Unter den Städten schlummern von Menschen gemachte Energiequellen in Form erwärmter Grundwasserschichten, haben deutsche Forscher nachgewiesen.
Stadtbewohner kennen das: In der Großstadt ist es konstant etwas wärmer als ringsum im Grünen – ein Umstand, der im klirrend kalten Winter als angenehm, in heißen Sommertagen allerdings vermehrt als Fluch wahrgenommen wird. Versiegelte Flächen, wärmespeichernde Betonmassen, Verkehr, Abwärme und fehlende Vegetation sorgen in den Straßenschluchten städtischer Ballungszentren für höhere Temperaturen als auf dem flachen Land. Dieses menschengemachte Mikroklima setzt sich sogar unter der Erdoberfläche fort, wie Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie und der ETH Zürich nachweisen konnten.
Vor kurzem veröffentlichten sie im renommierten Journal Environmental Science and Technology die Ergebnisse einer Studie zu diesen subterranen, menschengemachten Abwärmespeichern.
Wärmestrom
In einem detaillierten analytischen Wärmestrommodell gingen die Forscher der Frage, woher der seit Jahrzehnten zu beobachtende Temperaturanstieg unter großen Städten herkommt, auf den Grund. Indem sie den Einfluss möglicher Faktoren wie Anstieg der Oberflächentemperaturen von versiegelten Flächen, Wärmeabgabe von Gebäuden, Abwasserkanälen und unterirdischen Fernwärmenetzen sowie der Einleitung von Kühlwässern untersuchten und in Folge die vom Menschen verursachten Wärmeströme in den Untergrund der Stadt Karlsruhe im Modell nachbildeten, ermittelten die Forscher langfristige Trends der Wärmestromprozesse. Dabei ergab sich, dass vor allem die erhöhten Oberflächentemperaturen und die Wärmeabgabe von Gebäuden für den Wärmeanstieg im Untergrund verantwortlich sind.
Warmwasser
Denn das Grundwasser in urbanen Ballungsräumen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erwärmt. Die Wärmestromdichte in oberflächennahen Grundwasserschichten betrug in Karlsruhe im Jahr 2011 828 Milliwatt pro Quadratmeter – 1977 waren es nur 759 Milliwatt pro Quadratmeter gewesen.
Die zunehmend erwärmten Grundwässer würden bei richtiger Nutzung eine Wärmemenge bereitstellen, mit der man mindestens 18.000 Haushalte in Karlsruhe nachhaltig mit Wärme versorgen könnte, wie die Forscher berechnet haben. Die Nutzung dieser als Abwärme verloren geglaubten Energie wäre ein lohnender Schritt in Richtung nachhaltiger Energienutzung, sind sich die Forscher sicher.
Wärmerecycling
Die Energie aus oberflächennahen Grundwasserschichten ließe sich beispielsweise mithilfe von Erdwärme- und Grundwasserwärmepumpen zum Heizen im Winter und zum Kühlen im Sommer einsetzen. Würde dieses geothermische Potenzial genutzt, ließe sich damit nicht nur ein Teil des wachsenden Energiebedarfs decken, sondern auch die Emission von Treibhausgasen reduzieren – was wiederum der Erwärmung der Städte entgegenwirken würde.