Laut dem österreichweiten Stromnetzbetreiber Austrian Power Grip (AGP) kam es im Oktober zu einer für diesen Monat neuen Rekordimportmenge, insgesamt wurden rund 1.493 Gigawattstunden (GWh) Strom importiert. Grund dafür waren die geringere Produktion von nachhaltigem Strom, allen voran der Laufwasserkraftwerke sowie der gleichzeitige Anstieg des Stromverbrauchs in Österreich.
Wie schon im Vormonat war Österreich auch im Oktober größtenteils von Importen aus dem Ausland abhängig. Gerhard Christiner, technischer Vorstand bei APG, erläutert: „Das Defizit zwischen dem verfügbaren nachhaltigen Strom und dem aktuellen Strombedarf muss mittels konventioneller Stromerzeugung und Importen gedeckt werden.
Mit 1.493 GWh war dazu für das Monat Oktober eine neue historische Importmenge nötig.” Das letzte Importhoch liegt drei Jahre zurück: 2018 wurden im Oktober 1.432 GWh importiert, also um 61 GWh weniger. Der internationale Stromhandel wird hierzulande über die grenzüberschreitenden Leitungen der APG abgewickelt.
Rückgang bei Erneuerbaren bei gleichzeitig steigendem Verbrauch
Die Stromerzeugung aus nachhaltigen Energiequellen ging im Oktober saisonal bedingt deutlich zurück. Eine für diese Jahreszeit typische Entwicklung, meint Christiner: „In der kälteren Jahreszeit nimmt vor allem die Stromerzeugung durch Laufwasserkraft stark ab, wobei diese im Oktober deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt lag. Gleichzeitig steigt in dieser Zeit der Stromverbrauch unter anderem durch den vermehrten Heizbedarf und längere Beleuchtungsphasen. Aber auch durch die allgemein zunehmende Elektrifizierung des Alltags wie die Nutzung von E-Mobilität oder Cloud-& Streamingdiensten.”
Der österreichische, wöchentliche Stromverbrauch lag mit durchschnittlich rund 1.244 GWh um etwas über 5 Prozent über den Vergleichswerten aus 2017-2019. 2020 ist pandemiebedingt nicht vergleichbar, da es aufgrund der ersten Lockdowns zu historischen Einbrüchen im Stromverbrauch kam.
Investitionen für eine sichere Energiezukunft
Die Zukunft der Strom- und Energiewelt ist sehr komplex und die Anforderungen steigen stetig. Bis 2030 soll der Strombedarf in Österreich bilanziell zu 100 Prozent aus nachhaltigem Strom gedeckt werden. Den Grundstein für den Ausbau der Erneuerbaren, allen voran durch Windkraftparks und Photovoltaikanlagen, ist mit Beschluss des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) gelegt.
Doch braucht es zum Gelingen der Energiewende und dem Ermöglichen der Elektrifizierung von Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft mehr. „Der enorme Energiezuwachs durch den Ausbau von erneuerbaren Stromquellen ist gut und wird dringend benötigt, um die Klimaziele der österreichischen Bundesregierung zu ermöglichen. Doch all das bringt uns nichts, wenn wir nicht das dafür geeignete Stromnetz haben um die Energie österreichweit zu verteilen und nutzbar zu machen”, hebt der kaufmännische Vorstand der APG, Thomas Karall, hervor.
Die zeitgerechte Umsetzung aller Investitionsprojekte der APG in den kommenden Jahren ist somit Grundbedingung für das Gelingen der Energiewende. „Dafür wird es notwendig sein die Genehmigungsverfahren massiv zu beschleunigen. Denn Projektverzögerungen um bis zu zehn Jahren – wie bei unserem Salzburgleitungs-Projekt – können wir uns im Sinne unserer Generationenverantwortung nicht mehr leisten“, ergänzt Karall.
Redispatching an 191 Tagen erforderlich
Schon heutzutage ist fast täglich ein Eingriff in das Stromnetz notwendig um die Stromversorgung sicherzustellen. Waren es in den Jahren 2013 bis 2020 durchschnittlich rund 170 Tage bis Ende Oktober, so liegen wir im Jahr 2021 um rund 12 Prozent darüber. „Mit Ende Oktober waren es heuer bereits 191 Tage, an denen so genannte Redispatch-Maßnahmen, also gezielte Eingriffe in den Einsatz von Kraftwerken zur Stabilisierung des Stromnetzes, vorgenommen werden mussten. Anders formuliert: Wir sprechen hier von Kosten für die Stromkunden in der Höhe von rund 91 Millionen Euro”, erläutert Karall.
„Um das hohe Niveau unserer Stromversorgung auch in Zukunft gewährleisten und derartige Kosten reduzieren zu können, investieren wir in den kommenden zehn Jahren rund 3,5 Milliarden Euro in die heimische Strominfrastruktur. Rund 357 Millionen Euro davon entfallen alleine auf 2021. Diese Investitionen sind notwendig, damit wir die Energiewende, die Elektrifizierung von Wirtschaft, Industrie & Gesellschaft, die Integration von Erneuerbaren und vor allem die sichere Stromversorgung nachhaltig ermöglichen können,” so Karall abschließend.
Mit diesen Investitionen werden neben den energiewirtschaftlichen Effekten auch große volkswirtschaftliche Effekte erzielt: Die Bruttowertschöpfung für Österreich beträgt 2,1 Milliarden Euro, es werden 28.000 Jahresbeschäftigungsverhältnisse im gesamten Zeitraum bis 2032 geschaffen und 70 Prozent der Investitionen sind inlandswirksam.