In Zeiten der drohenden Rezession sind Ankurbelungsprogramme für die Wirtschaft gefragt. Vor allem die Bauwirtschaft sieht mit dem neuen Regierungsprogramm einen Lichtstreifen am Horizont: 100 Millionen Euro sind darin für die thermische Gebäudesanierung eingeplant. Ob das ausreicht, um einerseits die Baukonjunktur anzukurbeln und andererseits den Klimaschutz zu unterstützen, war Thema einer vom Klima- und Energiefonds veranstalteten Podiumsdiskussion.
Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Fonds, bemängelte die weiterhin konstant niedrige Sanierungsrate von einem Prozent. „Wir brauchen jede Kraftanstrengung, um auf drei Prozent zu kommen“, meinte er. Mit einer Mustersanierungsoffensive, im Rahmen derer bis 2010 rund 200 Häuser auf Niedrigenergiestandard saniert werden sollen und die vom Fonds gefördert wird, könnten neue Standards geschaffen und ein Multiplikatoreffekt für Sanierungen erzielt werden. „Das wäre auch eine Chance für die Bauwirtschaft“, schlug Höbarth den Bogen zum Thema „Jobmotor Klimaschutz“. Dass eine Sanierungsrate von 3% wirtschaftlich sinnvoll wäre, unter trich auch Angela Köppl vom Wirtschaftsforschungsinstitut. „Das würde ein Investitionsvolumen von 2,2 Milliarden Euro und 30.000 zusätzliche Arbeitsplätze bedeuten“, meint die Umweltökonomin. Dazu seien aber, neben den Sanierungsanreizen in der Wohnbauförderung, legistische Maßnahmen vor allem im Wohnungseigentumsgesetz notwendig. Denn Eigentümer, die nicht selbst in ihrem Objekt wohnen, hätten kaum Interesse an einer thermischen Sanierung, so Köppl.
Um diese Nutzer-Eigentümerproblematik zu durchbrechen, wäre etwa das Aussetzen des Stimmrechts für Wohnungs- oder Hauseigentümer denkbar, die das Objekt nicht selbst nutzen, schlägt Köppl vor. Georgine Rumpler-Heindl, Geschäftsführerin der Baufirma Heindl Holding, schlug eine mit zwei Jahren raschere Abschreibung von Sanierungsmaßnahmen vor. Hans-Peter Lorenz, Geschäftsführer des gemeinnützigen Bauträgers Vogewosi aus Vorarlberg, betonte, dass die Sanierungsrate bei den Gemeinnützigen allgemein und bei seinem Unternehmen besonders hoch sei – nämlich zwischen 2 und 9 Prozent. Wo der Gedanke der Werthaltigkeit von sanierten Objekten noch nicht Einzug gehalten habe, sei der kleinvolumige Wohnbau, also der Einfamilienhausbereich, kritisierte Robert Korab, Mitglied des Expertenbeirats des Klima- und Energiefonds. Besonders bei den Einfamilienhausbesitzern sei es notwendig, die Bereitschaft, das eigene Konsumverhalten zu ändern, zu stärken, so Korab.
Die vom Klima- und Energiefonds im Juli beendete Förderaktion Photovoltaik wird unterdessen mit weiteren 2,9 Millionen Euro aufgestockt. Berücksichtigt werden aber nur diejenigen Einreicher, die ihre Projekte bis zum Stichtag 18. Juli eingereicht haben. Sie werden vom Fonds schriftlich verständigt. Neue Einreichungen werden nicht berücksichtigt.