Bis 2040 soll die heimische Wirtschaft klimaneutral sein. Wie so oft zeigen sich Unternehmen deutlich entschlossener als die Politik und treiben die ökologische Transformation voran.
Mehrweg-Flasche
Bei Vöslauer sind Nachhaltigkeit und Klimaschutz seit mehr als 15 Jahren fixer Bestandteil der Firmenphilosophie. Als erster Hersteller führte der Mineralwasserabfüller 2014 wieder eine Ein-Liter-Mehrweg-Flasche aus Glas ein. 2018 brachte man erstmals eine Flasche aus recyceltem PET auf den Markt. Zwei Jahre später wurde das gesamte Einweg-Segment auf rePET umgestellt. 19 Jahre lang war Vöslauer der einzige Anbieter in Österreich mit einem PET-Pfandsystem. Seit 2022 ist dafür eine von Alpla entwickelte, modernere Version im Einsatz, die zwölfmal wiederbefüllt werden kann und drei bis vier Jahre in Verwendung bleibt. Damit spart das Unternehmen rund 80 Prozent Material pro Jahr.
Mono-Verpackungen
Constantia Flexibles, einer der weltweit größten Hersteller flexibler Verpackungen, verpflichtete sich im Oktober 2023 zu Netto-Null-Emissionen. Um die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben, wird laufend an verbesserten, nachhaltigen Verpackungslösungen aus Monomaterial geforscht, die dennoch höchstmöglichen Schutz gegen Feuchtigkeit, Sauerstoff und Hitze gewährleisten. Auf Komponenten oder Beschichtungen, die nicht vollständig recyclingfähig sind, wird nach Möglichkeit verzichtet. Beim wachsfreien EcoTwistPaper wird die Weichheit des Papiers, die für bestimmte Süßigkeitsverpackungen unbedingt notwendig ist, durch eine besondere mechanische Behandlung erreicht. Vor kurzem wurde zum Beispiel im Auftrag des Herstellers Bonduelle eine neue recycelbare Gefrierfolie für Tiefkühlgemüse entwickelt.
Recycelbare Leiterplatten
Der Chiphersteller Infineon setzt künftig auf Leiterplatten, deren Trägermaterial auf pflanzlichen Fasern und einem halogenfreien Polymer basiert. In heißem Wasser löst sich die Platte auf, zurück bleibt eine kompostierbare Masse, die biologisch abbaubar ist. Auch die auf der Leiterplatte verlöteten elektronischen Bauteile können wiederverwertet werden. Vom britischen Start-up Jiva Materials entwickelt, sollen mit der Soluboard-Technologie bis zu 60 Prozent der CO2-Emissionen vermieden werden. Weltweit fallen jährlich rund 50 Millionen Tonnen Elektroschrott an. Derzeit wird das neue Material am Standort Villach an drei verschiedenen Demoboards getestet, um die elektrischen und thermischen Eigenschaften zu prüfen.
Grüner Stahl
2027 gehen in der voestalpine-Werken Linz und Donawitz zwei Elektrolichtbogenöfen in Betrieb und bilden die 1,5 Millionen Euro teuren Herzstücke der schrittweisen Dekarbonisierung. Die CO2-Emissionen des Stahlerzeugers werden damit um 30 Prozent sinken – das entspricht immerhin fast fünf Prozent der gesamten Jahresemissionen Österreichs. Den Strom für die hochkomplexen Anlagen liefert Photovoltaik. Gleichzeitig laufen in einer Testanlage bereits Versuche zur gänzlich CO2-neutralen Stahlproduktion mittels Wasserstoff. Unter der Marke »greentec steel« folgt voestalpine, so Vorstandsvorsitzender Herbert Eibensteiner, einem »klaren und ambitionierten Stufenplan zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion, wie wir unseren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten können«.
Zustellung elektrisch
Nachdem die Fahrzeugflotte bei der Zustellung bereits großteils elektrifiziert ist, nimmt die Österreichische Post nun die Transportlogistik ins Visier. Die ersten beiden E-Lkw pendeln seit Mai 2024 zwischen dem Logistikzentrum Wien-Inzersdorf und dem Flughafen Wien-Schwechat, um internationale Sendungen abzuholen oder anzuliefern. Am Standort Inzersdorf wurden dafür zwei Schnellladestationen für Lkw installiert, zur Aufladung dient ausschließlich Grünstrom aus Österreich. Man bleibe aber »technologieoffen«, wie Peter Umundum, Vorstandsdirektor für Paket & Logistik der Österreichischen Post AG, betont, vor allem »was etwa den Einsatz von grünem Wasserstoff oder E-Fuels auf längeren Strecken betrifft«.
Ziegel mit Ökostrom
Mehr als 30 Millionen Euro investierte Wienerberger in den weltweit größten industriellen Elektroofen im Uttendorfer Ziegelwerk. Der alte Gasofen wurde abgerissen. Künftig wird hier zur Gänze mit Ökostrom – zugekauft und zum Teil mit eigenen PV-Anlagen erzeugt – produziert und 90 Prozent der bisher verursachten CO2-Emissionen reduziert. Gemeinsam mit dem AIT Austrian Institute of Technology entwickelte man eigens eine neue Technologie, die 30 Prozent weniger Energie verbraucht. Der »grüne« Ziegel ist etwas teurer, werde aber seine Käufer*innen finden, zeigt man sich bei Wienerberger zuversichtlich. Um auch die anderen Standorte in Österreich umzurüsten, muss das Unternehmen weitere 200 Millionen Euro in die Hand nehmen. »Wir werden diesen Weg gehen«, sagt Johann Marchner, Geschäftsführer von Wienerberger Österreich. »Die Dekarbonisierung ist alternativlos.«
Baustoffe im Kreislauf
Für Porr-CEO Karl-Heinz Strauss hat Dekarbonisierung auf der Baustelle Priorität, wobei im Mittelpunkt die Kreislaufwirtschaft steht: »Mit 75 Prozent machen Bauabfälle den Löwenanteil des Abfalls in Österreich aus. Da die Porr Lösungen entlang des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes abdeckt, sind wir in der Lage, den Baustoffkreislauf zunehmend zu schließen.« Im Recycling Center Himberg betreibt der Baukonzern die größte Aufbereitungsanlage für Baurestmassen in Österreich. Im Vorjahr wurden 2,8 Millionen Tonnen recycelt – 1,6 Millionen Tonnen davon ersetzen Primärrohstoffe auf den eigenen Baustellen.