Virtualisierung und Vernetzung sollen den industriellen Alltag erleichtern. Doch halten die neuen Technologien, was sie versprechen?
Ein Kommentar von Helmut Guggenbichler, Augmensys.
Optimierungsansätze für die wirtschaftliche Instandhaltung spielen eine bedeutende Rolle in der strategischen und auch operativen Planung. Instandhaltungskosten sollen minimiert werden und dabei sollen gleichzeitig die Zuverlässigkeit der Produktion, die Sicherheit der Mitarbeiter und der Daten sowie der Output der Anlagen maximiert werden.
Die Erwartungen an die Technologien des vierten industriellen Zeitalters sind somit höher denn je, und damit auch die Unsicherheit in den betroffenen Branchen. Wie bei allen neuen Entwicklungen gibt es keine Langzeitstudien und die Auswirkungen sind ungewiss. Soll oder muss man gar der Erste sein, der sich traut? Braucht man die propagierte Vernetzung der Dinge wirklich, um kostengünstiger produzieren zu können?
Begleiten wir den modernen Instandhalter auf seiner Inspektionsrunde durch eine Industrieanlage. Dieser wurde in der Vergangenheit nicht nur mit technischen, sondern auch funktionellen Problemen konfrontiert. Sicherheitsmankos, unzureichende Informationen, unhandliches Planmaterial oder schwere Werkzeuge wie Notebooks gehörten zu seinem Arbeitsalltag. Heutzutage übernehmen mobile Endgeräte nicht nur die Aufgaben der technischen Erhebung, Kontrolle und Revision – sie fungieren auch als verlässlicher Führer durch die Anlage. Dies bedeutet für den Mitarbeiter, dass er – wie von einem Navigationssystem – von seinem mobilen Endgerät auf seiner Runde geführt und gleichzeitig mithilfe von Augmented Reality mit Daten versorgt wird.
Dazu richtet er einfach das Tablet in Augenhöhe auf den Punkt seines Interesses und schaut durch die Kamera. Dank der integrierten Sensoren erkennt das Gerät die absolute Position und Höhe sowie Richtung und Winkel des anvisierten Punktes. Unsere UBIK-Software blendet alle Daten der betrachteten Anlagenkomponenten im Sichtbereich in Echtzeit ein. Diese Informationen werden durch die Verwendung unterschiedlicher Benutzerprofile bereits vor dem Auswurf qualifiziert gefiltert, sodass ausschließlich jene Daten angezeigt werden, welche für den aktuellen Inspektionsrundgang und den jeweiligen Benutzer bestimmt sind.Will man mehr über einen bestimmten Komponenten erfahren, genügt schließlich ein Antippen der überblendeten Grunddaten am Display. Dabei ruft das Gerät auch Daten vom verbundenen Konsolidierungs-Server ab, welcher wiederum mit allen vorhandenen Datenquellen im Unternehmen vernetzt ist.
Ist etwas auffällig, so wird dies direkt vor Ort dokumentiert und eventuell via Foto oder Sprachnachricht sofort an die zuständige Person weitergeleitet. Wichtige Information können so nicht mehr verloren gehen und sind automatisch dem ursächlichen Ort und Mitarbeiter zugeordnet.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Die gesamten Daten zu einem bestimmten Anlagenobjekt sind immer und überall schnell und einfach für den Anlagenmitarbeiter verfügbar. Zusätzliche Zeitersparnis gibt es durch AR-Navigation zu den zu inspizierenden Equipments. Vor- und Nachbereitungszeiten verkürzen sich maßgeblich und Papierarbeit wird obsolet. Arbeitsschritte können nach den vorgegebenen Sicherheitsstandards einfach, sicher und schnell abgearbeitet werden. Mögliche Instandhaltungstätigkeiten können immer zum rechten Zeitpunkt durchgeführt werden und Probleme werden dort dokumentiert, wo sie auftreten, inklusive Fotos, Videos und geografischen Informationen.
Neue Technologien haben durchaus Potenzial, die Instandhaltung zu revolutionieren. Wichtig ist jedoch, dass sie sich in erster Linie nahtlos in bestehende Umgebungen integrieren, um schrittweise bestehende Strukturen überzeugend zu verbessern und um aufkommenden Zweifeln keinen Nährboden zu bieten.n