Die heimische Software- und IT-Branche schafft 486.000 Arbeitsplätzen und 16 Milliarden Euro Wertschöpfung. Trends, Studien und Meinungen.
Während die vergangenen 30 Jahre in der IT sehr stark von Hardwareentwicklungen geprägt waren, stehen die nächsten Jahre sicher im Zeichen der Software. Der Verband der österreichischen Softwareindustrie VÖSI hat gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Wien, Fachgruppe Unternehmensberatung und Informationstechnologie (UBIT), eine Analyse der wirtschaftlichen Effekte des Software- und IT-Sektors beauftragt. Die Studie wurde unter der wissenschaftlichen Leitung von Gottfried Haber, Donauuniversität Krems, erstellt und im September vorgestellt.
Strukturdaten des Markts
Ein durchschnittliches österreichisches Unternehmen im Bereich IT hat einen Personalaufwand von rund 245.000 Euro (2011: 199.000 Euro) und einen Umsatz von etwa 759.000 Euro (2011: 608.000 Euro). Es konsumiert dabei etwa 433.000 Euro (2011: 345.000 Euro) an Vorleistungen und tätigt Investitionen von knapp 34.000 Euro (2011: 27.000 Euro). Durchschnittlich sind rund 4,7 (2011: 3,4) Personen vollzeitäquivalent im Unternehmen beschäftigt. Mit einem gesamten Personalaufwand von über 6,3 Mrd. Euro (2011: 4,6 Mrd. Euro) und mehr als 11 Mrd. Euro (2011: 8 Mrd. Euro) an konsumierten Vorleistungen wird somit österreichweit ein Umsatz von über 19,5 Mrd. Euro (2011: 14 Mrd. Euro) erzielt.
Wertschöpfungseffekte
Auf dem derzeitigen Aktivitätsniveau der Software- und IT-Industrie in Österreich betragen die durchschnittlichen Multiplikatoren derzeit rund 1:2,35 für die gesamte Wertschöpfung. Der Software- und IT-Bereich schafft somit direkt insgesamt gut 2,4 Mrd. Euro Wertschöpfung in Wien (2011: 1,9 Mrd. Euro) und mehr als 6,8 Mrd. Euro Wertschöpfung in Österreich (2011: 5,4 Mrd. Euro). Durch Vorleistungen kommen in Wien indirekt noch einmal rund 1,75 Mrd. Euro Wertschöpfung (2011: 1,3 Mrd. Euro) dazu, für Österreich gesamt 4,9 Mrd. Euro (2011: 3,7 Mrd. Euro).
Darüber hinaus werden in allen anderen Branchen in der Gesamtwirtschaft durch Kaufkrafteffekte weitere mehr als 1,5 Mrd. Euro Wertschöpfung in Wien geschaffen (2011: 1,1), etwa 4,3 Mrd. Euro für Österreich (2011: 3,2 Mrd. Euro). In Summe ergeben sich daher gesamte Wertschöpfungseffekte von etwa 5,7 Mrd. Euro in Wien (2011: 4,4 Mrd. Euro) bzw. 16 Mrd. Euro Wertschöpfung in Österreich (2011: 12,3 Mrd. Euro).
Beschäftigungseffekte
Auf dem derzeitigen Aktivitätsniveau der Software- und IT-Industrie in Österreich betragen die durchschnittlichen Multiplikatoren derzeit rund 1:4 für die Arbeitsplätze bzw. 1:3 in Vollzeitäquivalenten. Der Software- und IT-Bereich schafft somit direkt insgesamt mehr als 100.000 Jobs in Österreich (fast 83.000 Vollzeitäquivalente). Durch Vorleistungen kommen indirekt noch einmal rund 133.000 Arbeitsplätze dazu (etwa 96.000 Vollzeitäquivalente). Darüber hinaus werden in allen anderen Branchen in der Gesamtwirtschaft durch Kaufkrafteffekte weitere mehr als 175.000 Jobs geschaffen (etwa 127.000 Vollzeitäquivalente). Da gerade im Software- und IT Bereich Freelancer quantitativ bedeutsam sind, wurden die dadurch geschaffenen Arbeitsplätze in der Gesamtberechnung separat behandelt. Daraus resultieren weitere knapp 30.000 Jobs (knapp 22.000 Vollzeitäquivalente). In Summe ergeben sich daher gesamte Beschäftigungseffekte von etwa 486.000 Arbeitsplätzen, entsprechend 367.000 Vollzeitäquivalenten.
Conclusion und Ausblick
Längst hat IT & Software den in Österreich so bedeutenden Fremdenverkehr eingeholt. »In einer Zeit mit steigenden Arbeitslosenzahlen und in der jeden Monat vom AMS Rekordarbeitslosigkeit kommuniziert wird, setzt sich die IT Branche an die erste Stelle der Branchen mit positiven Beschäftigungseffekten. Jeder Job, der in der IT entsteht, generiert rund drei zusätzliche Jobs – sowohl im IT-Bereich als auch in anderen Wirtschaftsbereichen«, heißt es beim VÖSI. »Das ist eine Message an die österreichische Politik. Wenn wir gemeinsam 10.000 Jobs in der IT- und SW-Branche schaffen, so generiert das mittelfristig eine Nachfrage für rund 40.000 Arbeitskräfte. Und das sind etwa 10 % der aktuellen Arbeitslosigkeit in Österreich.«
Frage der Bildung
VÖSI-Präsident Peter Lieber sieht unten den aktuellen Herausforderungen für den heimischen Wirtschaftsstandort vor allem das Thema Bildung – für den gesamten Arbeitsmarkt. »Nicht jeder muss programmieren lernen, aber in der Schule wären digitale Sachkunde und Fähigkeiten rund um analytisches Denken – ›computational thinking‹ – sehr hilfreich, um das Verständnis für IT und damit mittlerweile für viele Bereiche unserer Gesellschaft zu verbessern.« Österreich müsse sich nun entscheiden: »Wollen wir bei der voranschreitenden Digitalisierung in den nächsten Jahrzehnten vorne mitspielen? Dann müssen wir dafür sorgen, dass in Digitalisierungsprojekten möglichst viel Wertschöpfung aus Österreich zum Einsatz kommt.«
»In Zeiten von Industrie 4.0 und der Digitalisierung der Arbeitswelt werden mehr IT-Dienstleister denn je benötigt. Außerdem sind sie unverzichtbar für den Wachstum und die Weiterentwicklung der heimischen Wirtschaft«, folgert Martin Puaschitz, Obmann der Fachgruppe UBIT Wien.
Hier geht es zum Interview mit "ERP-Tuner" Michael Schober, Trovarit: http://www.report.at/telekom/podium/item/90006-ich-spreche-nicht-mehr-von-einer-herzoperation
Neues vom Markt
Ramsauer & Stürmer: Release. Die ERP-Suite rs2 des österreichischen Business-Software-Herstellers ist in der neuen Version 4.9.0 bei einigen Testkunden bereits im Einsatz. Ab Jänner 2017 steht sie allen Kunden zur Verfügung. Es gibt zahlreiche neue Funktionalitäten, darunter etwa die Möglichkeit die Fensteranordnung im Workplace abspeichern zu können, oder bei der Neuanlage eines Artikels einen Workflow anzustoßen. Und: Die rs2 Web-Technologie basiert auf dem Single Page Application Konzept (SPA), welches aus einem einzigen HTML5 Dokument besteht, dessen Inhalte dynamisch zur Laufzeit nachgeladen werden. Ein Vorteil gegenüber klassischen Webanwendungen ist eine verringerte Serverkommunikation (reduzierte Serverlast) mit kürzeren Wartezeiten.
Software AG: Hilfestellung
Die Software AG will das Produktportfolio der Plattformen Adabas & Natural über das Jahr 2050 hinaus weiterentwickeln und unterstützen. Mit der Nutzung der Digitalisierungsmöglichkeiten für Adabas & Natural-Unternehmensanwendungen bringt der deutsche Software-Hersteller ein radikal erweitertes Serviceportfolio auf den Markt. Es soll Kunden unterstützen, den Generationenwechsel, mit dem die gesamte Softwarebranche konfrontiert ist, zu meistern. Die seit kurzem auf dem Markt verfügbaren »Adabas & Natural Managed Services« sollen den Lebenszyklus geschäftskritischer Anwendungen verlängern. Dabei kommen Services wie Remote DBA, Wartung und Instandhaltung der Anwendungen sowie operativer Support zum Einsatz.
SAP: Lösungspakete
SAP führt neue Lösungspakete ein, die speziell auf die Anforderungen der Industrie 4.0 zugeschnitten sind und die Geschäftsstrategien der Kunden für das digitale Zeitalter unterstützen. Das »Jumpstart Package« vernetzt die operativen Systeme mit den Unternehmenssystemen und ermöglicht so, die Effizienz der Fertigungsanlagen und -abläufe im Blick zu behalten. Das »Accelerator Package« stellt zusätzlich eine automatisierte, papierlose Umgebung bereit, um Produktionsabläufe besser planen und überwachen zu können. Beide Pakete werden ergänzt durch die Anwendung SAP Distributed Manufacturing, die Services für die additive Fertigung (3D-Druck) bietet. Das Jumpstart und das Accelerator Package sind ab sofort verfügbar. Die SAP plant auch die Einführung eines dritten Lösungspakets für Industrie 4.0. Das »Advanced Package« soll Unternehmen folgende Vorteile bieten: besseren Einblick in Fertigungsprozesse, bessere Kontrollmöglichkeiten, Funktionen auf Basis von maschinellem Lernen und Vorhersageanalysen für die Qualitätssicherung und Instandhaltung.
Zebra: Neue Tools
Nach der Übernahme von Motorola Solutions Enterprise Business positioniert sich Zebra Technologies im neuen Geschäftsfeld »Enterprise Asset Intelligence«. Damit bietet das Unternehmen Lösungen zur Erfassung und Auswertung von Daten zu geschäftsrelevanten Assets in Echtzeit. Dank dieser smarten Technologie können Unternehmen unterschiedlicher Branchen zu jeder Zeit alle geschäftsrelevanten Informationen abrufen und so schneller Entscheidungen treffen. Lösungen von Zebra können Informationen über Unternehmens-Assets automatisiert erfassen – beispielsweise Warenpakete beim Durchlaufen der Lieferkette, Maschinen in Fabriken, Mitarbeiter in Warenlagern oder Käufer in Geschäften. Diese Daten werden analysiert und können zielgerichtet genutzt werden.