Sonntag, November 24, 2024
Eine mobile App, um Apps zu bauen

Keine Code-Zeilen mehr tippen: Julian Netzer von techprimate will mit »kula« ein niederschwelliges Angebot für die App-Entwicklung bieten – jedenfalls bis zu einem gewissen Grad.

Report: Herr Netzer, was wollen Sie mit kula erreichen?

Julian Netzer: No-Code-Tools verändern die Art und Weise, wie Software geschrieben wird. Auf einmal können »Minimum Viable Products« rasch mit wenig Aufwand gebaut werden. Statt klassischer Marktvalidierung mit Studien und Umfragen wird die Produktidee gleich direkt am Markt getestet. Eine eigene Lösung wird dann erst geschrieben, wenn sich wirklich Indikatoren für einen »Product-Market-Fit« finden und sich die Umsetzung rentiert. Auch können sich Designer*innen stärker am Entwicklungsprozess beteiligen, das öffnet die Welt der Softwareentwicklung für weitere Berufsgruppen. Und das haben wir gerade in Österreich nötig, wo über 10.000 IT-Fachkräfte fehlen.

Report: Gibt es bei diesem Thema auch Missverständnisse?

Netzer: No-Code-Lösungen verkaufen sich derzeit so, als ob wirklich jede und jeder plötzlich eigene Software bauen kann. Das stimmt nicht, denn oft braucht es immer noch ein logisches, technisches Verständnis sowie UI/UX-Kenntnisse, um mit No-Code-Tools etwas anfangen zu können. Wir haben herausgefunden, dass die Tools meist von Leuten verwendet werden, die – ironischerweise – ohnehin coden können. Mit kula gehen wir deswegen einen Schritt weiter. Wir wollen auf Leute zugehen, die selbst keine Apps bauen würden.

Report: Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Netzer: Mein Co-Founder Philip Niedertscheider und ich haben 2014 eine App für unsere damalige Schule, die HTL Bregenz, gebaut. Mit der App wollten wir Schüler*innen das Schulleben erleichtern und Durchblick im Schulalltag bringen. Wir dachten uns gleich, wieso nicht für alle Schulen? 2018 haben wir dann die Mobile-App-Agentur techprimate gegründet. Mit kula programmierten wir ein System, mit dem wir viele verschiedene Schul-Apps mit unterschiedlichen Funktionen und Designs einfach bauen können. 2020 kam dann aber mit der Pandemie auch die Chance, unser Produkt neu zu erfinden. Wir dachten uns: Wieso nur für Schulen, wieso nicht gleich für alle? Ich habe dann die Idee bei den »i²c Extended Studies on Innovation« der TU Wien angebracht und dort ermutigenden Anklang gefunden. Wir haben mit Hilfe des TU Wien Innovation Incubation Centers und seinen Lektor*innen und Mentor*innen über ein Jahr an der Idee gefeilt.

Report: Wie ist die Roadmap Ihrer Lösung? Wann ist Marktstart?

Netzer: Wir setzen jetzt die ersten Apps gemeinsam mit unseren Kunden um. Unser Team wächst auch gerade, und wir genießen zudem ab Herbst die Unterstützung des TUW i²c Inkubators. Aktuell kann man sich auf www.kula.app für den Limited Launch anmelden. Gegen Ende des Jahres wird kula, unsere mobile App um Apps zu bauen, dann für einen Teil unserer Warteliste in Österreich freigeschaltet. Wir testen weiterhin, in welchen Branchen und Bereichen wir am meisten Mehrwert bieten können. Im Frühjahr 2022 gehen wir eine größere Investmentrunde an, damit unser Team weiter wachsen kann und um kula weiter zu skalieren. Denn weltweiten Launch sehen wir nächstes Jahr im Herbst. Unser Ziel ist, 500 Apps bis Ende des nächstes Jahres zu veröffentlichen.

Report: Wer sind Ihre Zielgruppen?

Netzer: Uns ist es wichtig jene zu erreichen, die bisher nie die Chance hatten, eine eigene App zu bauen: kleine Unternehmen. Für diese waren eigene App-Entwicklungen bisher finanziell nicht rentabel. Unser Pricing liegt bei 100 Euro im Monat. Damit ist es möglich, auch für eine kleine aber loyale Kundschaft eine eigenständige und mobile Plattform zu bauen . Wir suchen »Use Cases« die immer wieder vorkommen und deswegen skalierbar sind – etwa für Personaltrainer*innen, Frisör*innen, Apotheker*innen bis zu Bäcker*innen und Hausärzt*innen. So bald wie möglich sollen auch Agenturen und selbstständige Entwickler*innen von kula profitieren können.

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