungspfaden und Definition von Arbeitsbereichen. Mithilfe der internen Momenten-Sensorik in jedem Gelenk des Roboters kann dieser ohne Schutzzaun im kollaborativen Modus eingesetzt werden, um die benötigte Aufstellfläche drastisch zu reduzieren. Für eine hohe Einsatzflexibilität kann die Zelle dank Cobot-Leichtbauweise einfach umgesetzt werden.
Kunde: Verla-Pharm Arzneimittel GmbH & Co. KG, AHM Sondermaschinenbau GmbH (Integrator)
Lieferumfang: Eine Cobot-Palettierzelle als Gesamtlösung des Integrators AHM mit Roboter, Sockel, Greifer, Steuerung, Bediengerät und ein »Cobot Motoman HC20« von Yaskawa.
Besonderheiten: Die Lösung ist platzsparend, benötigt keinen Schutzzaun und erlaubt eine einfache Bedienung. Die sichere Einrichtung wurde als Servicedienstleistung von Yaskawa Europe selbst übernommen.
Neuer kollaborativer Roboter von Dobot
Der chinesische Hersteller Dobot hat die Produkteinführung des kollaborativen Roboters CR3L angekündigt. Der »DOBOT CR3L« ist ein besonders langer Cobot mit einer Greifreichweite von 1.700 mm – eine Steigerung von 11,5 % gegenüber der Vorgängerversion der CR-Serie wie etwa dem CR10 mit einer maximalen Reichweite von 1.525 mm. Der Roboterkörper des CR3L ermöglicht das Arbeiten auf kleinstem Raum und der CR3L eignet sich perfekt für Anwendungen, die eine größere Roboterreichweite erfordern, wie Be- und Entladen, Sortieren und großflächige Inspektion von Kleinteilen in der Unterhaltungselektronik und der Halbleiterindustrie.
Vielfältige Möglichkeiten für Anwendungen intelligenter kollaborativer Roboter in der Leichtindustrie.
Zur Serie der Collaborative Robots gehören sechs verschiedene Versionen mit unterschiedlichen Traglasten: 3 kg, 5 kg, 7 kg, 10 kg, 12 kg und 16 kg. Mit ihrer Pre-Collision-Sensing-Technologie, wie etwa der berührungslosen Näherungserkennung und Kollisionsvermeidung, sind die kollaborierenden Roboter besonders effizient in der Produktion und gewährleisten Sicherheit bei der Mensch-Maschine-Kooperation.
Festo stellt pneumatischen Cobot vor
Feinfühligkeit ist Trumpf in der Mensch-Roboter-Kollaboration und das gelingt besonders gut mit einer ganz neuen Generation Cobots – dank nachgiebiger Pneumatik. Die druckluftangetriebenen Direktantriebe in den Gelenken sind günstiger und besonders leicht, weil im Gegensatz zu elektrischen Lösungen keine schweren Getriebe und teure Kraft-Moment-Sensorik nötig sind. Der neue pneumatische Cobot von Festo soll mit Marktstart im kommenden Jahr ein »ausgezeichnetes Verhältnis aus Preis und Leistung« in seinem vornehmlichen Einsatzgebiet des Kleinteilehandlings bei Nutzlasten bis zu drei Kilogramm aufweisen. Er besteht aus der Hardware, einem Handmodul und der Robotic Suite, einer Software für die intuitive Inbetriebnahme und Programmierung. Die Inbetriebnahme soll weniger als eine Stunde benötigen.
Der Festo-Cobot ist leicht zu bedienen, kommt ohne Schutzzaun aus und wird laut seinem Hersteller auch preislich attraktiv sein.
Neben einer selbsterklärenden Software ermöglichen die pneumatischen Antriebe das einfache manuelle Führen des Roboterarms mit der Hand, um Wegpunkte und Bahnen schnell einzulernen. Auch das niedrige Eigengewicht macht den Cobot des Automatisierungsspezialisten insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen interessant, die oft von manuellen Arbeitsprozessen und immer wieder neuen Aufgabenstellungen geprägt sind. Dank Leichtbau-Methoden wiegt der Festo-Cobot unter 20 kg. Wie ein menschlicher Arm hat der Cobot mit 670 mm die richtige Reichweite, um im Teamwork als helfende dritte Hand wahrgenommen zu werden.