Von Android bis Wikipedia: Quelloffene Software ist die Basis unserer alltäglichen Erfahrung. Gerald Pfeifer von SUSE hat sich gefragt, was wir eigentlich ohne Open Source tun würden – und kommt zu einer überraschenden Antwort.
Open Source öffnet einen Raum, in dem Ideen wachsen und Projekte realisiert werden können. Viele Open-Source-Projekte etwa bringen Entwickler aus aller Welt mit Konzernen zusammen, die eigentlich Konkurrenten sind – so arbeiten Chiphersteller wie AMD und Intel gemeinsam mit Software-Riesen wie Microsoft, Oracle und SAP, gemeinsam mit Linux-Anbietern wie Red Hat und SUSE. Linux ist dabei zentral. Was 1991 als Hobby begann, bildet heute die Basis für viele Produkte aus unserem Alltag: Desktop- und Server-Betriebssysteme, Android und medizinische Systeme basieren ebenso auf Linux wie 99,6 % der weltweiten Supercomputer und viele High Performance Computing Cluster. Ohne Open Source wären unser Alltag, unsere Wirtschaft und Wissenschaft nicht mehr wiederzuerkennen.
Teure Monopole
Stellen wir uns vor, Dennis Ritchie hätte in den 70ern die Programmiersprache C nicht breit verfügbar gemacht, oder die BSD-Distribution oder das GNU-Projekt wären nicht entstanden. Im »Closed-Source-Land« gäbe es keine digitale Transformation. Woran liegt das? Zwischen proprietären Systemen muss man zuerst eine Ebene der Zusammenarbeit finden – in Form gemeinsamer Standards. Doch in der Diskussion darum will jeder Partner so viele seiner Vorstellungen wie möglich umsetzen. Selbst wenn man sich endlich auf einen bilateralen Standard einigt, so ist dieser sofort hinfällig, wenn ein neuer Partner dazu stößt, oder er ist bei der Veröffentlichung schon veraltet. Die Verhandlung geht dann von vorne los. Open Source andererseits führt oft zu allgemein gültigen und neutralen Standards. Ohne diese müssten wir heute auf grundlegende Innovationen wie die Cloud verzichten. Insgesamt wäre im Closed-Source-Land Software deutlich behäbiger, monolithischer und letztlich teurer.
Säule der Gesellschaft
Open Source ist untrennbar mit unserer heutigen digitalen Welt verbunden. Vielfältige Communities aus Unternehmen und einzelnen Entwicklern treiben die Bewegung weiter voran. Davon profitieren alle: Entwicklern nutzt die Erfahrung eines Unternehmens, die Wirtschaft nutzt dafür kreative Ideen und Innovationen aus den Communities. Auch Konsumenten genießen die Vorteile von Open Source – eine bunte Vielfalt an Technologien und Produkten. Sogar die Gesellschaft als Ganzes entwickelt sich durch den technischen Fortschritt sowie neue Arten der Kommunikation und Kollaboration weiter.
Eigentlich müssen wir uns also keine Gedanken machen über die Welt ohne Open Source. Wir könnten nicht mehr ohne, selbst wenn wir wollten. Denn wenn Open Source heute verschwinden würde, wir würden das Konzept morgen wieder erfinden. Es ist einfach zu gut.
Zum Autor: Gerald Pfeifer ist Vice President Products & Technology Programs bei SUSE. Der Österreicher lebt in Wien und Nürnberg. SUSE vertreibt Enterprise-Open-Source-Systeme und bietet Geschäftskunden Support und IT-Services.