Steffen Lange verantwortet seit April das Österreichgeschäft von Salesforce – als überhaupt erster Geschäftsleiter, der von dem CRM- und SaaS-Pionier dezidiert für den heimischen Markt eingesetzt wird.
Report: Welche Herausforderungen sehen Sie bei Unternehmen aktuell, warum diese auf Cloud-CRM-Lösungen wie Salesforce setzen?
Steffen Lange: In den letzten eineinhalb Jahren hat sich die Welt extrem verändert. Krisen wie die Pandemie aber auch die Klimakrise dringen auf unsere Gesellschaft und die Wirtschaft ein.
Wir sehen wachsende Ungleichheiten und einen angespannten Arbeitsmarkt – in weiterer Folge auch eine Vertrauenskrise in der Gesellschaft ebenso wie im Zusammenspiel von Kund*innen und Unternehmen. Nun ist Vertrauen das wichtigste Gut in der Wirtschaft. Langfristig ist Wirtschaftserfolg nur möglich, wenn sich Unternehmen stark in Richtung Kund*innen ausrichten.
Sie sollten also ihr Geschäft weniger aus Sicht ihrer Produkte, sondern serviceorientierter an den Kundenbedürfnissen ausrichten.
Durch die steigenden technologischen Möglichkeiten ergeben sich gleichermaßen Chancen und Herausforderungen. Wir sprechen hier vom »digitalen Imperativ«: Unternehmen sollen die digitalen Möglichkeiten als Chance begreifen, um ihr Geschäft wieder neu ausrichten zu können.
Unser Vorteil ist, dass wir seit über 20 Jahren den Markt mitgestalten und viele konkrete Beispiele für erfolgreiche digitale Transformationsthemen bringen. Diese Verlässlichkeit und das Vertrauen, das uns in diesem langen Zeitraum erbracht worden ist, sehen wir auch fix als Unternehmenswert in unserer Rolle als »Trusted Advisor« verankert.
Report: Was können Sie Kunden sagen, die aus Datenschutzgründen ihre Daten in Europa gespeichert lassen wollen?
Lange: Wir nehmen als Cloud-Anbieter dieses Thema sehr ernst und übererfüllen die rechtlichen Vorgaben sogar. Wir bietet eine Datenhaltung innerhalb der EU an und haben dazu auch verschiedene Ankündigungen in den letzten Wochen gemacht. Eine Datenhaltung muss natürlich vertrauensvoll und sicher funktionieren – sowohl für Unternehmen als auch für ihre Kunden.
Man sollte aber auch drauf achten, wie Cloud-Kunden mit deren Kundendaten arbeiten. Da fehlt oft die Transparenz, wenn Unternehmen mit »Spray and Pray«-Ansatz personenbezogene Daten ohne Einwilligungen verarbeiten.
Report: Haben Sie Unternehmen in Österreich, denen die Wahlmöglichkeit des Datenspeicherorts wichtig ist?
Lange: Absolut. Dem begegnen wir immer wieder.
Report: Welchen Einfluss hat die Änderung in Richtung hybride Arbeitsplätze generell auf Business-Software?
Lange: Abgesehen davon, dass wir durch die Pandemie keineswegs in eine neue Arbeitsplatz-Situation gekommen sind – hybride Arbeitsmodelle sind seit langer Zeit fest bei uns verankert, unsere Zusammenarbeit intern ist stark von Vertrauen geprägt – sehen wir dadurch auch neue Chancen.
In der Nutzung auch unserer eigenen Technologien reden wir vom sogenannten »digitalen Headquarter« als Arbeitsort. Unternehmen sollten sich bei den Anforderungen unserer Zeit auch ihre internen Unternehmensprozesse anschauen, schließlich bedeuten Webkonferenzen und Homeoffice allein noch keine nachhaltige Veränderung.
Auch mit den Kund*innen sollte digital interagiert werden. Es gilt, alle technologischen Möglichkeiten zu nutzen und für Eventualitäten gewappnet zu sein.
Report: Wie ist Salesforce in Österreich personell aufgestellt? Wen adressieren Sie speziell?
Lange: Während wir im österreichischen Markt in der Vergangenheit eher reaktiv tätig waren, wachsen wir jetzt nach einem starken Vorjahr nun rasant.
Wir stellen jeden Monat weitere Mitarbeiter*innen ein. Dementsprechend macht es Spaß, das verantworten zu dürfen.
Salesforce kommt ursprünglich aus dem Markt für kleinere und mittlere Unternehmen – im Mittelstand sind wir eigentlich groß geworden. Dementsprechend ist unsere Kundenbasis auch in Österreich in diesen Segmenten am ausgeprägtesten.
Es ist bei den Unternehmen generell auch in der Pandemie die Investitionsbereitschaft nicht zurückgegangen. Laut einem aktuellen »Small and Medium Business Trend Report« von Salesforce werden 31 % der Investitionen in Marketing-Technologien gesteckt, knapp vor Kundenservice mit 29 %.
Es ist deutlich erkennbar, dass auch aus Sicht der Unternehmer*innen die Kund*innen in den Vordergrund rücken müssen. Zusätzlich stellen wir unsere Software gemeinnützigen Organisationen kostenfrei zu Verfügung. Wir wollen auch wieder an die Gesellschaft zurückgegeben.
Report: Sie bieten eine Lernplattform als Service an. Was wollen Sie damit erreichen?
Lange: Wir sind überzeugt, dass die Vermittlung von digitalen Fertigkeiten und Stärken nicht allein staatliche Organisationen verantworten müssen. Als Vorreiter der Digitalisierung sehen wir uns in einer gesellschaftlichen Verpflichtung.
Einer IDC-Studie zufolge werden bis zum Jahr 2026 voraussichtlich 11.000 neue Arbeitsplätze rund um Salesforce, seinen Partnerfirmen und Kunden in Österreich entstehen. 2026 werden gut 18.000 Menschen in Salesforce-bezogenen Jobs arbeiten. Das bedingt auch, dass die Anforderungen an die digitalen Skills der Beschäftigten kontinuierlich steigen werden.
Ich kann herzlich dazu aufrufen, diese kostenfreie Möglichkeit der Weiterbildung zu nutzen.
Lernplattform
Für die Qualifizierung in Salesforce-bezogenen Berufen stellt Salesforce die kostenlose Online-Lernplattform Trailhead bereit, mit deren Hilfe sich weltweit bereits 3,6 Millionen Menschen mit den entsprechenden Nachweisen weiterqualifiziert haben. Ein Schwerpunkt der Bildungsinhalte liegt auf neu konzipierten Rollen in Marketing, Vertrieb und Design.
Info: trailhead.salesforce.com/de