Der April gilt bekanntlich als Wechselmonat. Heuer war das deutlich merkbar, denn von milden Temperaturen bis zu Schneefall war alles dabei. Die überwiegend für diesen Monat zu niedrigen Temperaturen sorgten für einen Anstieg des Stromverbrauchs in Österreich. Lag man Ende März noch minus sieben Prozent unter dem Durchschnittswert aus 2017-2019, so ist man Ende April mit 1.132 Gigawattstunden genau auf demselben Niveau – null Prozent – des Vergleichsmonats.
„Sinken die Temperaturen, steigt der Stromverbrauch. Das ist der traditionelle Zusammenhang. Im April waren sozusagen alle vier Jahreszeiten vertreten, wobei es gesamt gesehen ein eher kühler Monat war, wodurch der Stromverbrauch zum Beispiel durch erneuten Heizbedarf wieder angestiegen ist“, sagt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG.
Auch in anderen EU-Ländern gab es offensichtlich Verbrauchsschwankungen. Die Stromlast war im April bei einigen Ländern annähernd auf demselben Niveau des Durchschnittswertes von 2017-2019 – also vor den Auswirkungen der Covid-Pandemie. Am deutlichsten über dem Vergleichswert war dabei Italien (plus drei Prozent), am deutlichsten unter dem Vergleichsniveau Spanien (minus drei Prozent).
Erneuerbare haben wesentlichen Anteil an Stromdeckung
Üblicherweise steigt der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung mit den wärmeren Monaten an. Vor allem die Erzeugung durch Laufwasserkraft und PV-Anlagen. Ein Wechselmonat wie der heurige April zeigt aber auf, wie wetterabhängig und volatil Erneuerbare sind. In Summe war die Stromerzeugung durch erneuerbare Energiequellen im April – angeführt von Windkraft – jedoch konstant und zeitweise sehr hoch. Gleichzeitig hat durch die niedrigen Temperaturen der für diese Jahreszeit „übliche“ Schneeschmelzeffekt gefehlt. Der Anteil an der Deckung des heimischen Stromverbrauchs durch nachhaltig produzierten Strom lag in den Kalenderwochen 14 und 17 bei rund 75 Prozent.
„Diese Zahlen zeigen, dass die Voraussetzung um den Strom der Erneuerbaren, und deren künftigen Zuwachs bis 2030 zur Erreichung der österreichischen Klimaziele, optimal managen und verteilen zu können eine kapazitätsstarke Strominfrastruktur ist. Denn klar ist, die Energiewende findet in den Stromnetzen statt“, hebt Christiner hervor.
Österreich bleibt Strom-Importeur
Unverändert zum ersten Quartal 2021 bleibt Österreich auch im April in der Position des Strom-Importeurs. Das Maximum an importierter Stromenge betrug am 20. April 62 Gigawattstunden. Zu Monatsende hin, nahm der Bedarf an importierten Strom wieder ab. Anfang Mai konnten sogar 26 Gigawattstunden exportiert werden.
Strom wird aber nicht nur über die Landesgrenzen hinweg importiert oder exportiert, auch innerhalb Österreichs findet je nach Produktions- und Verbrauchssituation ein Austausch zwischen den Verteilnetzen der Bundesländer und dem überregionalen Netz der APG statt. “Ein kapazitätsstarkes Übertragungsnetz innerhalb des Landes ist Voraussetzung für die sichere Stromversorgung von Wirtschaft & Gesellschaft. Nur so ist die Verfügbarkeit von Strom unabhängig von der lokalen und regionalen Produktion“, sagt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.
Die aktuellen Zahlen belegen das und zeigen vor allem den Strombedarf industriestarker Bundesländer wie der Steiermark, das im April 274,6 Gigawattstunden Strom aus dem APG-Netz bezogen hat. Produktionsreiche Bundesländer wie das Burgenland sind hingegen vermehrt in der Lage den erzeugten Stromüberschuss – im April 158,1 Gigawattstunden – in das APG-Netz einzuspeisen, wodurch der Strom österreichweit genutzt werden kann. Auch dieses Faktum zeigt, dass bei fortschreitender Energiewende ein kapazitäts- und leistungsstarkes Übertragungsnetz der Schlüssel ist.
Strompreis im April weiter im Anstieg
Die Tendenz des Anstiegs beim Strompreis seit Anfang des Jahres hat sich auch im April fortgesetzt. Mit einem monatlichen Preis von 60 Euro pro Megawattstunde (€/MWh) liegt man 228 Prozent über dem Vergleichswert aus dem Vorjahr. Auch beim wöchentlichen Strompreis ist eine deutliche Preiserhöhung gegenüber April 2020 von 15.55 €/MWh auf 63,02 €/MWh erkennbar. „Hauptgründe für den enormen und anhaltenden Anstieg des Strompreises sind, dass der April deutlich kälter war, als im Vorjahr. Außerdem befindet sich der CO2 Preis auf einem Rekordstand und die Fossilen waren im letzten Vergleichsjahr um einiges günstiger“, erklärt Karall.
Täglich grüßen die Redispatch-Maßnahmen
Damit die Stromversorgung auch dann funktioniert, wenn es eng wird, ergreift APG mittlerweile fast täglich die Sicherheitsmaßnahme Redispatch (RD). „Durch gezielte Eingriffe in den Einsatz von thermischen und hydraulischen Kraftwerken kann APG hohen Leitungsbelastungen kontrolliert entgegenwirken, sodass die sichere Stromversorgung stets gegeben ist“, sagt Christiner. Bis Ende April war bereits an 89 Tagen ein Eingriff in das Netz notwendig. Verglichen mit dem Vergleichszeitraum aus den Vorjahren ist das ein Tag mehr als 2020 und ganze 21 Tage mehr als noch 2019 notwendig waren.
Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten würde den RD-Bedarf erheblich verringern und die Kosten reduzieren. „Den Stromkunden haben österreichweit fehlende oder noch in Bau befindliche Stromleitungen wie z.B. in Salzburg heuer bereits rund 30 Millionen Euro gekostet“, betont Karall. Der aktuelle Beschluss der europäischen Union, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent zu reduzieren, sowie die Installierung der mit dem EAG geplanten Erneuerbaren würden diese Tendenz weiter beschleunigen.
Daher ist die zeitgerechte Umsetzung aller APG-Investitionsprojekte unbedingt notwendig, damit in Zukunft bei gleichbleibender sicherer Stromversorgung weniger RD-Maßnahmen durchgeführt werden müssen. Die APG investiert alleine 2021 rund 357 Millionen Euro und bis 2030 3,1 Milliarden Euro in die heimische Strominfrastruktur. Neben den energiewirtschaftlichen Aspekten bedeutet das auch einen Boost für die heimische Wirtschaft.