In einem aktuellen Positionspapier fordert der Österreichische Verband für Elektrotechnik Investitionssicherheit für die Energiewende, Ausbildungsmaßnahmen und eine Aufklärung der Bevölkerung über die Notwendigkeit, aber auch die Chancen der Energiewende.
„Leider ist bei der Weltklimakonferenz in Madrid nicht viel herausgekommen. Das bedauern wir sehr“, beginnt Unternehmer Kari Kapsch, Präsident des OVE Österreichischer Verband für Elektrotechnik, ein Pressegespräch zu geeigneten Rahmenbedingungen für die Energiewende. Es ist schließlich beschlossene Sache: Bis zum Jahr 2030 soll der heimische Stromverbrauch zumindest bilanziell durch erneuerbare Energieträger abgedeckt werden, sieht es die österreichische Klima- und Energiestrategie vor. Beim OVE – der Verband vertritt Wirtschafts-, Forschungs- und Bildungsbereiche in der Technik – sieht man dazu Handlungsbedarf. „Uns läuft die Zeit davon. Wir hätten schon viel früher handeln müssen“, nimmt Kapsch die Politik aber auch die Unternehmen selbst in die Pflicht. Nötig für den Umbau des Energiesystems vor allem in der Industrie und auf der Straße sei nun die Gestaltung wirtschaftlich und sozial tragfähiger Rahmenbedingungen.
OVE-Vizepräsident Gerhard Christiner sieht dazu Technologie in einer zentralen Rolle. Dekarbonisierung bedeute im Wesentlichen eine Elektrifizierung durch Strom aus Erneuerbaren Energien. Derzeit liefert elektrische Energie rund 20 % des Gesamtenergiebedarfs Österreichs von rund 300 TWh. „Strom ist der Energieträger der Zukunft“, betont APG-Vorstandsmitglied Christiner. Freilich stehen Windkraft und Solarenergie nicht rund um die Uhr zu Verfügung, die Energiewende müsse daher ebenfalls auf Seite der Verbraucher stattfinden. Christiner sieht dazu auch thermisch geführte Prozesse in der Industrie, die derzeit noch auf den Energieträgern Öl und Gas basieren, langfristig elektrifiziert werden. Der Bedarf steigt also weiter, für das Erreichen des Klimaziels braucht der Stromsektor einen massiven Ausbau der Erneuerbaren. Trotzdem ist Österreich seit Jahren Importland beim Strom. Auch 2019 werden zwischen 5 und 6 TWh elektrische Energie importiert werden, primär aus Deutschland.
„Wir müssen die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen dringend entrümpeln und zukunftsfit machen. Der Politik und der Bevölkerung muss bewusst gemacht werden, wie hoch die Kosten des Nichtstuns im Vergleich zu einer progressiven Energiewende sind“, betont auch Hans Auer vom Institut für Energiesysteme an der TU Wien. Allein für das Engpassmanagement im Stromnetz werden 2019 in Österreich rund 143 Millionen Euro aufgewendet werden - eine Summe, die letztlich auf die Energiekosten der Haushalte aufgerechnet wird. Aufgrund seiner ökonomischen und technologischen Stärke könne Österreich in Sachen Energiewende international eine Vorreiterrolle übernehmen – vorausgesetzt es stehen genügend Fachkräfte zu Verfügung.
Die sechs wesentlichen Forderungen des OVE Österreichischer Verband für Elektrotechnik an die künftige Bundesregierung:
1. Blick auf das Gesamtsystem: Gesicherte Rahmenbedingungen und Investitionssicherheit für den Ausbau der notwendigen Infrastruktur. Geeignete Fördermaßnahmen für die Entwicklung und Umsetzung innovativer Technologien.
2. Ambitionierter Zeitplan: Drastisch kürzere Genehmigungsverfahren für Projekte bei gleichzeitiger Wahrung der Rechte der unterschiedlichen Anspruchsgruppen.
3. Bewusstseinsbildende Offensive: Aufklärung der Bevölkerung für eine breite Akzeptanz der Energiewende und der dafür erforderlichen Maßnahmen.
4. CO2-Bepreisung: Kostenneutral eingebettet in ein ökologisiertes Steuer- und Abgabensystem unter Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit von Österreichs Wirtschaft.
5. E-Mobilität: Förderung sowie Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen.
6. Anerkennen der Energiewende als Chance am Arbeitsmarkt: Ausbau der relevanten Ausbildungszweige, Sensibilisierung von Jugendlichen für die Energiewende und Aufzeigen der Möglichkeiten, diese mit entsprechender Ausbildung und Berufswahl proaktiv mitzugestalten.