Donnerstag, Juli 18, 2024



Das Internet in Österreich steht vor einer Teuerungswelle, warnt der Providerverband ISPA. Der Grund: Die Internetanbieter werden in absehbarer Zeit voraussichtlich die Tarife erhöhen – aber nicht freiwillig. Eine Deregulierung der A1 Telekom Austria könnte zu generell höheren Preisen am Markt führen.

Die meisten Internetanbieter müssen die bestehenden Internetleitungen von A1 nutzen, weil der Aufbau einer eigenen Infrastruktur oft nicht möglich ist. Damit genießt A1 in weiten Teilen Österreichs de facto eine Monopolstellung und muss diese bislang anderen Anbietern zu regulierten Preisen zur Verfügung stellen, ähnlich wie bei Strom- und Gasnetzen.

Ob A1 diese Monopolstellung weiterhin hat, wird von der zuständigen Regulierungsbehörde, der Telekom-Control-Kommission (TKK), alle fünf Jahre neu geprüft. Überraschenderweise kam nun ein Gutachten der Behörde zu dem Schluss, dass A1 in Teilen Österreichs, vor allem in den großen Städten, keine marktbeherrschende Stellung mehr hätte. Begründet wird dies auch damit, dass bereits ausreichend Wettbewerb durch mobiles Breitband herrschte.

"Dabei wird ignoriert, dass mobiles Breitband den erhöhten Ansprüchen durch unter anderem Home-Office und Video-Streaming technisch nicht gerecht werden kann und damit als echter Ausgleich am Markt ausfällt", heißt es in einer Aussendung der ISPA. Ein zweites, letzte Woche veröffentlichtes Gutachten schlägt  sogar eine österreichweite Deregulierung vor. "A1 wird dann die Preise für die Nutzung seiner Infrastruktur durch andere Anbieter in ganz Österreich massiv erhöhen, wie ihre neuen Vertragsentwürfe zeigen", so der Wortlaut.

„Die Internetanbieter können natürlich nicht mit Verlust arbeiten und müssen diese Preise dann an ihre Kund:innen weitergeben“, erklärt Harald Kapper, Präsident der ISPA. „Dabei ist ein leistbarer Internetzugang für viele Menschen heute ein Grundbedürfnis. Wir haben in den letzten Jahren gesehen, was das bedeutet: Austausch mit Familie und Freund:innen, Zugang zu teils lebenswichtigen Informationen und nicht zuletzt hunderttausende Arbeitsplätze im Home-Office. Deregulierung ist kein Selbstzweck. A1 als einem in weiten Teilen Österreichs Quasi-Monopolisten freie Hand zu lassen, bedeutet letztlich nur mehr Gewinne für A1, zum Schaden heimischer Klein- und Mittelbetriebe und bezahlt von den Endkund:innen. Dabei wurde die Errichtung dieser Infrastruktur ursprünglich vom Staat bezahlt, die Bürger:innen werden hier also doppelt zur Kassa gebeten! Wir fordern daher, dass die TKK hier im Sinne der Kund:innen handelt und A1 weiterhin reguliert bleibt.“

Bild: iStock

Meistgelesene BLOGS

Alfons A. Flatscher
21. März 2024
 Mit KI-Technologien bleibt kein Stein auf dem anderen. Ganze Berufsstände, die sich bisher unangreifbar fühlten, geraten plötzlich in eine Krise. Legionen von Programmierern arbeiten gerade an d...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Andreas Pfeiler
27. März 2024
Die Bundesregierung hat ein lang überfälliges Wohnbauprogramm gestartet. Ausschlaggebend dafür war ein Vorschlag der Sozialpartner, der medial aber zu Unrecht auf einen Punkt reduziert und ebenso inte...
Redaktion
09. April 2024
Die Baubranche befindet sich gerade in einem riesigen Transformationsprozess. Dabei gilt es nicht nur, das Bauen CO2-ärmer und insgesamt nachhaltiger zu gestalten, sondern auch Wege zu finden, wie man...
Firmen | News
27. Mai 2024
Die Zeiten, in denen man eine Bankfiliale besuchen musste, um sich über finanzielle Produkte zu informieren, sind längst vorbei. Heute, in einer Ära, in der praktisch jede Information nur einen Klick ...
Fujitsu
05. April 2024
Die IT-Landschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Früher dominierten zentralisierte Rechenzentren, ein neuer Trend favorisiert nun aber eine verteilte IT-Infrastruktur. Diese erstreckt...
Bernd Affenzeller
02. Juni 2024
Am 9. Juni findet in Österreich die Wahl zum Europäischen Parlament statt. Überschattet wird der Wahlkampf derzeit von Vorwürfen gegen die grüne Kandidatin Lena Schilling. Trotz der heftigen Turbulenz...
Marlene Buchinger
21. April 2024
Derzeit gibt es Unmengen an Schulungsangeboten und ESG-Tools schießen wie Pilze aus dem Boden. Anstelle das Rad neu zu erfinden, lohnt es sich bestehende Strukturen zu neu zu denken. Herzlich Willkomm...

Log in or Sign up