Keine Stadt, kein Gebäude und keine Infrastruktur kommt heute ohne Elektronik aus. Angesichts der Ungewissheiten der Gegenwart und fordert der FEEI deshalb, die Elektro - und Elektronikindustrie als systemkritisch einzustufen.
Titelbild: Wolfgang Hesoun, Obmann der FEEI, gemeinsam mit Marion Mitsch, FEEI - Geschäftsführerin. (Credit: FEEI)
„2021 hat die Elektro- und Elektronikindustrie erneut ihre Standfestigkeit bewiesen. So konnte die EEI nicht nur ihre Produktion und den Umsatz steigern, sondern auch die Arbeitsplätze auf dem Vorkrisenniveau 2019 halten“, so Obmann Wolfgang Hesoun im Rahmen der Jahrespresskonferenz des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie. „Diese erfreuliche Entwicklung ist der EEI aber nicht in den Schoß gefallen“, betont Marion Mitsch, Geschäftsführerin der FEEI, „wir stellen tagtäglich unter Beweis, dass wir auch in schwierigen Zeiten als Wirtschaftsmotor Österreichs funktionieren und daher unverzichtbar sind.“
Kräftiges Plus auf allen Ebenen
Die Branche konnte ihre Produktion im vergangenen Jahr um knapp 15 Prozent auf 19,73 Milliarden Euro steigern. Auffallend dabei ist, dass alle Sparten sich verbesserten. An der Spitze: Elektronische Bauelemente, weiters gefragt waren Verteilungs- und Schalteinrichtungen und Motoren, Generatoren und Transformatoren. Auch der Dienstleistungsbereich der EEI erzielte ein deutliches Plus. Diese positive Entwicklung wirkt sich auch auf den Umsatz aus: Insgesamt brachte die Branche einen Umsatz von über 22,7 Milliarden Euro. Die drei wichtigsten Exportländer sind Deutschland (5,1 Mrd.), die USA (1,0 Mrd.) und China (890 Mio.), wobei die Exportquote in die USA überdurchschnittlich gestiegen ist.
Status Quo: Positive Entwicklungen, dramatische Einschnitte
Dementsprechend positiv ist auch die Stimmung in den Unternehmen: In einer aktuellen Blitzumfrage der FEEI gaben zwei Drittel aller Unternehmen an, auch dieses Jahr mit vollen Auftragsbüchern zu rechnen - die meisten gehen sogar davon aus, dass die Umsätze auch 2022 weiter deutlich steigen werden.
Ganz anders wiederum stellt sich die Lage in Bezug auf Lieferengpässe und Energiekosten dar. Knapp drei Viertel der Unternehmen leiden unter den Lieferschwierigkeiten, noch mehr geben an, dass die in deren Folge gestiegenen Rohstoffpreise eine starke bzw. sehr starke Belastung darstellen. Die Situation wird durch die Lieferkettenkrise, den Bauteilmangel und den prekär gewordenen Fachkräftemangel verschärft. Versuche, die Lieferketten zu diversifizieren, sollen diese Verluste zumindest teilweise ausgleichen. Ein Teil der Unternehmen (15 Prozent) zieht aber auch eine Einschränkung der Produktion in Betracht.
„Die Auftragsbücher sind zwar voll, aber gestörte Lieferketten, unbestimmbar hohe Energiekosten und mangelnde Versorgungssicherheit für Energie, Rohstoffe und Basistechnologien schaden nicht nur der Industrie, sie können auch ungeahnte Auswirkungen auf das öffentliche Leben, die Güterversorgung, die öffentliche Sicherheit und somit auf jeden einzelnen haben“, warnt Hesoun. Er fordert daher eine Berücksichtigung der Elektro- und Elektronikindustrie als Schlüsselindustrie im Energielenkungsgesetz (EnLG) und bei der Strompreis-Kompensation im Unternehmens-Energiekostenzuschussgesetz.
Höheres Augenmerk auf systemkritische Infrastrukturen
„Bei der EEI handelt es sich um eine Schlüsselindustrie für kritische Infrastrukturen. Nicht nur Telekommunikation und Stromversorgung, die von den Produkten der EEI direkt abhängig sind, sondern ausnahmslos jede Infrastruktur wäre von Produktionsengpässen der österreichischen EEI betroffen“, so Hesoun. „Ein Engpass an Ersatzteilen, etwa der Regeltechnik, könnte von heute auf morgen die Wasserversorgung einer ganzen Gemeinde lahmlegen. Man denke auch an Produkte der Medizintechnik, an Komponenten und Ersatzteile für die Gesundheitsversorgung. Auch der öffentliche und der Individualverkehr kommen ohne EEI rasch zum Erliegen.“
Innerhalb von vier Monaten ist der Gaspreis auf mehr als das Vierfache angestiegen. Signifikantes Gassparen zur Kompensation ist in der EEI aber kurzfristig nahezu unmöglich. „Die EEI braucht unverzüglich einen verbindlichen, bundesweit gültigen Rechtsrahmen für einen freiwilligen Energieträgerwechsel. Die Voraussetzung dafür müssen unbürokratische Genehmigungen für den Umbau von Anlagen sein“, macht Hesoun deutlich. Dies beinhalte auch vorübergehende, weitere Kosten für CO2-Zertifikate.
(Bilder/Grafiken: FEEI)