Mittwoch, November 20, 2024

Die zweite Ausgabe des International Digital Security Forum (IDSF) lud internationale Akteur*innen der digitalen Sicherheitslandschaft zum Dialog nach Wien. (Titelbild: Katharina Schiffl)

Vom 31. Mai bis 2. Juni 2022 wurde Wien zur internationalen Bühne für Digital Security. Organisiert vom AIT (Austrian Institute of Technology) gemeinsam mit der ARGE Sicherheit und Wirtschaft (ASW), bot die #IDSF22 ein dreitägiges Programm mit über 100 Speaker*innen aus aller Welt. Das Motto der diesjährigen Konferenz lautete: „Secure Digitalization for a Safe, Green and Sustainable Future.“ 

Im kulturell-historischen Ambiente des Wiener Museumsquartiers trafen sich führende Wissenschaftler*innen mit Verantwortlichen aus der Politik, leitenden Vertreter*innen internationaler Organisationen (u.a. der Vereinten Nationen, der OSCE und der IAEA), der Europäischen Union (EAD, EU-Kommission, EP) und Think Tanks (GLOBSEC, IPCS, Demos, CNRS), Manager*innen aus der Industrie sowie Akteur*innen der Zivilgesellschaft, um über Chancen und Potenziale der Digitalisierung sowie über aktuelle Herausforderungen technologischer und gesellschaftlicher Art zu diskutieren und über künftige Kooperationen nachzudenken.

Helmut Leopold, Head of AIT Center for Digital Safety & Security und Initiator des IDSF: „Es geht darum, unsere Technologien nachhaltig zu beherrschen. Ein globaler nachhaltiger Dialog zwischen Forschung, Industrie und Behörden ist eine notwendige Grundlage, um die Digitalisierung so zu gestalten, dass diese auch unseren Zielen und Werten entspricht.“

Das gesamte Programm des ISDF wurde parallel zur Veranstaltung online gestreamt und konnte live verfolgt werden. Die spannenden Keynotes, Diskussionen sowie ausgewählte Präsentationen werden in den kommenden Tagen zur Nachschau auf der IDSF-Website unter dem Link: www.idsf.io für registrierte User*innen zur Verfügung gestellt.

Tag 1: Auf Konfrontationskurs mit den Schattenseiten des Internets

Die unbegrenzte Freiheit des Internets mag Vorteile haben - sie bietet aber auch Kriminalität, Ideologisierung und Demokratiefeindlichkeit eine Plattform. Solche feindseligen Aktivitäten im Cyber-Space gehören heute in ihrer Masse und Vielschichtigkeit u.a. zu den größten Herausforderungen demokratischer Gesellschaften. Wie sollen wir in Zukunft mit solchen Problemen in Zukunft umgehen? In den Diskussionsrunden des ersten Tages beschäftigten sich Speaker*innen u.a. mit Fragen nach der Terrorismusabwehr durch den Einsatz digitaler Technologien unter Berücksichtigung der ethischen Herausforderungen; der kriminellen Nutzung von Kryptowährungen in Verbindung mit Ransomware; mit Szenarien der Strafverfolgung im globalen, digitalen Zeitalter; und im Kontext von Fake News mit der Rolle und Verantwortlichkeit von Regierungen im postfaktischen Zeitalter.

Tag 2: Kritische Infrastrukturen schützen

Als kritische Infrastrukturen gelten alle jene (Versorgungs-)Einrichtungen, die für das Funktionieren eines Staates oder Gemeinwesens unverzichtbar sind. Sie weise heute einen extrem hohen Digitalisierungsgrad auf und sind daher einer nahezu industriell betriebenen Bedrohung aus dem Netz ausgesetzt. Der mittlere Tag erörterte daher einerseits das Energie-Paradigma, das im Kontext des durch die Digitalisierung verursachten Energieaufwands und der daher notwendigen sicheren und nachhaltigen Energiebewirtschaftung vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise nicht hoch genug eingeschätzt  werden kann. Andererseits ging es aber u.a. auch um die Bedeutung der Sicherheitsforschung und -entwicklung - und einer resilienten Workforce, die diese Sicherheit auch durchsetzen kann. 

Franziska Brandtner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, plädierte in ihrer Keynote dafür, in nachhaltige Technologien zu investieren. (Bild: Katharina Schiffl)

Tag 2 wartete zudem mit interessanten Keynotes auf: Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in Berlin, brachte in ihrer Keynote „Digitalisation: A Driver for Sustainable Economic Development in Europe“ eine hochwichtige Frage aufs Tapet: Den Abbau von Rohstoffen für die Digitalisierung. Dabei gelte es einerseits, die bestehenden Abhängigkeiten zu China zu reduzieren und andererseits angesichts der Rohstoffknappheit Strategien für eine Kreislaufwirtschaft zu finden. 

Francesca Musiani vom Centre Internet et Société am CNRS in Paris wiederum ging in ihrer Keynote „Can Digital Sovereignty be infrastructured?“ der Frage nach, ob der Staat sich wieder stärker der digitalen Infrastruktur als territorialer Komponente ermächtigen muss, zeigte aber gleichzeitig die Risiken einer möglichen geopolitischen Fragmentierung des Internets auf.

Tag 3: Sicherheit im globalen Rahmen

Digitale Security hat immer eine internationale Dimension und ist daher von der Zusammenarbeit internationaler Behörden unbedingt abhängig. Masood Karimipour, Chief of the Terrorism Prevention Branch (TPB) im UN Office on Drugs and Crime (UNODC) gab einen Ausblick auf weitere Schritte der internationalen digitalen Kooperation. Im Anschluss folgende Diskussionsrunden setzten sich u.a. mit der Erhöhung der nuklearen Sicherheit vor dem Hintergrund rasanter technologischer Fortschritte auseinander und unterstrichen gleichzeitig die hohe Vulnerabilität dieser Anlagen (Beispiel Ukraine-Krieg). Auch diskutiert wurde die Frage, ob ein kollektives, globales Cyber-Security-System im Hinblick auf die heutige geopolitische Weltlage überhaupt möglich erscheint. 

Brigadier-General Friedrich Teichmann vom Österreichischen Bundesheer strich die Bedeutung von Satellitendiensten als kritische Infrastruktur hervor. (Bild: Katharina Schiffl)

Der Abschluss des ISDF22 widmete sich auf Initiative des Außenministeriums hin dem Einsatz digitaler Technologien für Friedensmissionen und zivile Konfliktprävention. Den Anfang bildete das Thema „Smart Missions“, verstanden als künftige Prozessoptimierung bei zivilen Friedensmissionen im Sinne einer bestmöglichen Nachhaltigkeit durch das Zusammenspiel aus geschultem Personal sowie dem Einsatz digitaler Tools und Vernetzungstechnologien. Daran anschließend wurde die Nutzung sog. PeaceTech (Technologien, Medien, Daten) erörtert. Diese soll einen entscheidenden Beitrag zur Verhinderung und Auflösung gewaltförmiger Konflikte leisten. 

Das IDSF22 endete mit einer abschließenden Rede von Lukas Mandl, Mitglied des Europäischen Parlaments, der live aus Brüssel zugeschaltet war: „Die Sicherheit der Europäer zu stärken bedeutet, mehr zu investieren, um zu unserer Autonomie beizutragen. Sicherheit bedeutet, dass wir die freie Welt vereinen und weltweit zu unserer Menschenwürde und Freiheit beitragen müssen.“

Ein gelungener Abschluss. (Bild: Katharina Schiffl)

Begleitende Ausstellung innovativer Unternehmen

Begleitet wurde das IDSF an allen drei Tagen von einer Ausstellung österreichischer KMU sowie weltweit tätiger Unternehmen aus dem Digitalbereich. Teil der Ausstellung waren u.a. ARGE Sicherheit und Wirtschaft (ASW) der Wirtschaftskammer Österreich, KSÖ Kompetenzzentrum Sicheres Österreich, Verbund, IKARUS Security Software, X-Net Services, K-Businesscom AG (vormals Kapsch BusinessCom AG), Cybertrap, Lieber.Group mit ThreatGet, msg Plaut Austria, Softprom, fragmentiX, W&H Dentalwerk, Donau-Universität Krems, SBA Research, DFV Digital Factory Vorarlberg, FH Salzburg, Silkroad 4.0, Vienna Cyber Security and Privacy Research Cluster (VISP), sowie Wirtschaftsagentur Wien.

Das IDSF wurde darüber hinaus von A1, Huawei, msg Plaut Austria, Verbund, World Institute for Nuclear Security (WINS) sowie von der DigitalCity.Wien Initiative, der Wirtschaftsagentur Wien in Zusammenarbeit mit der ViennaUp Initiative unterstützt und im Rahmen des Vienna Meeting Fund durch das Vienna Convention Bureau gefördert.

 

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