Laut einer aktuellen Analyse des Kreditschutzverbandes scheiterte mehr als die Hälfte der insolventen Unternehmen im Jahr 2014 aufgrund unternehmensinterner Verluste. Hauptursache war ein Mangel an Eigenkapital. Weit abgeschlagen folgen Fahrlässigkeit und externe Auslöser als Ursachen für Pleiten.
Über die letzten Jahre betrachtet, verzeichnet Österreich eine Insolvenzquote von rund 1,3 Prozent. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass mehr als 98 Prozent der Unternehmen über die Runden kommen. Knapp die Hälfte der Insolvenzen entfällt auf Unternehmen, die nicht älter als fünf Jahre sind. Für KSV1870 Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner ist das keine Überraschung: »Das entspricht ja auch der Lebenserfahrung, dass jeder sich erst einmal beweisen und behaupten muss. Wem das gelungen ist, der ist mit einer deutlich unterdurchschnittlichen Insolvenzgefahr konfrontiert.« Positiv ist laut Kantner, dass die Insolvenz in den letzten 20 Jahren schrittweise ihr Stigma verloren hat. Langsam spricht sich auch in Österreich herum, dass unternehmerisches Scheitern auch einen Lerneffekt haben und eine Restrukturierung ein Unternehmen schlagkräftiger und leistungsfähiger machen kann. »Wenn alles nichts hilft, dann ist daher ein gut überlegter und vorbereiteter Insolvenzantrag immer noch der weitaus bessere Weg als das Weiterwursteln«, ist Kantner überzeugt. Schließlich münden mehr als 30 Prozent aller Insolvenzverfahren in Österreich in einem Sanierungsplan. Um nicht in die Falle der »unternehmensinternen Verluste« zu gehen, ist es laut Kantner unbedingt notwendig, Unternehmen mit ausreichend Eigenkapital auszustatten. Die Zeiten des Wachstums auf Kredit sind vorbei. »Investoren gibt es, nur die Unternehmer müssen noch lernen, mit Eigenkapital zu arbeiten und mit Investoren zu kommunizieren«, so Kantner. Es sei viel leichter, auf Basis eines guten Businessplans und dem darin abgebildeten Optimismus Geldgeber zu überzeugen, als wenn eine Kapitalspritze nur noch die Pleite abwenden helfen soll. Problematisch ist für Kantner die Tatsache, dass auch schon länger tätige Unternehmen oftmals über keinen Plan B verfügen. »Geschäftsmodelle altern heute viel schneller als noch vor einer Generation. Da bedarf es der Fähigkeit, die Zeichen der Zeit zu erkennen und danach zu handeln, das Szepter nicht aus der Hand zu geben und selbst die nötigen Schritte zu setzen.«