Zahlreiche Unternehmen der Photovoltaik-Wirtschaft in Vorarlberg haben in einem offenen Brief an die Landesregierung einen Rückzug der illwerke vkw aus dem PV-Markt gefordert. Der Vorwurf: Missbrauch der Marktmacht. illwerke vkw kann in einer ersten Reaktion die Vorwürfe "nicht nachvollziehen".
Wurde in Vorarlberg versucht, Kunden aktiv abzuwerben, nachdem PV-Errichter die gesetzlich vorgeschriebenen "Anschlussanfragen" an die Netztochter der illwerke vkw AG gestellt hatten? Eine Gruppe von 18 Unternehmen behauptet genau das: „Eine Fülle von Indizien bringen uns zur Überzeugung, dass die gesetzliche vorgeschriebene Trennung von Energieversorgung und Netz bewusst missachtet wurde und wird“, heißt es in einer Pressekonferenz am 14. Juli.
Demnach müssen Anbieter vor dem Bau einer Photovoltaikanlage eine Anschlussanfrage an die Vorarlberger Energienetze GmbH, eine Tochterfirma der illwerke-vkw-Gruppe, stellen. „In einer Reihe von Fällen sind unsere Kunden kurz nach dieser Anschlussanfrage von Mitarbeitern der illwerke-vkw-Gruppe kontaktiert worden“, schildert einer der Initiatoren des offenen Briefs, Andreas Müller vom PV-Errichter Hansesun. „Ein-, zwei- oder dreimal kann das Zufall sein. Wenn das immer wieder vorkommt, ist es ein Indiz, dass die Daten widerrechtlich intern weitergegeben werden.“
Bild: Die "unfairen Wettbewerbsmethoden" der illwerke-vkw-Gruppe kritisierten Andreas Müller (Hansesun Austria) und Mathias Muther (Aerocompact). (Foto: Dietmar Mathis)
Müller schildert einen Fall, in dem die vkw selbst eine Photovoltaikanlage angeboten haben. Nachdem sich der Kunde für den privaten Mitbewerber entschied, sei plötzlich kein Netzanschluss mehr möglich gewesen. In einem Fall hätten illwerke vkw einen neuen Wechselrichter schon angeboten, bevor er zugelassen war. Dem vom Mitbewerber installierten Wechselrichter wurde die Zulassung gestrichen. Die Großanlage eines Industriebetriebs kann deswegen seit Wochen nicht ans Netz. Die Photovoltaikanbieter prüfen nun eine Beschwerde bei der Bundeswettbewerbsbehörde.
Die Unternehmen kritisieren zudem eine geplante Beteiligung der illwerke-vkw-Gruppe am PV-Geschäft von Doma Solartechnik. „In einem fairen Wettbewerb ist uns jeder Mitbewerber willkommen. Gegen die unfairen und nach unserer Einschätzung rechtlich fragwürdigen Methoden der illwerke-vkw-Gruppe wehren wir uns entschieden“, heißt es in dem Brief.
Antwort aus Bregenz
Die illwerke vkw haben bereits auch Stellung zu den Vorwürfen genommen: Das Unternehmen könne "diese Bedenken in keiner Weise nachvollziehen" und fordert die Initiatoren auf, "vermeintliche Vorwürfe zu konkretisieren und bei der Schlichtungsstelle der neutralen Regulierungsbehörde E-Control umgehend zu melden".
Photovoltaik sei prinzipiell ein wesentlicher Eckpfeiler, um die Energieautonomie für Vorarlberg zu erreichen. "Um den raschen Ausbau der erneuerbaren Energie voranzutreiben, bieten wir unseren Kunden komplette Energiedienstleistungen an. Der Aufsichtsrat hat für die Beteiligung der illwerke vkw an der Doma Solartechnik einen einstimmigen Beschluss gefasst, denn die Photovoltaik ist ein wichtiger Eckpfeiler in unserer Unternehmensstrategie", betont illwerke vkw-Vorstandsmitglied Helmut Mennel. Diese Entwicklung zeige sich in ganz Österreich, auch andere Energieversorger steigen in die Photovoltaik-Branche ein.