Mittwoch, Februar 05, 2025
OVE: "Uns läuft die Zeit davon"

In einem aktuellen Positionspapier fordert der Österreichische Verband für Elektrotechnik Investitionssicherheit für die Energiewende, Ausbildungsmaßnahmen und eine Aufklärung der Bevölkerung über die Notwendigkeit, aber auch die Chancen der Energiewende.

„Leider ist bei der Weltklimakonferenz in Madrid nicht viel herausgekommen. Das bedauern wir sehr“, beginnt Unternehmer Kari Kapsch, Präsident des OVE Österreichischer Verband für Elektrotechnik, ein Pressegespräch zu geeigneten Rahmenbedingungen für die Energiewende. Es ist schließlich beschlossene Sache: Bis zum Jahr 2030 soll der heimische Stromverbrauch zumindest bilanziell durch erneuerbare Energieträger abgedeckt werden, sieht es die österreichische Klima- und Energiestrategie vor. Beim OVE – der Verband vertritt Wirtschafts-, Forschungs- und Bildungsbereiche in der Technik – sieht man dazu Handlungsbedarf. „Uns läuft die Zeit davon. Wir hätten schon viel früher handeln müssen“, nimmt Kapsch die Politik aber auch die Unternehmen selbst in die Pflicht. Nötig für den Umbau des Energiesystems vor allem in der Industrie und auf der Straße sei nun die Gestaltung wirtschaftlich und sozial tragfähiger Rahmenbedingungen.

OVE-Vizepräsident Gerhard Christiner sieht dazu Technologie in einer zentralen Rolle. Dekarbonisierung bedeute im Wesentlichen eine Elektrifizierung durch Strom aus Erneuerbaren Energien. Derzeit liefert elektrische Energie rund 20 % des Gesamtenergiebedarfs Österreichs von rund 300 TWh. „Strom ist der Energieträger der Zukunft“, betont APG-Vorstandsmitglied Christiner. Freilich stehen Windkraft und Solarenergie nicht rund um die Uhr zu Verfügung, die Energiewende müsse daher ebenfalls auf Seite der Verbraucher stattfinden. Christiner sieht dazu auch thermisch geführte Prozesse in der Industrie, die derzeit noch auf den Energieträgern Öl und Gas basieren, langfristig elektrifiziert werden. Der Bedarf steigt also weiter, für das Erreichen des Klimaziels braucht der Stromsektor einen massiven Ausbau der Erneuerbaren. Trotzdem ist Österreich seit Jahren Importland beim Strom. Auch 2019 werden zwischen 5 und 6 TWh elektrische Energie importiert werden, primär aus Deutschland.

„Wir müssen die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen dringend entrümpeln und zukunftsfit machen. Der Politik und der Bevölkerung muss bewusst gemacht werden, wie hoch die Kosten des Nichtstuns im Vergleich zu einer progressiven Energiewende sind“, betont auch Hans Auer vom Institut für Energiesysteme an der TU Wien. Allein für das Engpassmanagement im Stromnetz werden 2019 in Österreich rund 143 Millionen Euro aufgewendet werden - eine Summe, die letztlich auf die Energiekosten der Haushalte aufgerechnet wird. Aufgrund seiner ökonomischen und technologischen Stärke könne Österreich in Sachen Energiewende international eine Vorreiterrolle übernehmen – vorausgesetzt es stehen genügend Fachkräfte zu Verfügung.

Die sechs wesentlichen Forderungen des OVE Österreichischer Verband für Elektrotechnik an die künftige Bundesregierung:

1. Blick auf das Gesamtsystem: Gesicherte Rahmenbedingungen und Investitionssicherheit für den Ausbau der notwendigen Infrastruktur. Geeignete Fördermaßnahmen für die Entwicklung und Umsetzung innovativer Technologien.

2. Ambitionierter Zeitplan: Drastisch kürzere Genehmigungsverfahren für Projekte bei gleichzeitiger Wahrung der Rechte der unterschiedlichen Anspruchsgruppen.

3. Bewusstseinsbildende Offensive: Aufklärung der Bevölkerung für eine breite Akzeptanz der Energiewende und der dafür erforderlichen Maßnahmen.

4. CO2-Bepreisung: Kostenneutral eingebettet in ein ökologisiertes Steuer- und Abgabensystem unter Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit von Österreichs Wirtschaft.

5. E-Mobilität: Förderung sowie Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen.

6. Anerkennen der Energiewende als Chance am Arbeitsmarkt: Ausbau der relevanten Ausbildungszweige, Sensibilisierung von Jugendlichen für die Energiewende und Aufzeigen der Möglichkeiten, diese mit entsprechender Ausbildung und Berufswahl proaktiv mitzugestalten.

Meistgelesene BLOGS

Alfons A. Flatscher
06. November 2024
Mit Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus zeichnet sich ein neues Kapitel der Handelspolitik der USA ab – und für europäische Unternehmen könnten die nächsten Jahre herausfordernd werden. Trump, bekan...
LANCOM Systems
14. Oktober 2024
Die österreichische Bundesbeschaffung GmbH (BBG) hat die Lösungen des deutschen Netzwerkinfrastruktur- und Security-Herstellers LANCOM Systems in ihr Portfolio aufgenommen. Konkret bezieht sich die Ra...
Nicole Mayer
25. November 2024
Globalisierung, Digitalisierung, New Work, Kriege: Die Kette der Herausforderungen, die Unternehmen zu stemmen haben, reißt nicht ab. Um in diesen unsicheren Zeiten nicht nur zu überleben, sondern sog...
Marlene Buchinger
31. Oktober 2024
Beim Thema Nachhaltigkeit stellt sich oft die Frage, für wen machen wir das überhaupt? Im vierten Teil der REPORT-Serie geht es um die Anspruchsgruppen, auch Interessensträger oder Stakeholder genannt...
Firmen | News
23. Oktober 2024
In den letzten Jahren hat das Thema Nachhaltigkeit auch im Bauwesen an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Bauherren, Architekten und Unternehmen suchen nach Möglichkeiten, umweltfreundliche und ressourcen...
Andreas Pfeiler
04. November 2024
Naturereignis wie ein Hochwasser zeigen uns immer wieder auf, wie verwundbar unsere Gesellschaft ist und wie hilflos wir gegenüber solchen Naturgewalten sind. Ohne mineralische Rohstoffe sind wir auch...
Firmen | News
08. Oktober 2024
Wohlstand aufzubauen, ist für viele Menschen eines der größten Ziele im Leben. Doch ein Vermögen anzuhäufen, beispielsweise durch die Gründung und Führung eines eigenen Unternehmens, ist nur der erste...
Firmen | News
30. Oktober 2024
In der heutigen Arbeitswelt sind die richtigen Werkzeuge und Ausrüstungen entscheidend für den Erfolg. Von der passenden Berufskleidung bis zu unverzichtbaren Geräten – alles spielt eine Rolle. Entdec...

Log in or Sign up