Es kommt nicht immer auf die Größe an. Trumau ist Heimat für 3.500 Einwohner und wird landläufig für seine Weinkultur und unberührte Natur geschätzt. Verschlafen gibt man sich in der idyllischen Ortschaft an der Triesting dennoch nicht. Im Gegenteil: Die Trumauer nehmen derzeit in einem Pilotprojekt die Zukunft unserer Gesellschaft hinsichtlich Mobilität, Strom- und Wärmeversorgung vorweg.
Die niederösterreichische Marktgemeinde forciert in Kooperation mit Wien Energie dazu massiv den Ausbau von Ökostrom. Geplant sind ein Windpark mit bis zu 21 Anlagen zu jeweils 3,2 Megawatt Leistung, Elektrotankstellen und weitere Photovoltaikanlagen. Paneele sind bereits am Dach des Gemeindeamts, zweier Kindergärten und des Sportzentrums installiert.
Mitte Juni wurde bei strahlendem Sonnenschein gemeinsam mit Stephan Pernkopf, NÖ-Landesrat für Energie- und Umwelt, eine weitere Solaranlage feierlich eröffnet. Das „BürgerInnensolarkraftwerk“ ist mit 880 Modulen ausgestattet, die 950 Euro das Stück kosten. Die Käufer vermieten „ihre“ Paneele an Wien Energie und erhalten dafür eine jährlich Vergütung. „Das müssen Sie mit einmal zeigen, bei welcher Bank Sie eine Fixverzinsung von 3,1 Prozent bekommen“, ist auch Dietrich Reinfrank, Bürgermeister der Nachbargemeinde Tattendorf und Obmann des Abwasserverbandes Trumau-Schönau, von der guten Sache überzeugt. Der Verband stellt das Grundstück für die saubere Energiegewinnung am Gelände der Trumauer Kläranblage bereit. Dort steht bereits ein Biomassekraftwerk, das von der Wien-Energie-Tochter Energiecomfort betrieben wird.
Susanna Zapreva, Geschäftsführerin Wien Energie, setzt auf die Gemeinden im Umland, um auch die Energiezukunft Wiens neu zu formen. „Während in der Hauptstadt der Platz für Erneuerbare begrenzt ist, können wir in Trumau, Oberwaltersdorf oder Traiskirchen hervorragend dezentrale Energiekonzepte umsetzen“, so Zapreva gegenüber dem Report. Allein mit den Kleinkraftwerken in Trumau soll künftig bis zu fünfmal mehr Energie gewonnen werden, als in der Ortschaft selbst verbraucht wird.
Weitere Bürgerbeteiligungsmodelle im Solarbereich wollen die Wiener im Juli vorstellen. Für Zapreva ist essenziell, auf diese Weise die Bevölkerung in den Umbau der Energienetze einzubinden. „Wenn einem etwas selbst gehört, geht man anders damit um.“ Ein Beteiligungsmodell für Windräder in Niederösterreich soll im Herbst vorgestellt werden. Wien Energie will dazu gut 300 MW Anlagenleistung neu schaffen und rund um Wien auch neue Umspannwerke errichten müssen.