Triumphzug der Solarbranche, gebremster Verbrauch, Dezentralisierung: Eine neue Studie wirft einen Blick auf die nächsten 25 Energie-Jahre.
Ja, es ist ein müder Allgemeinplatz, aber trotzdem immer wieder zitierenswert: Voraussagen sind schwierig – besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Das New Yorker Medienimperium Bloomberg veröffentlichte dennoch vor kurzem einen Blick in die Kristallkugel zur globalen Zukunft der Energie bis ins ferne Jahr 2040, fachkundig zusammengestellt von New Energy Finance, den britischen Energiewirtschaftsexperten im Medienkonzern. Vor kurzem veröffentlichten die Forscher nach umfangreichen Untersuchungen einen spekulativen, aber wohlbegründeten Ausblick mit fünf Prognosen, die Hoffnung machen – und einer Warnung zum Schluss.
1. Solarenergie wird noch billiger
Strom aus Sonne wird den Bloomberg-Analysten zufolge schon 2026 global zur billigsten Energiequelle werden und auf allen Kontinenten endlich Kohle als ökonomischste Alternative ablösen. Die Lebenszeitkosten photovoltaischer Kraftwerke sollen sich laut Bloomberg New Energy Finance bis 2040 halbieren. Bei gleichzeitig steigenden Kosten fossiler Energie wird das auch bedeuten, dass große Teile der darauf ausgerichteten Kraftwerksinfrastruktur überholt sein werden. Das Solarzeitalter beendet langfristig die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.
2. Solarinvestments in Billionenhöhe
Mit der Rentabilität kommen auch die Investitionen: Zwei Drittel der gesamten Aufwendungen für Kraftwerksinfrastruktur, an die acht Billionen Dollar (8000 Milliarden), sollen BNEF zufolge bis 2040 ins Geschäft mit Erneuerbaren fließen, 3,6 Billionen sollen es insgesamt für Solarkraftwerke sein. Ein Drittel der Energiekapazitäten weltweit wird den Vorhersagen nach bis 2040 mit Solarenergie aufgebracht.
3. Solar für jedermann
Größten Anteil an der solaren Revolution werden allerdings nicht Kraftwerke, sondern dezentrale Kleinanlagen auf Hausdächern haben: Die Forscher prognostizieren, dass beinahe global Solarstrom vom eigenen Dach dank neuer Solar-, aber auch Batterietechnologien bis 2040 im Kraftwerk erzeugten Strom im Preis schlagen wird. 13 Prozent der global erzeugten Energie sollen so von dezentralen Kleinstkraftwerken erzeugt werden.
4. Der Energiehunger schrumpft
Trotz Bevölkerungswachstum und technischer Weiterentwicklung großer Wirtschaftsräume sehen die Experten dank neuer Technologien ein langsames Ende des seit Jahrzehnten rasant wachsenden Energiehungers: Stieg der Energieverbrauch in den letzten 25 Jahren jährlich um drei Prozent, soll sich diese Entwicklung dank LEDs und anderer energiesparender Innovationen fast halbieren. In den entwickelteren Staaten sehen die Forscher aus diesem Grund sogar einen Rückgang des Energiebedarfs.
5. Gas verliert an Bedeutung
Der US-amerikanische Fracking-Boom soll nur kurz für Marktfantasien in diese Richtung sorgen, denn bis 2023 sehen die Analysten sogar Windkraft als günstige Alternative zur umstrittenen Gasförderung. Natürlich, so der Report weiter, werden auch 2040 noch fossile Brennstoffe verfeuert, doch sie verlieren mit dem Aufstieg Erneuerbarer weiter an Bedeutung.
6. Keine Entwarnung fürs Klima
Zum Schluss lassen die Analysten eine klare Warnung folgen: Trotz dieser für den Klimaschutz erfreulichen Entwicklungen wird es nicht ausreichen, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen. Bis 2029 sehen die Autoren einen ungebremsten Anstieg an CO2-Emissionen; 2040 würden im Modell von BENF diese ohne politisches Gegensteuern sogar um 13 Prozent höher liegen als heute – mit den stets vorhergesagten katastrophalen Auswirkungen auf den Planeten. Ein klarer Auftrag für die Klimakonferenz 2015 in Paris.