Zwar steht erst ein Zehntel der europäischen Windkraftleistung am Meer, das Investitionsvolumen für die Meereswindräder übersteigt den Onshore-Windmarkt mit 23 Milliarden Euro aber um mehr als das Doppelte. „Auch wenn die Meeresanbindung Österreichs bereits seit hundert Jahren Geschichte ist, sind österreichische Firmen mit der Windenergie nach wie vor sehr eng mit dem Meer verbunden“, so Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. „Viele Teile von Windkraftanlagen werden von österreichischen Firmen für den Weltmarkt erzeugt. Auch die Meereswindkraft ist teilweise Made in Austria.“
Mit einem Zubau von 1.558 MW Windkraftleistung am Meer, wurde 2016 15 % der europäischen Windkraftleistung Offshore errichtet. In Summe stehen mit 12.631 MW (lediglich 9 % der gesamten europäischen Windkraftleistung) am Meer. Ganz anders sieht die Situation aus, wenn man sich die Investitionsvolumina der Offshore-Windbranche ansieht. Obwohl der Großteil der Windkraftleistung an Land erreichtet wird, wurde 2016 mit 23 Milliarden Euro mehr als doppelt soviel Geld in den Windkraftausbau am Meer investiert als mit 9 Milliarden in die Onshore-Windbranche.
Österreich liegt nicht am Meer und kann keine Offshore-Windräder errichten, dennoch sind heimische Unternehmen intensiv am Geschäft mit dem Windkraftausbau am Meer beteiligt. Führende Firmen der Zulieferindustrie der Windbranche haben ihren Sitz in Österreich.
Kupplungen für die größten Windräder der Welt
Die Familienunternehmen Geislinger ist führend bei der Produktion von Kupplungen für Großmotoren in Schiffen. Der Einsatz dieser Kupplungen im Windenergiebereich ist eine vielversprechende Innovation. Diese Kupplung ist auch fixer Bestandteil des größten Windrades der Welt. 2016 ging die Produktion in die Serienfertigung. Heuer wird es möglich sein, die Stückzahlen um 70% zu steigern. Für 2018 ist eine weitere Erhöhung der Stückzahlen zu erwarten. Die weltweit größten Windräder von MHI Vestas, einem Joint Venture zwischen Vestas und Mitsubishi, haben eine Leistung von 8 bis 9 MW und halten den Weltrekord der Stromerzeugung. Innerhalb von 24 Stunden konnte eines dieser Windräder letzten Dezember 216.000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Mit dieser Strommenge könnten 60 Haushalte ein ganzes Jahr versorgt werden. Insgesamt stehen bereits 34 dieser Windriesen in Europa. Nach Unternehmensangaben liegen insgesamt für die Anlage Aufträge mit einer Gesamtleistung von 1.600 MW vor.
Krane für Windriesen auf hoher See
Palfinger ist einer der weltweit führenden Kranhersteller mit Sitz in Salzburg und ist mit derzeit 33 eigene Vertriebsniederlassungen und über 130 Servicestützpunkte global aufgestellt. Auch im Bereich der Windenergie bietet Palfinger seine Hebelösungen an. Das Jahr 2016 brachte sogar den höchsten Auftragseingang seit Bestehen der Wind- krane von Palfinger Marine. Nahezu alle Anwendungsgebiete für Offshore Servicekrane wie Gondel und Plattform als auch Krane für Umspannstationen werden damit abgedeckt. Palfinger Marine beliefert die wichtigsten Windkraftanlagenhersteller. Die größeren Aufträge betreffen die Windparks Rentel mit 42 Stück und Borkum Riffgrund02 mit 58 Stück. Hierbei handelt es sich um rein elektrisch angetriebene Plattformkrane. Beide Windparks werden mit Windkraftanlagen des Weltmarktführers Siemens bestückt, der 2016 einen Marktanteil von über 80% erreichen konnte. Einen noch größeren Auftragseingang konnte Palfinger bei den elektrohydraulischen Krantypen verzeichnen, die auf Windrädern von Senvion, Alstom/GE und Adwen eingebaut wurden. Auch 2017 werden weitere Folgeaufträge erwartet. „Wir sehen weiterhin einen Aufwärtstrend, der 2017 und darüber hinaus anhalten soll“, sagt Rupert Reischl, Global Sales Manager Palfinger Marine Wind Cranes.
Transformatoren aus Weiz
Das Siemens-Transformatorenwerk in Weiz ist der weltweit größte Produktionsstandort von Transformatoren für Offshore-Windparks. In jedem Offshore-Windpark, den Siemens errichtet, kommen Transformatoren aus dem steirischen Werk zum Einsatz. Immerhin hatten Siemens-Windräder beim heurigen Offshore-Windkraftausbau einen Marktanteil von 98%. Insgesamt werden jährlich bis zu 500 Trafos für den Offshore-Einsatz in Weiz gefertigt. Das Werk ist mit einem Marktanteil von über 80% bei Offshore-Windparks Marktführer in dieser Branche und leistet dabei auch einen erheblichen Beitrag zur lokalen Wertschöpfung: Allein mit der Produktion von Transformatoren für Windparks werden rund 150 weitere Unternehmen in Österreich beschäftigt.
Generatoren für Windräder
Die ELIN Motoren GmbH ist ein führendes Unternehmen der Windbranche, was die Entwicklung und Produktion von kundenspezifischen Generatoren und Hauptkomponenten betrifft. Zu den aktuellen Kunden von ELIN zählen viele namhafte Windkrafthersteller am Weltmarkt.
Die Zulieferindustrie der Windbranche in Österreich besteht aus mehr als 170 Firmen. Zusammen erwirtschaften sie jedes Jahr ein Umsatzvolumen von 750 Millionen Euro. Einige dieser Firmen, sind Weltmarktführer in ihrer Sparte. „Beinahe alle Teile eines Windrades werden auch von Firmen in Österreich erzeugt. Windenergie Made in Austria“, bemerkt Moidl.