Sonntag, Dezember 22, 2024

Die Investoren und Projektentwickler in Osteuropa scheinen angesichts der Finanzkrise in Schockstarre gefangen zu sein. Der Shopping Center Boom der letzten Jahre hat deutlich an Tempo verloren. Gänzlich eingestellt werden aber nur rund zehn Prozent der Projekte, der Rest wird vorerst einmal verschoben.

Vor der Finanzkrise war in Osteuropa viel Geld vorhanden, das veranlagt werden wollte. Es kamen jede Menge Projekte in die Pipeline darunter auch viele schlechte, heißt es in einer aktuellen Studie des Standortberaters RegioPlan Consulting. Es wurde finanziert und realisiert, aber nicht alles war sinnvoll. Dann ist die Finanzkrise gekommen und die Märkte ordentlich durchgeschüttelt. „Heute sitzt das Geld definitiv nicht mehr so locker. Dabei bleiben vor allem schwächere Projekte auf der Strecke“, sagt RegioPlan Geschäftsführer Wolfgang Richter. Aus der Vogelperspektive betrachtet sei diese Marktbereinigung durchaus positiv, da dadurch die bestehenden Strukturen gestärkt werden.

In der Wartschleife
Investoren, Entwickler und Händler teilen ein gemeinsames Schicksal. Alle warten, dass der Konjunkturmotor wieder anspringt. Aktuell tut sich nur sehr wenig. Vor allem in der Ukraine, Rumänien, Bulgarien und Russland sind zahlreiche Projekte on hold. Besonders betroffen sind jene, die sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium befinden. Vor kurzem war das noch ganz anders. Dem Investitionsboom folgte der Bauboom: Immer schneller, immer größer, immer mehr. Das hat sich jetzt schlagartig geändert. Allerdings bedeutet der derzeitige Stillstand nicht, dass gar nichts mehr gebaut wird. Richter schätzt, dass nicht mehr als zehn Prozent der Projekte tatsächlich eingestellt werden. Der Rest werde nur vertagt und idealerweise überarbeitet und optimiert. „Es ist noch genug Dynamik da, nur etwas verschoben“, ist Richter überzeugt.

Der Konsument wieder im Fokus
Bei dem enormen Tempo, in dem Handelsimmobilien in den letzten Jahren entwickelt wurden, blieb laut die Qualität irgendwann auf der Strecke. Die RegioPlan-Studie kommt zu dem Schluss, dass „Shopping Center nicht mehr für die Kunden gebaut wurden sondern für die Investoren“. Die Kaufkraft der Bevölkerung stieg aber nicht in demselben Ausmaß wie die Handelsflächen. Durch die Finanzkrise kommt es jetzt zu einer Kehrtwende. „Vor allem die schlechten Projekte werden nicht überleben. Es wird zu einer Marktbereinigung kommen, die gut ist“, sagt Richter. Zum einen, weil Projekte nun sorgfältiger geplant werden müssen, um überhaupt eine Finanzierung zu bekommen. Und zum anderen werden die bestehenden Strukturen gestärkt und die Konsumenten bekommen nun endlich die Möglichkeit, das derzeit bestehende Angebot auch anzunehmen.

Erfolge sind möglich
Das Potenzial im Osten ist den widrigen Umständen zum Trotz ungebrochen groß, ist man bei RegioPlan überzeugt. „Der Nachholbedarf auf der Seite der Konsumenten ist nach wie vor da, und auch internationale Handelsketten werden langfristige Expansionsstrategien nicht über den Haufen werfen.“ Der Zugang der Investoren und Planer müsse sich aber ändern. Statt „Speed counts“ muss das Motto nun „Quality first“ heißen. „Als Projektentwickler hat man heute dann Erfolg, wenn man neben dem nötigen Kleingeld auch den richtigen Standort und für die jeweilige Umgebung das passende Konzept hat“, sagt Richter. Und dieses Konzept ist in Bratislava ein anderes als etwa in Kiew oder Sofia. So verfügt etwa Kiew um mehr als doppelt so viel Shopping Center-Fläche als Bratislava, hat aber eine nur halb so hohe Dichte pro Einwohner.

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