Von der Liberalisierung profitiert haben vor allem die Industriebetriebe: Ohne Marktöffnung wären ihre Stromkosten heute um 56 % höher.
Vor 15 Jahren wurde der österreichische Strommarkt für Großkunden liberalisiert. Seit Februar 1999 können große Industriebetriebe ihren Stromlieferanten frei wählen. Kurze Zeit profitierten auch kleinere Unternehmen von der Marktöffnung. »Der härteste Einschnitt kam mit der vollständigen Liberalisierung 2001/2002«, erklärt Regulator Martin Graf, E-Control. Damals halbierte sich der Energiepreis für einen Wiener Industriebetrieb von 5,56 Cent pro Kilowattstunde auf 2,27 Cent pro Kilowattstunde. »Damit war der Tiefpunkt erreicht«, erinnert sich Graf. Ab 2003 stiegen aufgrund der Rohöl- und demzufolge auch Gaspreiserhöhungen die Preise wieder und erreichten ihren Höchststand mit der Wirtschaftskrise 2008. Seitdem sind die Preise stark gefallen und liegen aktuell bei etwa 35 Euro pro MWh. Damit ist Strom für die Industrie derzeit sehr billig. Das werde sich laut Graf in den nächsten Jahren nicht viel ändern. Während sich die Liberalisierung intensiv auf die Preisentwicklungen ausgewirkt hat, blieb der erwartete Markteinstieg neuer Anbieter im Bereich der Haushalte großteils aus. Mit ein Grund dafür waren horizontale Zusammenschlüsse zwischen bestehenden Endkundenanbietern. Zwei Kooperationen haben die Marktstrukturen im Endkundenmarkt für Strom und Gas verändert: das Schaffen der EnergieAllianz Austria (EAA) im Jahr 2001 und der Econgas-Zusammenschluss 2002. Daneben wurde als alternativer Anbieter für Strom- und Gaskunden die EAA-Tochtergesellschaft »switch« gegründet. Diese Konstruktion sorgte bereits zu Beginn der Liberalisierung dafür, dass die Anzahl der potenziellen Wettbewerber auf niedrigem Niveau blieb.