Windkraftanbieter und Technikexperten. Wer ist am heimischen Markt aktiv? Die sauberere Energieerzeugung befindet sich auf einem wirtschaftlich guten Weg.
Der Markt für die Erneuerbaren wächst, insbesondere für die Windkraft. Im Jahr 2013 wurde in Österreich so viel Windkraftleistung zugebaut wie nie zuvor. »Mit 113 Windrädern und einer Gesamtleistung von mehr als 300 MW konnte sogar der Ausbaurekord vom letzten Jahr eingestellt werden«, berichtete Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, Anfang des Jahres. 2013 war ein Jahr der Superlative in der Technik. Die höchsten Windräder Österreichs wurden von der Windkraft Simonsfeld in Poysdorf errichtet. Prangl wiederum konnte mit der Mitentwicklung eines Schwerlastfahrzeugs für Windradflügel die Branche mit einer Besonderheit bereichern. Durch den Windkraftausbau im vergangenen Jahr wurden 510 Mio. Euro Investitionen ausgelöst.
Auch heuer wird sich der Windradausbau noch einmal steigern. Voraussichtlich werden 130 Windräder mit einer Leistung von 380 MW bis Ende des Jahres den Vollbetrieb aufnehmen. Die aktuellen Ausbaupläne werden Investitionen von 630 Mio. Euro auslösen. Damit sind bereits 4.600 Beschäftigte in der heimischen Windbranche tätig. »Positiv wirkt sich aus, dass nunmehr die Einspeisetarife für die nächsten zwei Jahre 2014 und 2015 im Vorhinein feststehen«, ist Moidl auch bei den politischen Rahmenbedingungen optimistisch.
Schrecken und Schlupfloch
Ein Schrecksekunde lang drohten die engagierten Ausbaupläne der Branche gefährdet zu werden. Ein Entwurf für neue Leitlinien für Umweltbeihilfen im EU-Raum sah massive Einschränkungen bei der Förderung der Erneuerbaren vor. In einer Hauruckaktion wurde das Rahmenwerk dann auch tatsächlich von der EU-Kommission am europäischen Parlament vorbei durchgewinkt. Es sieht neue Vorgaben vor, die bei Beihilfemaßnahmen von den Mitgliedstaaten künftig einzuhalten sind. Das österreichische Ökostromgesetz mit seinem Einspeisetarifmodell müsste völlig umgestaltet werden. Allerdings: In den Übergangsbestimmungen des nun beschlossenen Textes ist ein Schlupfloch vorgesehen. Bereits von der Kommission genehmigte Beihilfen müssen nur dann an die neuen Leitlinien angepasst werden, wenn sie umgestaltet werden. Dass Mitgliedstaaten nicht umgehend gezwungen sind, ihre Fördermodelle an die neuen Leitlinien anzupassen, ist auch Kommissar Johannes Hahn zu verdanken, heißt es in der Branche. Hahn hat sich engagiert für die Anliegen der heimischen Erneuerbaren eingesetzt.
Erfolgreiche Betreiber
Hierzulande haben sich in den vergangenen Jahren einige Windkraftbetreiber in Stellung gebracht. Bezeichnend für die Energiewende im Burgenland etwa ist die Entwicklung der Püspök Group, die als mittlerweile zweitgrößter Betreiber Österreichs rund ein Viertel aller Windräder betreibt. 2001 errichtete das Familienunternehmen die ersten fünf Windräder in Mönchhof. Mittlerweile betreibt es 79 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 212 MW. »Unsere Windräder erzeugen mehr Strom, als alle burgenländischen Haushalte verbrauchen«, berichtet Geschäftsführer Lukas Püspök begeistert. Zuletzt wurde im April an der A6, der Nordostautobahn gelegen, auf dem Gemeindegebiet von Gattendorf ein weiterer Windpark fertiggestellt.
Die 1994 gegründete WEB Windenergie AG lukrierte im Vorjahr bei einer Stromerzeugung von gesamt 559 GWh insgesamt 48,1 Mio. Euro Umsatz. Das Kraftwerksportfolio umfasst 197 Anlagen in Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien, Tschechien – und jüngst auch Kanada – mit einer Gesamtkapazität von 302 MW. Der Vorsitzende des Vorstands, Andreas Dangl, kann auf eine breite Streuung seiner Aktionäre vertrauen. Keiner der knapp 3.600 Anteilseigner besitzt mehr als 4 %. 97 % der Aktien befinden sich in österreichischem Besitz. Im Vorjahr wurde die WEB mit einem Grünstrom-Angebot auch Stromanbieter. Und Dangl sieht jetzt auch Photovoltaik als passende Ergänzung zur Kernkompetenz Windkraft. Photovoltaik soll bei der WEB bald bis zu einem Zehntel der installierten Kraftwerksleistung einnehmen.
Ein weiterer Anbieter dieser Größenordnung ist die ebenfalls nicht börsenotierte Windkraft Simonsfeld AG. Auch hier unterstützt eine Onlineplattform Aktionäre bei der Kontaktaufnahme mit Investoren. Zwei Drittel aller Aktionäre stammen aus Niederösterreich, 50 % sind im Weinviertel wohnhaft. Das Pionierunternehmen betreibt mit einer Jahresstromproduktion von knapp 287 Mio. kWh auf österreichischem Boden 60 Windkraftwerke, zwei weitere in Bulgarien und ein PV-Kraftwerk in der Slowakei. Die installierte Leistung beträgt 114 MW. Mehr als 300 Mio. kWh Strom produzierte die Betreibergruppe ImWind im vergangenen Jahr, in sechs Windparks mit einer Gesamtkapazität von 170 MW. In den nächsten zwei bis drei Jahren soll sich die installierte Leistung auf gut 350 MW verdoppeln. Aktuell wird an sechs Windparks in Niederösterreich und im Burgenland gleichzeitig gebaut. Zudem läuft für mehrere Projekte gerade das UVP-Verfahren. Das Investitionsvolumen für das weitere Wachstum beträgt 300 Mio. Euro. »Wir sind eine kompakte Truppe, die alle das Ziel der schadstofffreien Stromversorgung vor Augen haben und mit großer Motivation und Einsatzfreude auf dieses Ziel hinarbeiten«, bekräftigt ImWind-Gründer Johannes Trauttmansdorff.
Unter den Landesenergieversorgern sticht die Energie Burgenland mit ihren Kapazitäten in der Windkraft heraus. Im Burgenland stehen über 250 Windenergieanlagen. Mehr als die Hälfte davon werden von der Energie Burgenland betrieben. In zwölf Windparks mit 175 Windenergieanlagen und einer Leistung von insgesamt 363 MW werden jährlich rund 750 Mio. kWh Ökostrom produziert. Auch der Verbund will in den kommenden Jahren seine Anlagenzahl steigern. Aktuell sind 49 MW im Betrieb, heuer kommen 36 MW hinzu. Weitere Ausbauschritte sind bereits in der Steiermark gesetzt. Ende 2013 wurde mit den Bundesforsten und Gemeinden in den Bezirken Weiz und Bruck-Mürzzuschlag Partnerschaftsverträge besiegelt. So sind für den Windpark Pretul gleich 14 Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von insgesamt 42 MW geplant Dienstleistungsbranche im Aufwind Durch den starken Windkraftausbau profitiert auch die Dienstleistungsbranche von der Windenergie. »Wir haben für den wieder begonnenen Windkraftausbau in Österreich einige Investitionen getätigt«, berichtet Christian Prangl, Geschäftsführer von Prangl, und setzt fort: »In Bad Deutsch-Altenburg gibt es seit fast zwei Jahren einen Umschlagplatz für Windradteile, bei dem vom Schiffstransport auf LKW umgeschlagen wird. In der Steiermark konnten wir ein von uns mitentwickeltes selbstfahrendes Schwerlastmodul einsetzen.« Das Schwerlastmodul besitzt einen hydrostatischen Fahrantrieb und wird ferngesteuert. Das Besondere daran ist eine Flügelkippvorrichtung, die es erlaubt, bis zu 22 Tonnen schwere und von der Länge her unbegrenzte Rotorblätter bis zu einem Winkel von 60 Grad anzuheben. Damit müssen die Forstwege weniger ausgebaut werden und ein Antransport wird damit auch bei starken Steigungen noch möglich.