Das Softwareunternehmen Sybase ist eines der erfolgreichsten Beispiele, wie wandlungsfähig die IT-Branche ist. Sybase geht es nicht nur um das Management, sondern auch um die Mobilisierung von Information.
Der Business-Software-Hersteller Sybase wurde in den Achtziger Jahren gegründet – eine Zeit, in der man sich im Datenbankbereich eine goldene Nase verdienen konnte. Sybase entwickelte gemeinsam mit Microsoft den legendären SQL-Server, der heute eines der meistgenutzten Datenbanksysteme ist. Mittlerweile geht es Sybase aber nicht nur um das Management, sondern auch um die Mobilisierung von Information. Das Unternehmen eignete sich in den vergangenen Jahren Know-how und Produkte im Bereich Business Intelligence und sogar Gerätemanagement für Laptops, Organizer und Smartphones an.
Franz Pacha, langjähriger Geschäftsführer von Sybase in Österreich, sieht nun neue Chancen für seine Palette mobiler Lösungen. Aus gutem Grund: Branchenprimus Nokia, dessen Geräte gerne in Unternehmen eingesetzt werden, hat seine Produktstrategie im Bereich Device Management auf den Kopf gestellt. Im Herbst 2008 verlautbarten die Finnen, zu Gunsten engerer Kooperationen mit Unternehmen wie Cisco oder Microsoft das Marketing und die Entwicklung der eigenen Intellisync-Plattform einzustellen. Gemunkelt wurde, dass Nokia einfach zu wenig Businesskunden mit seiner eigenen Middleware gewinnen konnten. Aus gutem Grund: Geräte von Nokia sind ohnehin bereits Quasi-Standard bei den meisten Mobil-Lösungen.
Die österreichischen Firmen, die noch immer überproportional oft auf Nokia setzen, sehen sich nun zwischen den Stühlen. Pacha will jedenfalls dieses Vakuum nun mit den offenen Lösungen von Sybase auffüllen. Die Produktfamilie Afaria der Sybases Mobile-Solutions-Tochter iAnywhere spricht Gerätschaften unterschiedlichster Hersteller an und kann so die gesamte, mobile Geräteflotte in Unternehmen abbilden.
Dabei ist Device Management längst mehr als nur Middleware für Softwareupdates und Rechtevergaben. Pacha weiß um die Dringlichkeit von Sicherheitsfragen in vielen Unternehmen, um Daten der mobilen Mitarbeiter zu schützen. Und bietet deshalb Security- und Administrationswerkzeuge, die etwa bei einem Diebstahl automatisch Datensätze am Gerät löschen. Der Fantasie sind im Gerätemanagement keine Grenzen gesetzt: Übergabe von Gesprächen aus dem Mobilfunknetz in ein Drahtlosnetzwerk am Firmengelände, Verschlüsselungen des Datenverkehrs, die Anbindung an Mailserver und Unternehmensprozesse jeder Art. Allein hierzulande sieht die Sybase-Mannschaft ein Potenzial von "mehreren zehntausend Geräten", mit denen Nutzer auch Einblick in Lagerstände, Kundendaten oder Rechnungsläufe haben wollen. Die Zeiten von Push-E-Mail als allein stehende Killerapplikation sind vorbei.
Doch zurück zu den Datenbanken. Mit Microsoft hatte sich Sybase in den letzten Jahren auseinander gelebt, nun möchte man wieder zusammenrücken, wie Pacha betont. "Um den Microsoft SQL Server kommen viele nicht herum, manch Unternehmen würde aber gerne Linux einsetzen", beobachtet er. Dieser Spagat könnte mit Sybases SQL-Lösung geschafft werden. Sie ermöglicht, Anwendungen auf gewohnter Datenbankbasis, aber auf Open-Source-Untergrund laufen zu lassen. Eng damit verbunden, ebenso wie mit gehörigen Geschwindigkeitssteigerungen, ist auch die Business-Intelligence-Palette des Herstellers. Die intelligente Zusammenfassung von Datenbankeinträgen zu einem übersichtlichen Ganzen wird im SAP-Umfeld unterstützt. Und das durchaus erfolgreich, wie Pacha berichtet. Ein Kundenstock ist hierzulande im Aufbau.
Mit einem Gesamtumsatz von 1,1 Mrd. Dollar weltweit, 4000 Mitarbeitern – davon 20 in Österreich – ist das kalifornische Unternehmen eines der ganz großen Business-Software-Häuser. Die Öffnung zur mobilen Datenwelt bringt Sybase in eine bemerkenswert gute Position: Information wird nun von der Datenbank bis zum mobilen Endgerät durchgehend serviciert und übertragen.