Mittwoch, November 20, 2024

IP oder ISDN? Bei der Frage nach dem richtigen Untergrund für die Unternehmenstelefonie scheiden sich alte und neue Geister. Eine einfache Antwort gibt es nicht.

Begriffe wie IP-Telefonie, Voice-over-IP und Unified Communication – die Konvergenz von Sprach- und Datenapplikationen – sie sind tägliches Brot einer Branche, die den Unternehmen das Leben erleichtern möchte. Ihr Motto: Die starren Kommunikationsinfrastrukturen der Vergangenheit werden langsam, aber sicher von einer flexiblen, neuen Gerätegeneration abgelöst. Die Spezialprogrammierung der herkömmlichen ISDN-Anlage weicht nun der Standardprogrammierung einer IP- oder Hybrid-Lösung. Letztere haben einen großen Vorteil: basierend auf LAN-Leitungen in Firmen können Telefone ebenso einfach wie schon Arbeitsplatzrechner oder Notebooks ans Firmennetz geschlossen werden. Eine Extraverkabelung für die Sprachtelefonie ist nicht mehr nötig. Die smarteren Endgeräte passen sich auch leichter dem Nutzer und seinen Anforderungen an. So kann dann auch mal schnell die Durchwahl ins Homeoffice aufs Softphone am Schlepptop verlegt werden.

»Müssen wir wirklich täglich im Büro sitzen, um unserer Tätigkeit nachzugehen?«, frägt Aastra-Chef Frederic Boone. Er weiß, dass mit Hilfe konvergenter Kommunikationstechnologien die Arbeit auch einfach mit nach Hause genommen werden kann – zumindest was den durchschnittlichen Schreibtischtäter betrifft. »Speziell Berufsgruppen, deren Tätigkeit wissensbasiert ist, könnten durch eine entsprechende technologische Kommunikationsausstattung Büroarbeit mit Arbeiten von zu Hause aus abwechseln«, präzisiert Boone. Die beiden Säulen der neuen Heimarbeit: VoIP und Virtual Private Networks (VPNs). Letztere garantieren den sicheren Zugang zum Firmennetzwerk und spornen auch zu großen Taten an. Die Theorie: »Wenn wir frei sind, unseren Tagesablauf selbst zu planen, leisten die meisten von uns viel mehr«, meint der Experte.

Bedarfsbezogen
»Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten muss sich jeder fragen, ob Telefonie im herkömmlichen Sinne noch zeitgemäß ist«, heißt es vielerorts. IP-Phones spielen heute alle Stückln und eignen sich für die unterschiedlichste Nutzung: vom Home-Office-Arbeitsplatz bis hin zum Großunternehmen mit vielen vernetzten Standorten. Schnittstellenproblematik kennt die IP-Welt sowieso kaum, die meisten Geräte sind SIP-fähig. Sie setzen auf den Kommunikationsstandard »Session Initiation Protocoll« auf, der heute die IP-Telefonie maßgeblich prägt. Gerätehersteller wie snom haben ihre IP-Phones auch für Microsofts Office Communications Server 2007 (OCS) fit gemacht. Oliver Wittig, Vice President Sales EMEA snom, sieht neben der klassischen Computer-Telefonie-Integration die größten Vorteile von IP-Telefonie gerade in Verbindung mit dem OCS und dessen bunter Applikationslandschaft. Erst mit der konvergenten Anbindung der Telefondaten an Systeme wie beispielsweise dem Kundendienst, dem Customer-Relationship-Management kann echter Mehrwert generiert werden. Doch, so betont Wittig, gelte keinesfalls, dass IP-Lösungen zwingend immer die alten ISDN-Anlagen schlagen könnten.

Eines der wichtigsten Kriterien für die Entscheidung, auf welcher Basis in einem Unternehmen telefoniert werden sollte, ist die Firmengröße selbst. Österreich ist ein klassisches Siemens-ISDN-Anlagen-Land mit vielen kleineren Pensionen und Hotels. Diese würden sich hüten, ihre gut funktionierenden, alten Anlagen teuer abzulösen. »Wenn eine IP-Anlage schon günstiger kommen soll, dann muss auch alles richtig gemacht werden«, folgert Wittig. Sprich: genau kalkulieren, Firmenfilialen einbeziehen und auch ein künftiges Wachstum an Arbeitsplätzen einberechnen. Je komplexer und geografisch verteilter ein Unternehmen aufgestellt ist, desto eher wird über die IP-Leitung gefunkt werden. Freilich: Mischformen von der Telefonanlage bis zum mobilen oder Festnetz-Endgerät sind üblich. Die volle Integration der jeweils anderen Gerätewelt ist in beide Richtungen machbar. Was höchstens auf der Strecke bleibt, sind einzelne Funktionalitäten auf den Telefonen. Wer es dagegen sauber halten möchte, ist beraten, seinen jeweils passenden Hersteller zu wählen.

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