Mittwoch, November 20, 2024



Viele Unternehmen wissen nicht, dass sie von der Nachhaltigkeitsinitiatve der EU betroffen sind. Ein neuer Verein unterstützt sie, ihre daraus erwachsenden Pflichten zu erfüllen. 

Er dient dem Ziel, die Wirtschaft der Europäischen Union bis 2050 klimaneutral zu machen: der European Green Deal (EGD), den die EU-Kommission Ende 2019 vorlegte. Schon bis 2030 ist eine Reihe ambitionierter Zwischenziele zu erreichen, unter anderem im Energiebereich. Und so richtig gut vorbereitet sind die österreichischen Unternehmen nicht, warnte Bernd Triebel, der Obmann des neuen Vereins Energieforums Österreich (Link), kürzlich bei dessen Vorstellung in Wien. Triebel weiß, wovon er redet: Er auditierte in den vergangenen Jahren rund 400 Unternehmen und Betriebe in seinem Heimatland Kärnten. Das Ergebnis: „Viele wissen noch gar nicht, dass der EGD auch sie betrifft.“ Das seien zwar vorerst eher Großunternehmen. Letzten Endes werde der EGD aber „bis auf den Milchbauern“ heruntergebrochen.  Und was die Firmen tun müssten, um ihren daraus erwachsenden Pflichten nachzukommen, sei für die meisten von ihnen das sprichwörtliche „spanische Dorf“.

Gerade hier setzt das Energieforum Österreich an. Rund 25 Unternehmen haben sich darin als Partner zu einer Informations- und Dienstleistungsplattform zusammengeschlossen. Sie konzentrieren sich auf etwa 70 Normen, die im Zuge des EGD von der Wirtschaft zu beachten sind und helfen den Vereinsmitgliedern dabei, diese zu erfüllen.

Bild oben: Partner für Green-Deal-Umsetzung: Georg Rogl (EY), Martin Lang (Siemens), Berndt Triebel (Energieforum Österreich), Johann Daxbeck (RMA), Reinhard Karl (Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien), (Foto: Energieforum/Martin Schieder)

Eigens dazu entwickelte das Energieforum einen sogenannten „Nachhaltigkeitscheck“. In dessen Rahmen wird überprüft, von welchen der Vorgaben ein Unternehmen betroffen ist und wie schnell es diesen zu genügen hat. Viele dieser Normen habe Österreich bereits in nationalstaatliches Recht umgesetzt, die Erfüllungsfristen seien im Laufen, betonte Triebel. Stellt sich im Zuge des Nachhaltigkeitschecks heraus, dass ein Mitgliedsunternehmen des Energieforums bestimmte Dienstleistungen benötigt, werden ihm entsprechende Anbieter vermittelt. Laut Triebel beläuft sich der jährliche Mitgliedsbeitrag je nach Unternehmensgröße auf 200 bis 700 Euro. Der Nachhaltigkeitscheck wiederum schlägt mit 1.000 bis 3.000 Euro zu Buche.

Ganzheitliches Gebäudemanagement
Einer der Partner im Energieforum ist Siemens Österreich, berichtete Martin Lang, der Leiter Regional Solutions & Services der Siemens AG Österreich. Sein Unternehmen befasst sich insbesondere mit den Vorgaben, die die Unternehmen in Hinsicht auf die Steigerung ihrer Energieeffizienz zu erfüllen haben. „Viele Firmen haben Interesse an diesem Thema. Und es gibt eine Reihe von Spezialisten, die sich mit Einzelfragen manchmal sehr gut auskennen. Was aber meistens leider fehlt, ist die gesamtheitliche Betrachtung. Genau da können wir helfen“, erläuterte Lang dem Energie Report. Mithilfe der Gebäudetechnik kann Siemens erheben, wo in einem Unternehmen wann wie viel Energie verbraucht wird. Die umfassende Analyse der entsprechenden Daten hilft, herauszufinden, wo unnötiger Verbrauch anfällt und wie sich dieser vermeiden oder zumindest vermindern lässt.

So ist es möglich, Gebäude energetisch, wirtschaftlich und nachhaltig optimal zu managen. Und das ist von eminenter Bedeutung: Gut und gerne 80 Prozent der Kosten für ein Gebäude fallen bekanntlich nicht bei dessen Errichtung und allfälliger Renovierung an, sondern im – üblicherweise jahrzehntelangen - Betrieb. „Die Dekarbonisierung des Gebäudesektors und die im Green Deal definierten Vorgaben und Rahmenbedingungen sind komplexe Herausforderungen für alle Beteiligten: Nutzer, Betreiber und Eigentümer. Siemens bietet mit seiner langjährigen Erfahrung in Gebäudeeffizienz und seinem umfangreichen Portfolio die richtigen Lösungen, um diese Herausforderungen zu meistern“, konstatierte Lang.

Finanz, Beratung, Energie
Zu den weiteren Partnern im Energieforum gehören unter anderem die Raiffeisen-Landesbank Niederösterreich Wien und die Kommunalcredit Public Consulting, die Finanzierungslösungen im Sinne des „Green Financing“ zur Verfügung stellen, der Beratungskonzern EY sowie der Verbund. EY unterstützt die Mitglieder des Energieforums insbesondere beim Erfüllen der keinesfalls zu unterschätzenden Reportingpflichten. Der Verbund wiederum hilft ihnen bei der Nutzung der erneuerbaren Energien, etwa mit Photovoltaikanlagen samt Batteriespeichern, aber auch beim Einstieg in die Elektromobilität.


Herausforderungen und Lösungen

Mit dem EU Green Deal will das Europäische Parlament den Aktivitäten in Sachen Klimaneutralität, Schutz und Erhalt natürlicher Ressourcen, Biodiversität und Gesundheit der Bevölkerung rasanten Vorschub verleihen. Das hat auch Auswirkungen auf die Errichtung und die Renovierung von Gebäuden. In Österreich wird mit 16 Einzelgesetzen und finanziellen Förderanreizen sichergestellt, dass die EU-Rechtsvorschriften mit dem Ziel für 2030 im Einklang sind (»Fit for 55«-Paket). Darüber hinaus hat die EU den öffentlichen Sektor der Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, mindestens drei Prozent seines Gebäudebestandes jährlich zu renovieren (Heizung, Lüftung, Klima). Daraus ergeben sich verschiedenste Anforderungen an Gebäudeeigentümer und -verwalter.
 
Beispiele dafür sind die Reduktion von Energieverbrauch und Treibhausgasen, die Integration von E-Mobilität, eine nachhaltige Berichterstattung inklusive Verbrauchsmonitoring oder das Benchmarking von Gebäuden. Siemens-Expert*innen unterstützen hier mit einer detaillierten Analyse des Gebäudes, der technischen Gebäudeinfrastruktur und der vorhandenen Gebäudeautomation. Anschließend bewerten sie den Ist-Zustand und zeigen maßgeschneiderte Lösungsansätze mit einem realistischen Zeitplan auf. Siemens tritt als Generalunternehmer auf und kann auch mit Finanzierungsmodellen und mit Know-how bei Förderungen unterstützen. 

»Die EU-Vorgaben führen effektiv zu einer Wertminderung der existierenden Gebäude, wenn diese nicht auf Kurs sind. Mehrere Studien sagen aus, dass bei Erfüllung der nachhaltigen Ziele ein Mehrertrag pro Quadratmeter von bis zu zehn Prozent des Mietpreises erzielt werden kann. Wenn man in Renovierung, Modernisierung und Effizienzsteigerung von bestehenden Gebäudeinfrastrukturen investiert, zahlt sich das für den Gebäudeeigentümer über den Return on Investment (ROI) aus«, betont Bernhard Mager, Portfolio Manager Region Europe bei Siemens.

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