Die Klima- und Energiepolitik der Europäischen Union muss den Spagat zwischen Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und neuen Technologien schaffen. Der Energiebedarf steigt nicht nur in Österreich, auch volkswirtschaftliches Wachstum und der dafür notwendige Wettbewerb brauchen die entsprechend leistbaren Energiekonditionen. Auf Einladung des management club und des Forum Versorgungssicherheit diskutierten darüber Paul Rübig, Reinhard Brehmer und Christof Zernatto.
Die Vollendung des Elektrizitäts-Binnenmarktes steht noch immer aus, für das Jahr 2030 und die Zeit danach muss die Energie- und Klimapolitik weiterhin die Senkung des CO2-Ausstoßes, den Ausbau der erneuerbaren Energieträger und die Steigerung der Energieeffizienz als Ziele verfolgen. „Leistbarkeit für die Bevölkerung und die Unternehmen sollte dabei immer die oberste Priorität haben. Keinesfalls sollten jegliche CO2-armen Stromerzeugungsarten gefördert werden. Nur die sichersten, kosteneffizientesten und saubersten Energien sollen verwendet werden“, so Paul Rübig, Mitglied des Ausschusses für Industrie, Telekommunikation, Forschung und Energie des Europäischen Parlaments.
Der Sprecher des Forum Versorgungssicherheit, Christof Zernatto, hakt hier ein: „Eine europäische Energiewende in Richtung alternativer Energiequellen – bei gleichzeitiger Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit – ist nur dann möglich, wenn die Infrastruktur bei Übertragungs- und Verteilernetzen massiv ausgebaut und technisch verbessert wird.“ Dieser Herausforderung müssen sich nicht nur die Übertragungs- und Verteilernetzbetreiber stellen, sondern auch alle für die rechtlichen, finanziellen und politischen Rahmenbedingungen zuständigen Entscheidungsträger.
Neuer Strom braucht neue Netze
Für Verteilernetzbetreiber werden heuer die zukünftigen wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für die nächsten fünf Jahre fixiert. In diesem Zeitraum werden die Investitionen für Smart Metering anfallen und die Weichen für die Integration von erneuerbaren Energieträgern und Smart Grids gestellt. Die nächste Regulierungsperiode (2014-2018) ist somit wie keine zuvor für Ausbau und Weiterentwicklung der Netzinfrastruktur maßgeblich.
Reinhard Brehmer, Chairman des Europäischen Verbandes der unabhängigen Strom- und Gasverteilerunternehmen (GEODE): „Vor diesem Hintergrund ist die notwendige Investitionssicherheit für Verteilernetzbetreiber als langfristige Infrastrukturbetreiber ein wesentlicher Faktor in einem stabilen Regulierungssystem.“ Zernatto warnt diesbezüglich: „Ohne eine klare Definition, welche technischen Standards zu berücksichtigen sind, und ohne eine dauerhafte, den betroffenen Unternehmungen zumutbare Finanzierungsgrundlage läuft das Projekt „Energiewende“ mit Sicherheit aus dem Ruder.“
Gemeinsam für eine starke Energiezukunft
Damit die Versorgungssicherheit mit leistbarer Energie auch weiterhin erhalten bleibt, braucht es einen konstruktiven Schulterschluss zwischen Energieversorgern, Regulatoren und energiepolitischen Entscheidungsträgern. Konkret fordert MEP Paul Rübig: „Wir brauchen eine Energie- und Klimapolitik, die Wachstum und vor allem Beschäftigung in Österreich fördert und dem steigenden Energiebedarf Rechnung trägt. Für 2030 und für die Zeit danach muss die Energie und Klimapolitik weiterhin die Senkung des CO2-Ausstoßes, den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Steigerung der Energieeffizienz als Ziele verfolgen.“