Wohnbauzahlen 2014 zeigen positive Entwicklung beim Neubau, jedoch Defizite in Ballungszentren. Nur mehr jedes 3. Haus im Eigenheimbereich wird aus Wohnbauförderung finanziert.
Wohnbauförderung unverzichtbar für leistbares Wohnen. Im Auftrag des Fachverbandes der Stein- und keramischen Industrie hat das Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) die Wohnbauförderungsstatistik für 2014 erhoben.
Starkes Bevölkerungswachstum - Defizite beim Wohnungsneubau in Ballungsräumen
Im vergangenen Jahrzehnt stieg die Bevölkerung um 4,8%. Die Bevölkerungsprognosen gehen von einem weiteren Wachstum von 5,4% bis 2024 aus. Das sind zusätzlich etwa 460.000 Einwohner bzw. 320.000 Haushalte für die Wohnraum geschaffen werden muss. Besonders stark wird das Wachstum die Ballungsräume treffen.
Im Jahr 2014 wurden rund 47.900 Baubewilligungen für neue Wohnungen in neuen Gebäuden erteilt, rechnet man die mehreren tausend An-, Um- und Zubauten im Bestand dazu, liegt Österreich insgesamt nahe am Bedarf. Trotzdem bestehen in den Ballungsräumen immer noch Defizite. „Die Zahlen geben keinen Anlass sich zurückzulehnen. Die derzeitige politische Situation zeigt uns einmal mehr auf, wie wichtig die kontinuierliche Schaffung von ausreichend Wohnraum ist“, so Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbandes der Stein- und keramischen Industrie. Der Studienautor Wolfgang Amann sieht auch Handlungserfordernis bei der Bedarfsprognose: „Eine bundesweite Bedarfsprognose ist nach wie vor dringend erforderlich um die vorhandenen Defizite zu beseitigen."
Förderungsdurchsatz im Eigenheimbereich stark rückläufig
Der Förderungsdurchsatz (= Verhältnis von Förderungszusicherungen zu Baubewilligungen) ist im Eigenheimbereich inzwischen auf 30% gesunken. Das bedeutet, dass nur mehr jedes 3. Haus im Eigenheimbereich aus Mitteln der Wohnbauförderung finanziert wird. „Ein Zeichen dafür, dass die Wohnbauförderungsbedingungen im privaten Bereich viele überfordert. In Zeiten günstiger Kreditzinsen spielt das keine Rolle, aber bei entsprechend höherem Zinsniveau wirken die umfangreichen und oftmals undurchschaubaren Förderbedingungen der Länder eher dämpfend denn fördernd“, so Pfeiler. Außerdem gehen dadurch auch Steuerungseffekte im Bereich Nachhaltigkeit oder Energieeffizienz verloren. Im Geschoßwohnbau bleibt der Förderungsdurchsatz hingegen mit 75% auf einem hohen Niveau.
2014 wurden 5.100 Eigenheime gefördert. Das ist ein historischer Tiefstwert. „In Anbetracht der Entwicklung in den letzten Jahren bleibt zu bezweifeln, ob in diesem Bereich schon die Talsohle erreicht wurde“, so Amann. Der Geschoßbau entwickelte sich mit 23.600 Zusicherungen positiv.Förderungsausgaben steigen – Zuwächse weit unter Inflationsrate
Nach 2013 stiegen auch im Vorjahr die Förderungsausgaben der Bundesländer an. Diese beliefen sich auf EUR 2,95 Mrd., was einer Steigerung von 9% gegenüber 2013 entspricht. Außerdem variiert der Zuwachs zwischen den einzelnen Bundesländern stark. Die größten Zuwächse verzeichnen das Burgenland und Niederösterreich, in Vorarlberg und Salzburg sind die Förderungsausgaben rückläufig. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber, dass das Volumen der Wohnbauförderung nur scheinbar steigt. Bei Berücksichtigung der Inflationsrate befindet sich das Niveau der Wohnbauförderung seit Jahren unter dem realen Zuwachs.
Sinkende Sanierungsförderung
Die Wohnhaussanierung wurde 2014 mit EUR 700 Mio. gefördert. Der Anteil am gesamten Sanierungsbudget sank auf 24% (2012: 28%). „Bedenklich stimmt die sinkende Sanierungsförderung. Die Reduktion des Sanierschecks zeigt einmal mehr seine Auswirkungen. Österreich liegt in diesem Bereich deutlich unter dem EU–Durchschnitt“, erklärt der Fachverbandsgeschäftsführer.
Wohnbauförderung zweckwidmen und Eigenheim stärken
Andreas Pfeiler sieht durch die aktuellen Zahlen die Forderung nach einer Zweckwidmung der Wohnbauförderung bestätigt. „Wer in Österreich mittel- und langfristig leistbares Wohnen sicherstellen will, kommt an einer Zweckwidmung der Wohnbauförderung nicht vorbei. Wir fordern daher im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen eine solche Zweckwidmung wieder einzuführen.“ Außerdem sei es dringend an der Zeit Maßnahmen zu setzen, um die Eigenheime wieder verstärkt in die Wohnbauförderung zu integrieren. Diese diene nicht nur als Finanzierungs-, sondern auch als wichtiges Steuerungsinstrument im Klima- und Energiebereich.