Montag, Juli 01, 2024

Eine 3D-Modellierungssoftware aus Graz macht Energieverluste mittels Flugdrohnen sichtbar. Im Einsatz ist die Lösung auch beim Bau der Seestadt in Aspern. Dabei sind die ausgewerteten Modelle auch mobil verfügbar.

Siemens-Forscher aus Österreich haben eine neue Technologie zum Erfassen von Energieverlusten in großen Gebäuden oder ganzen Stadtvierteln entwickelt. Die Bildverarbeitungstechnik arbeitet mit Fotos, die von Drohnen aufgenommen werden. Die Software erstellt aus den Daten ein dreidimensionales Modell, das neben dem Baustellenfortschritt auch Energieverluste wie Wärmestrahlung, Flüssigkeits- und Gasverluste, schlechte Dämmung und Durchfeuchtung sichtbar macht. Die 3D-Modellierungssoftware wurde von Siemens in Graz entwickelt. Als Grundlage für effiziente Datenanalyse dienen der heimischen Forschungsgruppe »Video Analytics« 4D-Daten: Zeitlich veränderliche 3D-Daten, die aus hochgradig überlappenden digitalen Luftbildern gewonnen und in 3D-Modelle umgewandelt werden. Beim Bau des Wiener Stadtteils »aspern Seestadt« kommen die Drohnen samt der neuen Software bereits zum Einsatz.

»Siemens Österreich hat mit seinem Video-Analytics-Team in Graz eine klare Manifestation seiner herausragenden Innovationskraft abgeliefert. Mit hervorragend ausgebildeten Technikerinnen und Technikern, produktiven Forschungskooperationen und Forschungsprojekten mit herzeigbaren Ergebnissen können wir eine beeindruckende Bilanz ziehen. Die intensiven Investments in Forschung und Entwicklung haben immer ein klares Ziel vor Augen: Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit zu finden – zum Beispiel der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen oder das Leben in Städten der Zukunft. Wir legen damit die Basis zur Energieeffizienz-Optimierung von ganzen Stadtteilen, um in Zukunft ein behagliches und ressourceneffizienteres Leben in Städten führen zu können«, erklärt Siemens-Generaldirektor Wolfgang Hesoun die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten dieser österreichischen Entwicklung.

Kleine fliegende Helikopter bringen den entscheidenden Vorteil bei der nachhaltigen Planung und Weiterentwicklung von Gebäuden. Die Suche nach geothermischen Verlustquellen, sogenannten Hotspots, fand bislang vom Boden aus statt. Gleiches galt für die Überwachung des Baufortschritts auf Großbaustellen. Bisher kamen hier stationäre Webcams oder Laserscanner zum Einsatz. Doch der Blickwinkel auf die Objekte ist oft eingeschränkt und die Bilderfassungsgeräte verschmutzen durch Staub und Regen. Eine Kameradrohne verschmutzt wesentlich seltener und macht zudem eine dreidimensionale Betrachtung der Objekte möglich. Abhängig vom Einsatzzweck werden die Drohnen mit konventionellen Kameras oder einer Wärmebildkamera ausgestattet. Die Luftbildthermalinspektion mit einer Wärmebildkamera ist weniger zeitaufwendig und sicherer als die ebenerdige Erfassung. Alle nötigen Daten können die Forscher im Überflug sammeln und anschließend am Computer auswerten. So können sie selbst schwer zugängliche Objekte komfortabel betrachten, für deren Erfassung mit konventioneller Technik sogar Klettereinsätze nötig waren. Modelle mobil Zusätzlich ist es den Experten gelungen, die Daten so weit zu komprimieren, dass sich die ausgewerteten 3D-Modelle dank einer passenden App nun erstmalig auch auf iPad und anderen Tablets darstellen lassen. Die Analyseergebnisse von Gebäuden und Objekten können ab sofort gemeinsam mit Kunden und Partnern komfortabel und vor Ort betrachtet und analysiert werden.

Drohnen in der Seestadt

In Wien wird die Flugdrohne mit der Siemens-Technik bereits seit einem Jahr versuchsweise zur Dokumentation des Baufortschritts der aspern Seestadt genutzt. Das neue Stadtviertel im Osten der österreichischen Bundeshauptstadt ist eine Art lebendiges Labor für den Städtebau der Zukunft. Die durch die Drohnenflüge über die riesige Baustelle gewonnenen Daten sollen helfen, die Planung von Logistik, Energiebedarf und Finanzmitteln während der Bauphase zu optimieren. Dabei beschränkt sich das System nicht nur auf die Entstehungsphase der Bauten. Die Technik kann auch zur effizienten Wartung und Instandhaltung von Gebäuden genutzt werden.

Joint Venture für Forschung

Gemeinsam mit Siemens hat die Stadt Wien mit ihren Utility-Unternehmen Wien Energie und Wiener Netze ein Joint Venture gegründet. Mit 1. Oktober hat die Forschungsgesellschaft »Aspern Smart City Research GmbH & Co KG« ihre Arbeit aufgenommen. Rund 20 Forschern steht in den nächsten fünf Jahren ein Budget von knapp 40 Millionen Euro zur Verfügung. Gegenstand der Untersuchungen sind das Zusammenspiel und die Vernetzung unterschiedlicher Technologien, Erzeugungs- und Speicherarten im derzeit wohl größten Stadtentwicklungsgebiet Europas, der Seestadt Aspern.

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