Die Hannover Messe steht vor der Tür. Und als verlässlicher Stimmungsbarometer der Industrie steht sie auch unter besonderer Beobachtung. Die ersten Ausblicke sind verhalten positiv. Bei den Ausstellern dürfte es kaum Rückgänge geben und auch Produktneuheiten wird es wieder en masse geben.
Von 20. bis 24. April ist es wieder so weit. Die Hannover Messe, das weltweit bedeutendste Technologieereignis mit insgesamt 13 internationalen Leitmessen, öffnet ihre Pforten. Und sie wird mit Argusaugen beobachtet werden, von der Wirtschaft ebenso wie von der Politik. Die Signale, die die führende Industriemesse aussendet, werden mit größtem Interesse verfolgt. Das macht sie gerade jetzt angesichts der unsicheren Prognosen besonders wichtig. Nimmt man die CeBIT, das zweite große Flaggschiff der Deutschen Messe, zum Maßstab, dann steht der Hannover Messe eine harte Bewährungsprobe bevor. Rund ein Viertel weniger Aussteller und ein Fünftel weniger Besucher hatte die weltweit wichtigste IT-Messe zu beklagen. Ganz so schlimm dürfte es bei der HMI nicht werden. Mit rund 6.000 Ausstellern auf mehr als 200.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche sollten sich die Werte auf Ausstellerseite auf dem Vorjahresniveau bewegen. Neue Themen, wie etwa die Leitmesse Wind, ein stark besetzter World Energy Dialogue und zahlreiche Sonderveranstaltungen zu aktuellen Themen aus Automation, Antriebstechnik, Zulieferung oder Forschung und Entwicklung sollten der Messe den nötigen Drive verpassen. Die große Unbekannte sind derzeit noch die Besucher. Allzu großer Optimismus wird vonseiten der Deutschen Messe aber nicht verbreitet. »Es wird ruhiger werden«, ist auch Wolfgang Keiner, Geschäftsführer von Festo Österreich, überzeugt, der darin allerdings kein Problem sieht. »Wir setzen nicht auf Quantität, sonder auf qualitative Kundenkontakte. Es wird sich zeigen, ob die HMI da punkten kann«, sagt Keiner, der in der aktuellen Krise auch eine Chance für seine Branche sieht. »Die gegenwärtige Wirtschaftslage ist für uns Anlass, verstärkt in Forschung und Entwicklung zu investieren. Allerorts sind jetzt mehr Wirtschaftlichkeit und Effizienz gefragt. Das bietet Anknüpfungspunkte für pfiffige Automatisierungslösungen und Innovationen«, ist Keiner überzeugt. Wenn alle so denken wie der Festo-Chef, wird man sich auf der HMI einem wahren Innovationsfeuerwerk gegenübersehen. Die ersten Einblicke, die die Unternehmen gewähren, sind auf jeden Fall vielversprechend. Und es ist nicht damit zu rechnen, dass die Aussteller mit den ersten Produktankündigungen ihr ganzes Pulver verschossen haben.
Die wichtigsten Highlights der Hannover Messe 2009
ABB: ABB kommt mit einer Anwendung zum effizienten Betrieb von Photovoltaik- und Solarthermieanlagen nach Hannover. Mit einer skalierbaren SPS AC500 werden die Solarmodule der Sonne nachgeführt, um zu jeder Zeit die optimale Einstrahlung des Sonnenlichts zu gewährleisten. Solar-Algorithmen mit hoher Auflösung, direkt in der Software implementiert, sorgen für die exakte Nachführung der Solaranlage. Je nach Standort und Ausführung des Nachführsystems werden Ertragssteigerungen von bis zu 35 Prozent gegenüber festen Systemen erzielt.
Halle 11, Stand A35
Alstom: Unter dem Motto »We are shaping the future« zeigt Alstom Techniken, um die Stromerzeugung klimafreundlicher zu gestalten. Etwa die Alstom-Leittechnik, die für einen sicheren und wirtschaftlichen Betrieb von Kraftwerken sorgt und in nahezu allen Bereichen eines Kraftwerks eingesetzt werden kann. Ihre Automatismen und das Alarmmanagement unterstützen den bedarfsgerechten, verschleißarmen und energieeffizienten Einsatz. Damit Investoren bzw. Betreiber in kommenden Dekaden ihre Klimaschutzziele noch besser umsetzen können, entwickelt und erprobt Alstom in Kooperation mit Partnern diverse Techniken zur Abscheidung von CO2 in fossilen Kraftwerken. Ziel ist, mehrere marktfähige CCS-Lösungen (Carbon Capture and Storage) schon vor 2020 anzubieten. Auch erneuerbare Energien spielen bei den Power-Profis eine Rolle, zum Beispiel Windkraft.
Halle 27, Stand K33
Balluff: Auf der HMI gibt Balluff mit dem BOS 50K den Startschuss für eine neue leistungsfähige Baureihe zur optischen Objekterkennung mit sicherem Rotlicht. Der neue quaderförmige Sensor mit einem Messbereich von 200 bis 2.000 mm und einem Empfangselement mit Fresnell-Linse eignet sich zur Objekterkennung über große Distanzen und damit auch für die Montage außerhalb des Gefahrenbereichs, etwa in der Automobil-, Holz- und Verpackungsindustrie. Der wahlweise hell- oder dunkelschaltende Lichttaster mit Hintergrundausblendung ist in sechs Varianten, PNP, NPN, Öffner, Schließer und Antivalent, verfügbar. Die Einstellung des Schaltabstandes erfolgt mit einem Schraubendreher über ein zehnstufiges Mehrgang-Potentiometer. Für den richtigen Überblick sorgen dabei zwei rundum sichtbare LEDs zur Anzeige des Schaltzustands bzw. von Störungen.
Halle 9, Stand F53
Beckhoff: Mit dem CP77xx erweitert Beckhoff seine Panel-PC-Serien um eine High-Perfomance-Variante auf Basis der Intel-Atom-Prozessoren. Durch die Integration der Atom-CPU in das Control Panel wird aus dem Anzeigegerät ein vollwertiger Panel-PC in schlankem Gerätedesign. Abhängig von der Displaygröße hat der CP77xx eine sehr geringe Gehäusetiefe zwischen 28 und 45 mm. Die Panel-PCs in robustem, industrietauglichem Gerätedesign in Schutzart IP 65 sind mit 1,1 oder 1,6 GHz lieferbar und eignen sich als Steuerungsplattform für den Maschinen- und Anlagenbau. Ausgestattet mit einer Compact-Flash-Karte, die unter einer Abdeckung in der Rückwand leicht zugänglich ist, benötigt der CP77xx keinen Lüfter und enthält keine rotierenden Bauteile. Damit erfüllt er die Anforderungen der Anwender nach einem hochleistungsfähigen Panel-PC in kompakter Bauform zu niedrigen Kosten.
Halle 9, Stand F06
Bosch: Bosch stellt den Nachfolger des Rexroth CNC-System IndraMotion MTX vor, das sich speziell für die spanende Fertigung bewährt hat. Die advanced-Version mit einer neuen, deutlich stärkeren CPU-Einheit bildet zusammen mit den neuen Industrie-PCs von Rexroth ein leistungsstarkes und wirtschaftliches CNC-Paket. Vor allem anspruchsvolle Anwendungen wie Multi-Achs-Bearbeitungszentren oder Rundtaktmaschinen mit zahlreichen Bearbeitungseinheiten sollen sich mit IndraMotion MTX advanced mit kürzesten SPS- und CNC-Zykluszeiten betreiben lassen.
Halle 23, Stand C19
Dehn + Söhne: Blitz- und Überspannungsspezialist Dehn + Söhne präsentiert auf der HMI einen neuen Überspannungsableiter für Photovoltaikanlagen. Beim DEHNguard M YPV SCI wird die Technik der fehlerresistenten Y-Schutzbeschaltung und der kombinierten Abtrenn- und Kurzschließvorrichtung mit Thermo-Dynamik-Control durch eine zusätzliche Sicherung ergänzt, um bei Überlast des Ableiters einen sicheren und stromlosen Wechsel der Schutzmodule zu ermöglichen. Die dabei geschaffene Synergie der Technologien vermindert das Risiko einer Schutzgeräteschädigung durch Installations- und Isolationsfehler im PV-Stromkreis, reduziert deutlich die Gefahr einer Brandentwicklung eines überlasteten Ableiters und versetzt einen überlasteten Ableiter in einen sicheren elektrischen Zustand ohne das Betriebsverhalten der PV-Anlage zu beeinträchtigen.
Halle 11, C39
Festo: Vor genau 20 Jahren präsentierte Festo die erste Ventilinsel und brachte damit einen Quantensprung in der Wirtschaftlichkeit von pneumatischen Automatisierungsprojekten. In Hannover präsentiert Festo jetzt die aktuellsten Neuigkeiten von der Insel. Etwa die neuen Druckaufbauventile VABF, die auf der Normventilinsel VTSA aufsetzen und für einen langsamen, kontrollierten Aufbau des Ausgangsdrucks in der Anlage sorgen. Oder der neue Controller CPX-CEC-C1: Dabei handelt es sich um eine vollwertige Steuerung, die auf der CPX-MPA Ventilinsel-Plattform aufsetzt. Dieses kleine Multitalent ermöglicht neben der autarken Steuerung ganzer Subsysteme vor allem die Vorverarbeitung wichtiger Diagnosedaten direkt auf der Ventilinsel. Ebenfalls neu ist die Integration des Proportionaltechnik-Baukastens VPPM auf der Ventilinsel MPA. Mit ihrer Eigenschaft, pneumatische Antriebe sowohl hinsichtlich Kraft als auch Geschwindigkeit regeln zu können, erweisen sich die VPPM-Ventile als geschickte Regler für die unterschiedlichsten Bewegungsanforderungen.
Halle 15 Stand D07
Fronius: Schweiß-Spezialist Fronius zeigt ein virtuelles Schweißsystem, das es dem Benutzer ermöglicht, ohne Sicherheitsrisiko und hohen Aufwand an Blechteilen, Zusatzwerkstoffen und Gasen ortsungebunden die für das Schweißen erforderliche Handfertigkeit zu trainieren. Mithilfe von sogenannten Tracking-Systemen wird die Handbewegung des Schweißers in Echtzeit in die virtuelle Welt übertragen. Dabei trainiert der Benutzer mit einem realen Schweißbrenner die erforderliche Schweißgeschwindigkeit, den Brennerabstand zum Werkstück und die Winkelanstellung. Die Ergebnisse werden virtuell auf dem Bildschirm oder in einer 3D Brille dargestellt. Dieses System ermöglicht es, zumindest einen Teil der Schweißerausbildung ressourcenschonend und kostensparend abzuwickeln.
Halle 13, Stand G54/4
Igus: Der Energieführungsspezialist igus präsentiert NFPA-79-konforme Leitungen für Energieketten. Der Hintergrund ist, dass in vielen US-Staaten die Zulassungsforderung »NFPA 79« aufgrund der Forderungen nach einer besonders hohen Brandbeständigkeit die Auswahl der verwendeten Materialien bis heute auf PVC einschränkt. Deshalb hat igus sein 850 Leitungstypen umfassendes Programm speziell für Energieketten um NFPA 79-konforme Maschinenleitungen ergänzt. »Chainflex CF130.US« und »CF140.US« sind hoch flammwidrig und erfüllen die strengen US-Normen hinsichtlich Materialien und Isolationswandstärken. Einsatzgebiete sind, im In- und Outdoorbereich, kurze bis mittlere Verfahrwege freitragend bis 10 m mit mittleren mechanischen Belastungen. So zum Beispiel in den Bereichen Werkzeugmaschinen, Verpackung, Holz- und Steinbearbeitung sowie bei allgemeinen Handlingaufgaben.
Halle 17, Stand J14
National Instruments: National Instruments (NI) bringt den Embedded-Controller NI PXI-8110 auf den Markt, den industrieweit ersten Quad-Core-Embedded-Controller für PXI-Systeme im Formfaktor 3U. Er beherbergt den 2,26 GHz Intel Core 2 Quad-Prozessor Q9100, bis zu 4 GB DDR2-RAM mit 800 MHz sowie eine Hochleistungsfestplatte mit 7200 U/Min. Damit ist er der industrieweit schnellste Embedded-Controller in der PXI-Klasse mit 3U. Anwendungen, die für vier Cores optimiert wurden, erfahren beim Einsatz mit PXI-8110 eine um bis zu 80 % höhere Leistung im Vergleich zu Dual-Core-Controllern mit ähnlicher Taktfrequenz. Anwender können Multithreading bei der Anwendungsentwicklung nutzen, indem sie die Multicore-Unterstützung und die Parallelität der Software für das grafische Systemdesign NI LabVIEW mit der anspruchsvollen Funktionalität des PXI-8110 kombinieren.
Halle 17, Halle 22, Halle 24
Phoenix Contact: Phoenix Contact kommt mit einem neuen Ethernet Port Adapter nach Hannover. Mit dem FL WLAN EPA lassen sich zuverlässig, sicher und einfach Automatisierungsgeräte drahtlos in WLAN 802.11b/g Netzwerke einbinden. Der Ethernet Port Adapter wird als industrielles WLAN-Client Modul direkt am Ethernet-Port des Automatisierungsgerätes angeschlossen. Alle WLAN-Funktionen können über Ethernet durch eine Steuerung kontrolliert werden, was die flexible Umsetzung applikativer Anforderungen ermöglicht. In dem kompakten Gehäuse in Schutzart IP 65 ist zudem eine zirkularpolarisierte Spezialantenne integriert, die für eine zuverlässige Funkkommunikation in der rauen, metallischen Industrieumgebung sorgt. Der Adapter ist somit nicht nur ein WLAN Client-Modul, sondern gleichzeitig auch Antenne. Dies ermöglicht eine einfache, schnelle und funktechnisch optimale Montage direkt im Feld.
Halle 9, Stand F40
Rittal: Rittal zeigt für sein Ri4Power Niederspannungsschaltanlagensystem neue Feldvarianten für den horizontalen Einbau von ABB SlimLine und Jean Müller Sasil-Leisten. Der Aufbau des Lastschaltleistenfeldes basiert dabei auf den bekannten Komponenten des Ri4Power-Systems. In der höchsten Ausbauvariante mit kompletten Seitenwandmodulen und Schienenabdeckungen wird eine innere Formunterteilung bis Form 4b erreicht. Je nach Anzahl der anzuschließenden Kabel stehen die neuen Rittal Lastschaltleistenfelder in 1000 und 1200 mm Feldbreite zur Verfügung und bieten eine Anschlussraumbreite von ca. 300 bzw. 500 mm. Bei den durchgeführten Typprüfungen erreichten die neuen Lastschaltleistenfelder eine Kurzschlussfestigkeit von 100 kA.
Halle 11, Stand D06
Profactor: Das oberösterreichische Forschungsunternehmen präsentiert eine Gesamtlösung für das barrierefreie flexible Greifen und Manipulieren von Werkstücken. Der denkende Roboter erkennt und greift unterschiedlichste Werkstücke und platziert diese für die Weiterverarbeitung richtig. Der Roboter verarbeitet alle wichtigen Informationen, die ihm zuvor durch eine 3D-Objekterkennung vermittelt worden sind. Nach Beantwortung dieser Fragen ergreift der Roboter die Werkstücke und platziert sie für die weitere Verarbeitung. Somit ist das System in der Lage, sich rasch an neue Umweltbedingungen anzupassen und sich in kürzester Zeit zu rekonfigurieren, um neue Teile handhaben zu können.
Eine rasche und einfache Integration in eine Produktionsanlage wird durch ein verteiltes Steuerungskonzept ermöglicht.
Halle 17, Stand B24
Siemens: Die Siemens Division Industry Automation zeigt auf der HMI den neuen Micro-Controller Simatic S7-1200, der sich durch sein vielseitiges und flexibles Aufbaukonzept bei hoher Performance und äußerst kompakten Aufbau auszeichnet. Das neue Engineeringsystem Simatic Step 7 Basic konfiguriert sowohl den Controller als auch die Human Machine Interface Basic Panels. Dies verspricht laut Siemens eine besonders einfache und schnelle Programmierung, Vernetzung und Inbetriebnahme. Für anspruchsvolle Technologieaufgaben sind Technologiefunktionen für Zählen, Messen, Regeln und Motion Control bereits standardmäßig integriert. Außerdem verfügt der neue Micro-Controller gegenüber dem Vorgängermodell Simatic S7-200 auch über einen schnelleren Prozessor und größeren Speicher, der sich flexibel zwischen Programm- und Anwendungsdaten aufteilen lässt.
Halle 9, Stand A72
Ein weiteres Highlight der Hannover Messe finden Sie hier