Samstag, April 27, 2024

''Energieeffizienz und Klimaschutz ist bereits in den Köpfen der Menschen'', ist Alexander Bauer, Energiecomfort, überzeugt.Alexander Bauer, der Leiter des Bereichs Energiemanagement bei Energiecomfort, im Interview.  Er spricht über die verschiedenen Energiecontracting-Modelle und die passenden Lösungen für Gewerbe, Industrie und Gemeinden.

 

Report: Welche Art von Energiecontracting betreibt Energiecomfort?

Alexander Bauer: Einerseits betreiben wir das klassische Performance-Contracting, das sich rein auf das Thema Energieeffizienz bezieht. Bei diesem Modell können mit Investitionsmaßnahmen in Regelungstechnik und technischen Anlagen Einsparungspotenziale generiert werden. Andererseits bieten wir aber auch ein spezielles Energieeffizienz-Produkt namens »Energie.Optimal.« an. Mit diesem Produkt bieten wir eine Steigerung der Energieeffizienz ohne Investitionsmaßnahmen. Der Kunde soll dabei von dem Know-how profitieren, das wir über Jahrzehnte lang durch den Betrieb unserer rund 400 Eigenanlagen erworben haben. Mit bestimmten Maßnahmen, wie Veränderungen in der Regelungstechnik, Steuerung von Energieflüssen und insbesondere der Beeinflussung des Nutzerverhaltens, soll der Betrieb der Anlage optimiert werden. Hier sind ohne Investitionskosten Einsparungen zwischen 10 und 15 Prozent zu erreichen.

Weiters setzten wir auch schon gezielt im Bereich der Planung und Entstehung eines Objektes an. Mit Architekten und Baumeistern werden Maßnahmen entwickelt, um die Lifecycle-Kosten des Objekts zu reduzieren.

Report: Gibt es spezielle Leistungen, die Energiecomfort für Gewerbe- und Industrieunternehmen einerseits und für Gemeinden und Private andererseits anbietet?

Bauer: Aus unserem Produktangebot möchten wir immer das optimale Produktpaket für den Kunden schnüren. Wir wollen individuelle und produktunabhängige Konzepte liefern.
Bei Gemeinden kommt sehr oft das Produkt »Energie.Optimal.« zum Einsatz, da diese meist wenig Investitionskapital haben.

Speziell im Gewerbebereich bieten sich insbesondere Maßnahmen des Energiemonitorings und des Benchmarkings an. Dadurch kann man die Daten unterschiedlicher Unternehmensstandorte oder auch die spezifischen Verbrauchsdaten innerhalb einer Branche miteinander vergleichen. Auch  Industriebetrieben bieten wir maßgeschneiderte Pakete, wobei wir dabei nicht in die Prozesse gehen, sondern nur in die Peripherie.

Report: Mit Blick auf die 17. Weltklimakonferenz in Durban wird immer deutlicher, dass klima- und umweltpolitische Entscheidungen weiter hinausgezögert werden. Welche Rolle wird hier ein Unternehmen wie Ihres in Zukunft spielen? Denken Sie, dass die Kunden von selbst auf Sie zukommen werden?

Bauer: Meiner Meinung nach gibt es in dieser Thematik zwei regulierende Kräfte. Einerseits den politischen Willen, mit sehr langwierigen Verhandlungen und langfristigen Zeitplänen. Andererseits das Bewusstsein beim Kunden. Ich glaube, das Energieeffizienz- und Klimaschutz-Thema ist schon so stark in den Köpfen der Menschen verankert, dass durchaus  Druck vonseiten des Marktes entsteht. Das merken wir auch in unserem Geschäft. Energiecomfort hat sich schon vor vielen Jahren auf diese Marktentwicklungen eingestellt und versucht die Bedürfnisse der Endkunden abzudecken. Wir warten also nicht einfach auf Aktionspläne, die es ja zum Teil auch gibt, sondern bearbeiten davon unabhängig den Markt mit dem Thema Energieeffizienz.

 

>> Energie-Contracting:

- Gerade im Energiebereich von Unternehmen liegen oftmals Einsparungspotenziale versteckt. Durch den Einsatz von Energiedienstleistungen können in Betrieben Maßnahmen umgesetzt werden, die zur Senkung der Energiekosten und der Steigerung der effizienten Nutzung von Energie führen. Immer öfter werden dabei bestimmte Prozesse an externe Partner ausgelagert. Energiedienstleister verpflichten sich zu einem vorab definierten Ergebnis der Energiedienstleistungen und übernehmen das Risiko für das Erreichen der Ziele. Die externen Maßnahmen reichen von der Energielieferung über den Betrieb von Anlagen bis zur Umsetzung von Einsparmaßnahmen.

So übernehmen Energiedienstleistungsunternehmen beispielsweise die Lieferung von Nutzenenergie, wie Raumwärme, Lüftung und Beleuchtung, zu einem vereinbarten Preis oder investieren in die Energiesparmaßnahmen eines Betriebes, so zum Beispiel in die thermische Sanierung der Gebäudehülle, und refinanzieren die Kosten über die erzielten Einsparungen.

- Die derzeit gängigsten Energiedienstleistungs-Modelle sind:
Einspar-Contracting oder Performance-Contracting. Der Energiedienstleister analysiert die Energiesituation des Betriebes und erarbeitet entsprechende Maßnahmen zur Optimierung von Energieeffizienz und Kosten. Gängige Maßnahmen dieses Contracting-Modells sind beispielsweise die Wärmerückgewinnung, die Wärmedämmung von Fassaden und die Umstellung auf erneuerbare Energieträger. Die Einsparziele werden in einem Contracting-Vertrag festgeschrieben und dem Auftraggeber gegenüber garantiert. Die durchgeführten Energiesparmaßnahmen sollen während der Vertragslaufzeit durch die erzielten Einsparungen refinanziert werden.

Anlagen-Contracting oder auch Liefer-Contracting. In einem mehrjährigen Vertrag übernimmt der Energiedienstleister die gesamte Verantwortung für die Bereitstellung von Nutzenenergie, also die Lieferung von Raum- und/ oder Prozesswärme, Kälte, Druckluft, Strom usw. Er errichtet und betreibt die energietechnische Anlage und bürgt für die technischen und wirtschaftlichen Risiken. Der Auftraggeber bezahlt für die bezogene Nutzenenergie einen vorab vereinbarten Preis. Damit werden die Kosten für die Serviceleistungen, wie die Instandhaltung und Fernüberwachung, sowie die Refinanzierung der gesamten Anlage und des Brennstoffeinkaufs abgedeckt.

Betriebsführungs-Contracting. Hier wird eine bestehende Energieversorgungsanlage an einen Energiedienstleister übergeben. Damit ist dieser für die Instandhaltung und Wartung der Anlage, für die Bereitstellung von Nutzenenergie, den Bezug von Brennstoffen sowie für den Stördienst zuständig.

Wird das Betriebsführungs-Contracting als Einspar-Contracting geführt, dann kümmert sich der Dienstleister um den effizienten Betrieb der Anlage und ist zuständig für das Erschließen von Einsparpotenzialen und für die Umsetzung von Optimierungsmaßnahmen. In diesem Zusammenhang garantiert der Energiedienstleister eine Energieeinsparung.

Quelle: WIFI Unternehmerservice der WKÖ: Energiesparen in Betrieben, 2007

 

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