Sonntag, Juni 30, 2024

Etwa eine Milliarde Euro könnte ein 24-Stunden-Stromausfall in Österreich kosten, so der Blackout-Simulator der Johannes Kepler Universität Linz. Fast die Hälfte dieser Kosten würde dabei auf die produzierende Industrie entfallen. Mit USV-Anlagen können sich Unternehmen diesem Krisenszenario vorbeugen.

Auch wenn ein vollständiger Blackout ein sehr seltenes Katastrophenszenario ist, müssen Wirtschaft und Gesellschaft damit rechnen, dass die Energieversorgung zukünftig unstetiger wird. Schon im Jahr 2020 gab es in Österreich insgesamt 18.850 Versorgungsunterbrechungen, die länger als eine Sekunde anhielten, so die Ausfall- und Störungsstatistik von E-Control. Gerade im Zuge der Digitalisierung wird die Vorbereitung auf Stromausfälle in Zukunft zum Thema werden – denn: Ohne Strom funktioniert auch kein Computer, keine Cloud und kein Rechenzentrum.

Kritische digitale Infrastrukturen sichern

In der digitalen Welt kann ein Stromausfall weitreichende Konsequenzen haben. Während früher die Lichter wieder angingen, wenn die Versorgung wiederhergestellt war, können heute wichtige Daten für immer verloren gehen. Um das zu verhindern, darf es auch keine geringfügigen Unterbrechungen in der Versorgung geben. Die Zeit, die Notstromgeneratoren zum Anlaufen benötigen, ist bereits zu lange. Daher sind heute in großen Rechenzentren Anlagen zur unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) Standard. Dank integrierter Batterien können diese praktisch nahtlos die weitere Versorgung bei einem Stromausfall übernehmen und so die Zeit überbrücken, bis die Generatoren starten.

Aber auch für Unternehmen, die keine eigene Notstromversorgung betreiben, kann sich eine USV-Anlage lohnen: Im Fall einer längeren Versorgungsunterbrechung verschaffen ihnen die Batteriespeicher Zeit, Systeme geordnet herunterzufahren und so Datenverlust zu vermeiden. Kurzfristige Ausfälle können die USV-Anlagen auch selbst überbrücken. Ebenso sorgen sie für die Aufbereitung bzw. Kontrolle der eingehenden Netzfrequenz und -spannung. Im Zuge der Energiewende werden Abweichungen hier vermutlich zunehmen.

Netzflexibilität unterstützen und gleichzeitig Geld verdienen

USV-Anlagen schützen nicht nur empfindliche Elektronik, sie können auch dazu beitragen, das Netz als Ganzes zu stabilisieren. Diese Möglichkeit ergibt sich daraus, dass die Batterien moderner USV-Anlagen die meiste Zeit ungenutzt bleiben. Solange der Strom regulär fließt, gehen sie lediglich hin und wieder zur Ladungserhaltung ans Netz. Während dieser „Leerlaufzeiten“ der Batterien können die Betreiber der Anlagen einen Teil dieser Speicherkapazitäten als Flexibilitätsreserve den Netzbetreibern zur Verfügung stellen. Das bedeutet, dass die Batterien durch Bereitstellung von kurzfristiger Regelenergie eine Pufferfunktion für das Stromnetz wahrnehmen, was wichtig ist, um die Frequenz stabil im Toleranzbereich um 50 Hz zu halten.

Da hier jeweils nur sehr kurzfristige Interventionen notwendig sind, wird die Grundfunktionalität der USV nicht beeinträchtigt, die Batterien werden nicht signifikant entladen. Durch die Bereitstellung ihrer Kapazitäten könnten Unternehmen so einen wertvollen Service für die Netzbetreiber leisten - und sich so eine zusätzliche Einnahmequelle erschließen.

Dass die Interaktion zwischen Rechenzentrum und Energieversorger auch praktisch gelingen kann, haben Eaton und Microsoft bereits in einem Modellversuch nachgewiesen. Die Ergebnisse der Zusammenarbeit wurden in dem Whitepaper „Grid-interactive data centers: enabling decarbonization and system stability“ veröffentlicht. Nachzulesen unter folgendem Link: Netzinteraktive Rechenzentren (eaton.com)

(Titelbild: iStock)

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