Männer besetzen in österreichischen Mittelstandsunternehmen immer noch drei Viertel aller Führungspositionen. Allerdings sieht jeder Zweite einen positiven Zusammenhang zwischen hohem Frauenanteil und wirtschaftlichem Erfolg - über ein Drittel der Mittelstandsunternehmen hat allerdings Probleme bei der Rekrutierung qualifizierter weiblicher Fachkräfte. Das und mehr in der aktuellen EY-Studie.
Am 8. März findet der Internationale Frauentag statt, bei dem weltweit Initiativen für Geschlechterparität im Mittelpunkt stehen. Dass es bis zur Gleichberechtigung aber immer noch ein weiter Weg ist, verdeutlicht auch ein Blick in die Chefetagen heimischer Unternehmen.
Die Führungsebenen der österreichischen Mittelstandsunternehmen werden nämlich immer noch deutlich von Männern dominiert: Nur jede vierte Führungskraft ist weiblich. Bei insgesamt 86 Prozent der mittelständischen Betriebe überwiegen die Männer in der Chefetage. Mit 30 Prozent ist der Frauenanteil in Führungspositionen im Handel vergleichsweise hoch, im Bereich Bau/Energie ist dieser mit 19 Prozent besonders niedrig.
Das sind Ergebnisse des aktuellen Mittelstandsbarometers der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Für die Studie wurden insgesamt 900 mittelständische Unternehmen in Österreich im Dezember 2015 telefonisch befragt.
Elfriede Baumann, Partnerin bei EY und Verantwortliche für die Initiative „Women.Fast Forward“: „In den Chefetagen im österreichischen Mittelstand geben immer noch eindeutig die Männer den Ton an. Es ist allerdings ein positives Signal, dass sich die Unternehmensverantwortlichen sehr wohl bewusst sind, wie wichtig gemischte Führungsteams für den Unternehmenserfolg sind. Immerhin mehr als die Hälfte ist überzeugt, dass ein größerer Anteil von Frauen in Führungspositionen den Unternehmenserfolg tendenziell erhöht.“ Nur jeder Vierte (24 Prozent) verneint einen möglichen derartigen Zusammenhang kategorisch.
Dieses Bewusstsein müsse sich aus Sicht von Baumann aber erst in der Einstellungs- und Beförderungspolitik widerspiegeln: „Es ist im ureigenen Interesse von Unternehmenslenkern, eine offene Unternehmenskultur zu entwickeln, in der Vielfalt tatsächlich gelebt wird und kein Lippenbekenntnis ist. Es ist klar, dass dieser Prozess nicht von heute auf morgen gelingt. Aber gerade auch in Hinblick auf den Unternehmenserfolg sollte die aktive Förderung von Gleichstellung die oberste Maxime für Mittelstandsunternehmen sein.“
Interessant sei aus Sicht von EY-Partnerin Elfriede Baumann auch, dass gerade erfolgreiche Mittelstandsunternehmen einen positiven Zusammenhang zwischen einem hohen Frauenanteil und einer guten wirtschaftlichen Entwicklung sehen: „Je höher der Umsatz eines Unternehmens, desto eher führen Unternehmensverantwortliche diesen Erfolg auf Frauen in Führungspositionen zurück.“
Bereits jedes vierte Mittelstandsunternehmen fördert aktiv Frauen
Das gestiegene Bewusstsein für die Vorteile von gemischtgeschlechtlichen Führungsteams zeigt sich auch zunehmend in der Personalarbeit von Österreichs Mittelstandsunternehmen. „Inzwischen wird in sehr vielen Unternehmen durchaus intensiv daran gearbeitet, Frauen bessere Aufstiegschancen zu ermöglichen. Jedes vierte Mittelstandsunternehmen engagiert sich aktiv für die Gleichberechtigung im eigenen Betrieb und setzt Initiativen zur Förderung von Frauen. Das ist eine erfreuliche Entwicklung und ein ermutigendes Signal, dass wir in Zukunft deutlich mehr Frauen in den Führungsebenen mittelständischer Unternehmen sehen“, so EY-Partnerin Elfriede Baumann. Am stärksten betreiben Dienstleister aktive Frauenförderung: Hier gibt immerhin jedes dritte Unternehmen (33%) an, eine derartige Politik zu praktizieren. In der Industrie ist der Anteil mit 23 Prozent aktuell am niedrigsten.
Die am weitesten verbreiteten Instrumente zur Förderung von Frauen sind flexible Arbeitszeitmodelle (11%), die aktive Verringerung von Gehaltsunterschieden zwischen Frauen und Männern in gleicher Position sowie das Anbieten von Trainings zur Sensibilisierung von Führungskräften (je 8%). Sieben Prozent veranstalten Trainings für Frauen zur Förderung ihrer Karriere in ihrem Unternehmen. Vier Prozent haben ein eigenes Frauennetzwerk.
Probleme bei der Suche nach weiblichen Fachkräften