Sonntag, Februar 23, 2025
Das Hauruck in den EVU für den freien Markt ist laut, aber doch schmerzhafter, als es klingt.
In der Firmenzentrale ist Produktentwicklerin Silvia Gailer überzeugt, transparent, klar und fair bei den Tarifmodellen vorzugehen. Vor Ort klingt das anders. Der raue Wind der Liberalisierung weht der Vertriebstruppe um die Ohren. "Wenn ich mich nicht aktiv dafür in den Medien interessiert hätte, hätt i gar nix gwusst", klagt Ludwig Kirchtag, Chef des Möbelherstellers Schwaighofer+Kirchtag in Strasswalchen. Er muss jeden Groschen zehnmal kalkulieren, die Margen sind knapp. Ein Dreivierteljahr hat er recherchiert, sich mit Berufskollegen zusammengetan. "Und doch habts drei Monat braucht für die Netzkosten", wirft er den Kundenbetreuern der Salzburg AG vor. "Hätt ich nicht ständig nachtelefoniert, wär ich deppert gestorben." Regionalleiter Helmut Promok und Geschäftskundenchef Kurt Nadeje wirken betreten. Kirchtag lenkt ein: "Sonst wär eh alles o.k."

Rasche Reaktion
Hat doch die Salzburg AG die Liberalisierungsschritte auch für noch nicht zugelassene Stromkunden vorweggenommen und ein Rabattsystem eingeführt. Im Jahr 2000 hat Kirchtag Stromkosten von rund 1,3 Millionen Schilling bezahlt, heuer spart er mit dem angepassten Tarif rund 190.000 Schilling. Rund vier Prozent macht die Energierechnung an seinem Wareneinsatz aus. Er beschäftigt 110 Mitarbeiter und macht jährlich rund 95 Millionen Schilling Umsatz. Im Gegenzug für das Angebot der Salzburger verpflichtet er sich fünfzehn Monate über den Liberalisierungstermin den Salzburgern treu zu bleiben. "Ändert sich der Markt stark, werden wir flexibel reagieren", sagt Nadeje. Dann geht es weiter auf der Tour. Nächste Station W&H-Dentalwerk. Dort werden hochwertige Handstücke für zahnärztliche Bohrer hergestellt. Der Metallverarbeiter erwirtschaftet im Hochpräzisionsbereich rund 670 Millionen Schilling mit etwa 430 Mitarbeitern und befindet sich in einer Expansionsphase. Auch seine Stromrechnung lag 1999 bei rund 1,7 Millionen Schilling, mit den Verhandlungen zum Rabattsystem senkte er die Kosten, sodass er bei einem Drittel Ausweitung noch immer so viel bezahlen wird wie vor zwei Jahren. "Aber nicht nur der Preis entscheidet", sagt Haustechniker Gerhard Marko, "sondern auch die Verlässlichkeit und die rasche Störungsbehebung." Aber gemeinsam mit dem Controller Hermann Pföss will er sich nicht auf Gedeih und Verderb bis ans Ende der Tage der Salzburg AG ausliefern. Gespräche - und da spitzen die Vertriebsleute der Salzburg AG die Ohren - mit dem Strompool des Energiekonsumentenverbandes laufen. Daneben hat sich der Metallbetrieb eine eigene Trafostation zugelegt; mit einer Amortisation in vier Jahren rechnet Pföss, geht man von den heutigen Bedingungen aus. Für Vertriebsleiter ist die Problemstellung klar: Der Angriff erfolgt jetzt auf die Gewerbekunden, die Herausforderung wird angenommen. Intern ist er vor allem mit der Organisation und der Qualitätssicherung beschäftigt: "Die Durchlaufzeiten für die Verträge müssen gestrafft, vereinfacht und die Garantien eingehalten werden." Denn folgen Anbote im Energiebereich nicht innerhalb einer Woche nach Anfrage und der Anschluss in einem Monat, hat die Salzburg AG sich zu einer Pönale zwischen 500 und 1000 Schilling verpflichtet. Knapper sind die Fristen für Internetanschlüsse bemessen. So bringt man wohl der eigenen Truppe Kundenorientierung bei. Auch in jenen Unternehmensteilen, wo der Begriff Kundenorientierung noch nicht so vertraut klingt, wie im Vertrieb.

Meistgelesene BLOGS

Alfons A. Flatscher
06. November 2024
Mit Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus zeichnet sich ein neues Kapitel der Handelspolitik der USA ab – und für europäische Unternehmen könnten die nächsten Jahre herausfordernd werden. Trump, bekan...
Nicole Mayer
25. November 2024
Globalisierung, Digitalisierung, New Work, Kriege: Die Kette der Herausforderungen, die Unternehmen zu stemmen haben, reißt nicht ab. Um in diesen unsicheren Zeiten nicht nur zu überleben, sondern sog...
Marlene Buchinger
31. Oktober 2024
Beim Thema Nachhaltigkeit stellt sich oft die Frage, für wen machen wir das überhaupt? Im vierten Teil der REPORT-Serie geht es um die Anspruchsgruppen, auch Interessensträger oder Stakeholder genannt...
Andreas Pfeiler
04. November 2024
Naturereignis wie ein Hochwasser zeigen uns immer wieder auf, wie verwundbar unsere Gesellschaft ist und wie hilflos wir gegenüber solchen Naturgewalten sind. Ohne mineralische Rohstoffe sind wir auch...
Firmen | News
30. Oktober 2024
In der heutigen Arbeitswelt sind die richtigen Werkzeuge und Ausrüstungen entscheidend für den Erfolg. Von der passenden Berufskleidung bis zu unverzichtbaren Geräten – alles spielt eine Rolle. Entdec...
Andreas Pfeiler
19. Dezember 2024
Unlängst mit der Frage »Was sind die Gründe für die sinkende Produktivität in der Baustoffindustrie?« konfrontiert, begab sich der Autor dieser Zeilen auf die Suche nach Antworten. Und wurde rasch fün...
AWS (Amazon Web Services)
05. Dezember 2024
Vor zehn Jahren eröffnete mit der AWS Europa (Frankfurt) Region die erste AWS-Region in Deutschland, die es Unternehmen aus dem DACH-Raum ermöglicht, ihre Rechenleistung und Speicher flexibel und kost...
Firmen | News
05. Dezember 2024
In der heutigen digitalen Welt eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten, finanzielle Angelegenheiten effizient zu gestalten und dabei gleichzeitig Kosten zu sparen. Moderne Online-Tools unterstützen ni...

Log in or Sign up