Sonntag, Dezember 22, 2024

Wir haben uns zu den Entwicklungen im Gasmarkt bei prominenten Vertretern der heimischen Energiewirtschaft umgehört. Die Fragestellungen in diesem Jahr lauten: Welche Erwartungen haben Sie zum Erdgas-Markt im kommenden Jahr? Auf welche Schwerpunkte setzen Sie?

Liquidität erfreulich entwickelt
"Auf europäischer Ebene stehen einige wegweisende Ereignisse an. So könnten etwa sowohl die Entscheidungen im Schiedsverfahren zwischen Gazprom und Naftogaz als auch im Wettbewerbsverfahren der Europäischen Kommission gegen Gazprom künftige Gasflüsse wesentlich beeinflussen. Dies gilt auch für anstehende Investitionsentscheidungen hinsichtlich Nord Stream II oder der Anbindung von Schwarzmeergas an Zentraleuropa, von der auch Baumgarten als regionale Gasdrehscheibe profitieren könnte. Die Liquidität am österreichischen Gashandelsplatz CEGH hat sich insbesondere im Börsebereich sehr erfreulich entwickelt. Diese positive Entwicklung möchten wir zum Nutzen der Gaskunden durch Marktintegrationsmaßnahmen mit benachbarten Marktgebieten, aber auch durch weitere Verbesserungen am Marktmodell unterstützen. Für die Gaskunden jedenfalls erfreulich ist die ab 1. Jänner 2018 geplante deutliche Senkung der Netzentgelte."
Bernhard Painz, Leiter der Abteilung Gas der E-Control

Wettbewerbsintensität weiter hoch
"Wir gehen davon aus, dass die Wettbewerbsintensität auf dem österreichischen Erdgasmarkt weiterhin hoch sein wird – bei gleichbleibend hohem Druck auf Preise und Margen. Gleichzeitig bleibt der Markt weiterhin dem seit Jahren existierenden Transformationsprozess ausgesetzt, was sich nicht zuletzt auch auf die Profitabilität sowie die Positionierung vieler Marktteilnehmer auswirken wird. WINGAS nimmt die Herausforderungen an und hält an seinen Wachstumszielen fest. Wir legen den Schwerpunkt auf das Geschäft mit Weiterverteilern, Kraftwerksbetreibern und Industriekunden. Diese Strategie hat sich in den vergangenen Jahren bewährt. Wir sind stetig und solide gewachsen und konnten uns eine stabile Marktposition sichern, die wir weiter ausbauen möchten."
Hamead Ahrary, Leiter Zentraleuropa WINGAS

Bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema Energie
"Die Entwicklungen am österreichischen Erdgasmarkt sind aus zwei Blickwinkeln zu betrachten. In Bezug auf den Markt selbst wird es aus meiner Sicht innerhalb der nächsten Jahre zu einer teilweisen Marktbereinigung kommen, da der heimische Gasmarkt in Relation zur Anzahl der vorhandenen Anbieter zu klein ist. Für das Endkundensegment erwarte ich eine weitere Marktöffnung, die mit der bewussten Auseinandersetzung der Konsumenten mit dem Thema Energie und steigenden Wechselraten einhergeht – eine Entwicklung, die wir bei goldgas sehr begrüßen und unterstützen. Gerade in Hinblick auf die tendenziell steigenden Energiepreise gewinnt das Kostenthema immer mehr an Bedeutung und Energieversorger werden damit punkten können, langfristig günstige Preise anzubieten. Wir von goldgas beobachten die Preisentwicklung, die auf den Beschaffungsmärkten volatiler geworden ist, sehr genau, gehen aber aus heutiger Sicht weiterhin von stabilen Verkaufspreisen für Endkonsumenten aus. Darüber hinaus ist es unser Ziel für 2018, an der Produktentwicklung zu arbeiten und das goldgas-Produktportfolio weiter auszubauen."
Eduard Maaß, Energieexperte und Geschäftsführer von goldgas und VNG Austria



Hintergrund: Bewegung am Gasmarkt in Q1-Q3

Alternativen gefunden. Mehr als 263.000 Strom- und Gaskunden wechselten ihren Anbieter in den ersten neun Monaten 2017, davon 61.000 im Bereich Gas.

Der Wettbewerb am heimischen Gasmarkt hat sich dem jüngsten Marktbericht der E-Control zufolge heuer bislang positiv entwickelt. Ihren Gaslieferanten hatten von Jänner bis Ende September 2017 knapp 61.000 Kunden gewechselt – davon mehr als 56.000 Haushalte. Das entspricht eine Gesamtwechselrate von 4,5 % und ist ein Rekordwert seit Beginn der Marktliberalisierung. 2016 wechselten im Vergleichszeitraum rund 46.500 Gaskunden. Am häufigsten wechselten ihren Gaslieferanten heuer im Verhältnis zur Kundenanzahl die Oberösterreicher ­(6,9 %). Auf Platz zwei folgten die Kärntner mit 5,5 % Wechselrate. Rang drei erreichten die steirischen Gaskunden (4,9 %). Am seltensten wechselten die Vorarlberger (1,5 %). In absoluten Zahlen am häufigsten wechselten die Wiener ihre Lieferanten für Gas (bei einer Rate von 4,4 %).

Insgesamt 42 Gaslieferanten – die Hälfte davon sind Alternativen zu den angestammten lokalen Anbietern – beliefern 1,3 Millionen Haushalte und knapp 80.000 »Nicht-Haushalte« in Österreich mit Gas. Im Jahr 2016 sind neun neue Gaslieferanten dazugekommen. 2017 hat Gaslieferant goldgas mit Stromlieferungen der Haushalte begonnen und envitra, davor bereits als Stromlieferant tätig, mit Gaslieferungen. Energie Graz hat ihr Gasliefergebiet auf das ganze Marktgebiet Ost ausgeweitet und switch und ökostrom AG auf Tirol und Vorarlberg, sodass sie seit heuer in ganz Österreich am Gasmarkt vertreten sind.

 

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