Ein schockierend milder Winter, Kehrtwenden bei grünen Versprechen der Fossilindustrie, schmelzendes Eis an den Polen: Die Klimakatastrophe spitzt sich zu. Aber es gibt auch gute Nachrichten.
Noch immer fährt die Welt fast ungebremst auf den Abgrund namens Klimakollaps zu, doch aufgeben ist keine Lösung. Der Energie Report hat stattdessen wieder ein paar gute Energie-Nachrichten gesammelt – allesamt Argumente gegen die bequeme Resignation.
Schafe mögen Solarpaneele
Manchmal haben kleine Synergieeffekte große Auswirkungen: Wie der New Scientist berichtet, ist die Kombination von Weideland für Schafe und groß angelegten Photovoltaikanlagen ein Win-win-Szenario für beide Seiten. Die Schafe schätzen den Schatten, den die Solarpaneele gerade in heißen Regionen auf sonst exponierten Weiden spenden, und fressen mit Vorliebe die Gräser und Pflanzen, die sich unter diesen Einrichtungen bevorzugt ausbreiten. Und die Betreiber der Solareinrichtungen müssen sich weniger um die Bereinigung von Unkraut und Vegetation kümmern. Von Ziegen als Nutzvieh wird in diesem Zusammenhang abgeraten: Wer um deren Kletterbegabung weiß, kann sich denken, warum.
Moderne, semitransparente Solarpaneele, wie sie in einer Studie der University of California, Davis, zum Einsatz gebracht wurden, gehen in Sachen Synergie noch weiter: Sie nutzen den blauen Frequenzbereich des Sonnenlichts zur Stromerzeugung und lassen dessen roten Anteil passieren – eine Effizienzsteigerung für Ackerbau und Energieerzeugung ist die Folge. Die Agrivoltaik hat mit Sicherheit eine große Zukunft.
Dreifachkrise abgefedert
Im späten Herbst 2022 sahen Pessimist*innen einen schlimmen Energiewinter auf Europa zukommen: Russlands Krieg gegen die Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen haben die Gasversorgung des Kontinents empfindlich beeinträchtigt, zusätzlich ließen historische Wassertiefstände sowohl Atom- wie auch Wasserstrom als Alternativen wackeln. Von der Rückkehr der ungeliebten, gerade erst halbherzig aufgegebenen Kohle war die Rede. Dieser letzte Todesstoß für die CO2-Reduktionspläne Europas konnte aber abgewendet werden – stattdessen half der Rekordanteil Erneuerbarer am Energiemix mit, den erneuten Einsatz von Kohle klein zu halten. Wind und Sonne haben 2022 den Rekordanteil von 22 Prozent zur Stromerzeugung in der EU beigetragen und damit sogar zum ersten Mal Gas (20 Prozent) überholt.
Die beste Nachricht kommt allerdings wohl aus China – genau: dem Land, dessen Rolle gerne als Totschlagargument gegen eigenes Engagement im Klimaschutz gebracht wird. Die Volksrepublik, weltweit größter Emittent von CO2, entwickelt sich auch zum Klimaschutz-Vorreiter. Eine halbe Billion US-Dollar hat das Land 2022 in grüne Energie-Investitionen gesteckt – mehr als die Hälfte des gesamten globalen Investments in diesem Bereich. Der Investitionsturbo scheint endlich gezündet. Zum Ausruhen ist dennoch jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt.
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