Einer neuen Case Study des Unternehmens-und Strategieberaters Accenture zufolge wünschen sich österreichische Patient*innen mehr digitale Gesundheitsleistungen.
Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung in vielen Bereichen einen Schwung verpasst - nur im österreichischen Gesundheitssystem ist davon noch recht wenig zu spüren. Über die Hälfte aller Befragten der aktuellen Gesundheitsstudie von Accenture spricht sich beispielsweise für virtuelle Arzttermine auch außerhalb der normalen Öffnungszeiten aus - vor allem aus Gründen der Zeitersparnis.
Philipp Krabb, der Studien-Projektleiter von Accenture Österreich, erklärt: „Wir sehen in der Studie deutlich, dass es eine hohe Bereitschaft für virtuelle Leistungen gibt. Befundbesprechungen, Unterstützung bei chronischen Krankheiten, Erinnerung an Medikamente - alles Bereiche, die vielfach genannt wurden“.
Gleichzeitig sind viele Patient*innen aus datenschutzrechtlichen Gründen aber weiterhin skeptisch. Mangelnder persönlicher Kontakt zum Arzt hingegen sei weniger ein Problem - die digitale Affinität steige ohnehin über alle Altersgruppen hinweg.
Michael Zettel, Chef bei Accenture Österreich: „Bis dato stand das System im Mittelpunkt. Wir haben uns gefragt: Was aber wollen die Patientinnen und Patienten? Und unsere Studie zeigt: Patienten wollen digitale Gesundheitsleistungen.“
Nach der elektronischen Patientenakte wären die technischen und regulatorischen Voraussetzungen für mehr Digitalisierung zwar gegeben - was Vernetzung und Datennutzung betrifft, bestünde allerdings Verbesserungspotenzial.
Accenture schlägt deshalb eine zentrale, öffentliche Gesundheitsplattform vor - gewissermaßen eine Erweiterung der ELGA - die alle Leistungen vereinen soll: Vom Symptomchecker zur Terminbuchung bis hin zum e-Rezept, dem Teilen von Gesundheitswerten via App oder kurzfristigen Videokonsultationen bei der Hausärztin.
Teresa Herold, Gesundheitsexpertin bei Accenture, beschreibt: „Unsere Vision für eine Gesundheitsplattform in Österreich ist es, alle relevanten Gesundheitsleistungen mit einem Klick 24/7 zur Verfügung zu stellen. Es ist sozusagen 'Mein Zuhause für Meine Gesundheit', über alle Stationen hinweg: angefangen von Angeboten für Prävention über Krankenhaus- und Arztbesuche, bis hin zur Dokumentation, Nachsorge und Therapie.“
Sollte die Gesundheitsplattform auf diese Art umgesetzt werden, könnten über eine Million Arbeitsstunden im Gesundheitssystem eingespart werden, so Michael Zettel, der Geschäftsführer von Accenture Österreich. Eine effizientere Verwaltung könnte außerdem das - im europäischen Vergleich recht kostenaufwendige - österreichische System um ganze sechs bis sieben Milliarden Euro entlasten, meint Studienleiter Krabb. Innerhalb von ein bis drei Jahren stellt er eine 70 - bis 80-prozentige Nutzungsrate bei der Bevölkerung in Aussicht.
Der bisherige Weg zum Arzt - also klassisch analog - sollte aber weiterhin offen bleiben. Zudem bleibt abzuwarten, wie die Ärzteschaft zu solch einer digitalen Umstellung steht, dazu will Accenture in Zukunft weitere Studien anstellen. Mehr zur aktuellen Case Study lässt sich unter folgendem Link nachlesen: www.accenture.at/gesundheitsstudie