Virtuelle Welten abseits von Gaming und Entertainment: Wo Augmented und Mixed Reality bereits eingesetzt werden. Lösungen und Pilotprojekte aus Österreich. Fazit: Es ist Arbeit, macht aber trotzdem Spaß!
VRVis: BMLV
Österreichs führende Forschungseinrichtung auf dem Gebiet Visual Computing heißt VRVis und baut seit fast 20 Jahren eine Brücke von der Forschung in die Industrie. Um mit den technologischen Anforderungen an moderne Streitkräfte mitzuhalten, entwickelte das VRVis für das Bundesheer eine Virtual-Reality-Anwendung für Fernerkundung und Einsatzplanung. Aus Satellitenbildern und Fotoaufnahmen werden urbane Szene rekonstruiert, die in der VR-Anwendung aus der Vogelperspektive oder in First-Person-View analysiert bzw. im Maßstab 1:1 durchschritten werden können. Kostengünstig, realitätsnah und vor allem gefahrlos ermöglicht die VR-Anwendung damit, komplexe geografische Daten verständlich darzustellen, die nicht auf 2D-Karten kommuniziert werden können.
Zugleich kann Ortskenntnis »aus der Ferne« antrainiert werden, um zukünftige Einsatzgebiete kennenzulernen und vorab Manöver in unzugänglichem Gelände oder Krisengebieten zu üben. Darüber hinaus enthält die VR-Anwendung Werkzeuge zur Vermessung von Gebieten und kann auch unterschiedliche Umgebungsbedingungen simulieren.
Kunde: Bundesministerium für Landesverteidigung (BMLV), Institut für Militärisches Geowesen
Lösung: Virtual-Reality-Anwendung zur Einsatzplanung
Besonderheiten: Die Anwendung des VRVis vereint gleich mehrere Technologien: Virtual Reality, Fotogrammmetrie (3D-Rekonstruktion aus Luftbildern) und virtuelle Geodäsie. Die gesamte Hardware ist außerdem transportabel und kann in mobilen Hauptquartieren rasch aufgebaut werden. Um Bewegungsfreiheit zu ermöglichen, wird ein Wireless-HMD-Display verwendet.
Tieto: Greiner
Der Industriebetrieb Greiner zählt mit 140 Produktions- und Vertriebsstandorten in 33 Ländern zu den weltweit größten Herstellern und Verarbeitern von Kunst- und Schaumstoff. Das neue Greiner Lehrlingsausbildungszentrum ist Teil des Greiner Campus in Kremsmünster in Oberösterreich. Der IT-Consulter Tieto Austria konzipierte für und mit dem Industriebetrieb eine neue Mixed-Reality-Anwendung für die Microsoft HoloLens. Mithilfe dieser begeben sich Lehrlinge auf virtuelle Maschinenrundgänge, wodurch sie beim Erlernen der Bedienung von komplexen Maschinen unterstützt werden. Die Microsoft HoloLens ist eine auf dem Kopf getragene Anzeigeneinheit ähnlich einer Brille und blendet ihren Trägern interaktive 3D-Hologramme in der unmittelbaren Umgebung ein.
Im Falle der Maschinen in einem Greiner-Werk sind das beispielsweise im Vorfeld definierte Punkte an Maschinen, die die Brille ausliest und dazu passende Inhalte projiziert. Dazu zählen Texte, Videos, 3D-Modelle, Animationen oder andere Informationen. Es gibt sogar einen Modus für die Projektion einer komplett virtuellen Maschine. Eine ideale Hilfestellung für Auszubildende beim Erlernen des Umgangs mit Maschinen, die dazu beiträgt, Fehlerquoten von Beginn an zu reduzieren.n
Unternehmen: Greiner AG
Lösung: Einführung einer Microsoft HoloLens-Anwendung. Auszubildende werden auf virtuelle Maschinenrundgänge geschickt.
Besonderheiten: Auch komplexe Inhalte können mithilfe der Anwendung rascher, einfacher und spannender vermittelt werden. Die Mixed-Reality-Anwendung trägt dazu bei, dass Greiner – nicht nur bei Lehrlingen – als innovativer Industriebetrieb wahrgenommen wird. Die HoloLens-Anwendung ist komplett konfigurierbar und kann dadurch auch in anderen Situationen gewinnbringend zum Einsatz kommen.
Microsoft: Wiener Linien
Bei Instandhaltungsarbeiten an Fahrzeugen kommt es immer wieder zu Tätigkeiten, die nicht alltäglich sind. Bei solchen Arbeiten müssen die MitarbeiterInnen derzeit diverse Handbücher und Arbeitsanweisungen zur Lösungsfindung durchlesen. Die Wiener Linien arbeiten seit einigen Monaten daran, Augmented beziehungsweise Mixed Reality in Zukunft auch für Wartungsarbeiten nützlich zu machen. So wird in der Fahrzeugtechnik mit der Microsoft HoloLens ein Objekt fotografiert. Die App erkennt dieses und leitet Schritt für Schritt durch die richtige Montage. Während man die reale Umgebung durch die Kamera sieht, werden im 3D-Modus virtuell Schrauben, benötigte Drehmomente etc. angezeigt und Arbeitsschritte vorgeführt.
Der Vorteil ist, dass MitarbeiterInnen beide Hände für die Arbeit frei haben und einen Arbeitsschritt beliebig oft ansehen können. Durch die leichte Anleitung kann außerdem Zeit gespart werden. Die Technologie steht noch ganz am Anfang. Der erste Prototyp wurde auf Open-Source-Basis erstellt und ist für alle MR/AR-Devices gleichermaßen nutzbar. Im nächsten Schritt soll ein zweiter Prototyp gebaut werden, in dem erweiterte Anwendungsfälle und zusätzliche Technologien erprobt werden sollen. Zeitgleich erfolgen Abstimmungen mit mehreren Austauschpartnern im Bereich von Mixed Reality.
Unternehmen: Wiener Linien
Lösung: Mixed Reality soll bei komplexen Arbeitsanleitungen unterstützen – erster Open-Source-Prototyp im Forschungsprojekt fertig.
Besonderheiten: Evaluierung unterschiedlicher Anwendungsfelder in der Fahrzeugtechnik – zum Beispiel für Schulungen, Sicherheitseinweisungen, zur Qualitätsüberprüfung, aber auch im Marketing oder Recruiting.