Harald Stindl, Geschäftsführer des Fernleitungsnetzbetreibers Gas Connect Austria, über Marktveränderungen und neue Regeln am europäischen Markt.
Report: Anfang des Jahres wurde in Österreich das neue Gasmarktmodell im Zuge der Umsetzung des dritten Energiepakets eingeführt. Wie haben Sie als Fernleitungsnetzbetreiber diese Veränderungen erlebt? Was ist Ihr bisheriges Resümee?
Harald Stindl: Die Einführung des neuen Marktmodells per 1. Jänner 2013 brachte tiefgreifende Veränderungen mit sich und stellte uns Fernleitungsnetzbetreiber vor große Herausforderungen. Das neue Marktmodell erforderte die Umstellung der Tarifstruktur von einem bisher distanzabhängigen Punkt-zu-Punkt-System auf das völlig neue Entry-Exit-Tarifsystem. Hier ist es uns in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Partnern gelungen, alle Verträge zeitgerecht und reibungslos in das neue System zu überführen. Unsere bisherigen Erfahrungen haben uns gezeigt, dass sich die Marktteilnehmer allmählich auf die neue Situation eingestellt haben und sich unsere intensiven Vorbereitungen auf den Marktstart ausgezahlt haben.
Report: 2012 wurden Sie von der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control zum Marktgebietsmanager benannt. Was waren die größten Herausforderungen in dieser Rolle?
Stindl: Dazu zählt zweifellos die zeitgerechte Einführung des neuen Gasmarktmodells. Ende Mai 2012 wurde die neue Gasmarktmodellverordnung verabschiedet. Wir mussten also innerhalb von wenigen Monaten die komplette Infrastruktur einschließlich der Einrichtung einer Online-Registrierungsplattform für die Marktteilnehmer aufbauen. Über diese Plattform haben wir alle erforderlichen Informationen und Registrierungsmöglichkeiten für Marktteilnehmer und ihre Tätigkeit als Bilanzgruppenverantwortliche zur Verfügung gestellt. Die Marktteilnehmer wurden außerdem laufend und aktiv in ihrem Registrierungsprozess von unserem Expertenteam unterstützt und begleitet. So ist es uns gelungen, alle Bedingungen für einen erfolgreichen Marktstart zu schaffen und vom ersten Tag an alle Transportwünsche planmäßig abzuwickeln.
Report: Sie sind auch Mitbegründer der europäischen Transportkapazitätsplattform PRISMA. Welche Vorteile bringt nun eine gemeinsame europäische Handelsplattform?
Stindl: Der Vorteil ist, dass Gashändler nun Transportkapazitäten für viele Länder einfach und bequem über eine einzige Onlineplattform grenzüberschreitend buchen können. Sie müssen nicht mehr an jeden Netzbetreiber einzeln herantreten. Das ist auf dem europäischen Kapazitätsmarkt etwas völlig Neues und wichtig für einen liquiden Markt. Mit PRISMA erfüllen wir die Erwartungen unserer Kunden noch besser, dies zeigt sich auch in einem Kundenzuwachs von 36 %. Auch beim Verkauf von Transportkapazitäten geht es um Marketing. Schnelle, auf Kunden fokussierte Prozesse, bedarfsgerechte Angebote sowie kompetentes und kundenfreundliches Service machen unsere Produkte attraktiv. Damit wird auch der Wettbewerb gefördert und der Wirtschaftsstandort Österreich gestärkt.
Was ist PRISMA?
PRISMA steht für PRImary and Secondary MArketing und bezeichnet eine Onlineplattform für Kapazitätsbuchungen und -auktionen auf dem europäischen Gasmarkt.
www.prisma-capacity.eu