Dienstag, Juli 02, 2024

Im Energieressort des Wirtschaftsministeriums wird zurzeit an der Veröffentlichung des ­Methodendokuments für das Energieeffizienzgesetz, das seit 1. Jänner in Kraft ist, gearbeitet.
Der ­Biomasseverband und Oesterreichs Energie nehmen öffentlich dazu Stellung.

»Umsetzung wird zur Farce«
Das Dokument birgt enormen Sprengstoff, denn darin wird festgelegt, wie Maßnahmen angerechnet werden können. Die unrealistischen Annahmen und die fehlende Bewertung der Auswirkungen von Maßnahmen auf CO2-Emissionen führen zu einer enormen Überbewertung stromgebundener und fossiler Wärmeerzeugungstechnologien, was aus Sicht des Österreichischen Biomasse-Verbandes korrigiert werden muss. »Im Winter ist Österreich von fossiler Stromerzeugung im Inland und Stromimporten abhängig. Vorwiegend kommt der notwendige Importstrom aus Kohlekraftwerken mit entsprechend hohen CO2-Emissionen«, erklärt Josef Plank, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes. In kalten Wintermonaten, wenn besonders viel Strom zur Wärmeerzeugung benötigt wird, steigt der Anteil von Importstrom und fossiler Stromerzeugung auf bis zu 60 %. »Die Subziele des Energieeffizienzgesetzes: Ausbau der Erneuerbaren, Erhöhung der Versorgungssicherheit und Senkung der CO2-Emissionen werden im aktuellen Vorschlag schlichtweg missachtet“, ärgert sich Plank. „Das Energieeffizienzgesetz ist eine Möglichkeit, Arbeitsplätze zu schaffen und unsere Glaubwürdigkeit in der internationalen Klimapolitik wieder herzustellen. Der vorliegende Vorschlag wird aber das Gegenteil bewirken. Alleine in der heimischen Kesselindustrie stehen tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel. Statt ein klares Signal für Effizienz, Klimaschutz und Arbeitsplätze zu setzen, wird zusätzlich zur Verwirrung beigetragen und bewährte erneuerbare Energieträger diskreditiert.«

Viele österreichische Haushalte heizen noch mit alten, ineffizienten Festbrennstofffeuerungen – sogenannten Allesbrennern –, konkrete Maßnahmen für deren Tausch gegen effiziente biogene Heizsysteme fehlen. Auch Maßnahmen für den Einbau von effizienten Öfen wie etwa Pelletskaminöfen sucht man im Methodendokument vergeblich. »Es ist befremdlich, dass der Tausch einer alten Ölheizung gegen eine neue noch immer als Effizienzmaßnahme anerkannt und sogar besser bewertet wird als der Umstieg auf Biomasse«, schildert Plank.

»Gemeinsam konstruktiv unterstützen«
Oesterreichs Energie, die Interessenvertretung der E-Wirtschaft, fordert eine »möglichst umfassende Anerkennung« von Effizienzmaßnahmen. »Erstes Ziel des Gesetzes muss es sein, die
Energieeffizienz zu verbessern, um die europäischen Ziele zu erreichen. Dafür müssen sich auch alle einsetzen. Verteilungskämpfe zwischen einzelnen Energieträgern sind völlig unangebracht, denn es wird schwer genug, die anspruchsvollen Ziele zu erreichen«, erklärt Generalsekretärin Barbara Schmidt.

Energieeffizienz komme nicht von selbst, sondern benötige gemeinsame konstruktive Arbeit aller Beteiligten, so Schmidt. Oesterreichs Energie setzt sich daher für die rasche Festlegung der Rahmenbedingungen für Effizienzmaßnahmen ein. »Das muss oberste Priorität haben und im Sinne der Zielerreichung sollte jede nützliche Maßnahme berücksichtigt werden.«

Strom werde auf jeden Fall ein wichtiger Treiber von Effizienzmaßnahmen in Haushalten und Unternehmen werden. Das beweisen derzeit schon die Wärmepumpen. In Zukunft wird auch die E-Mobilität als Effizienzmotor an Bedeutung gewinnen. Österreichs E-Wirtschaft ist schon gemeinsam mit ihren Kunden seit Jahren aktiv in vielen Bereichen, beispielsweise mit Gerätetauschaktionen, Energieberatung oder Lampensets für Stromkunden.

Die Wärmepumpe ist nicht nur die erste Wahl für Konsumenten, die Energiekosten sparen wollen, sondern durch die Nutzung von Umweltwärme trägt sie maßgeblich zur Verbesserung der Treibhausgasbilanz unseres Landes bei. Sie gehört zu den umweltschonendsten Methoden für Heizung und Warmwasserbereitung. Bei Jahresarbeitszahlen zwischen drei und vier wird mit einer Kilowattstunde elektrischer Energie bis zu vier Kilowattstunden nutzbare Wärme erzeugt. Oesterreichs Energie sieht daher die Anerkennung aller Arten von Wärmepumpen als Effizienzmaßnahme als wichtigen Bestandteil des Methodendokuments.

Meistgelesene BLOGS

Firmen | News
14. März 2024
Bereits zum dritten Mal verleiht die auf Informationssicherheit spezialisierte Zertifizierungsinstanz CIS - Certification & Information Security Services GmbH die begehrte Personenauszeichnung „CI...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Alfons A. Flatscher
21. März 2024
 Mit KI-Technologien bleibt kein Stein auf dem anderen. Ganze Berufsstände, die sich bisher unangreifbar fühlten, geraten plötzlich in eine Krise. Legionen von Programmierern arbeiten gerade an d...
Firmen | News
15. März 2024
Moos auf dem Dach sieht zwar eine Weile ganz hübsch aus, aber zu viel kann dann doch auch die Funktion des Daches beeinträchtigen. Flechten, Algen, Vogelkot und andere Schmutzablagerungen hingegen seh...
Andreas Pfeiler
27. März 2024
Die Bundesregierung hat ein lang überfälliges Wohnbauprogramm gestartet. Ausschlaggebend dafür war ein Vorschlag der Sozialpartner, der medial aber zu Unrecht auf einen Punkt reduziert und ebenso inte...
Redaktion
09. April 2024
Die Baubranche befindet sich gerade in einem riesigen Transformationsprozess. Dabei gilt es nicht nur, das Bauen CO2-ärmer und insgesamt nachhaltiger zu gestalten, sondern auch Wege zu finden, wie man...
Mario Buchinger
04. März 2024
Der Faktor Mensch wird noch von vielen Manager*innen unterschätzt und oft nur auf Kostenaspekte reduziert. Diese Einschätzung ist fatal und fällt betreffenden Unternehmen zunehmend auf die Füße. Warum...
Firmen | News
27. Mai 2024
Die Zeiten, in denen man eine Bankfiliale besuchen musste, um sich über finanzielle Produkte zu informieren, sind längst vorbei. Heute, in einer Ära, in der praktisch jede Information nur einen Klick ...

Log in or Sign up