Mittwoch, Juli 03, 2024

Die Ausgaben für Wohnen in Österreich steigen. Das soll laut einer aktuellen Studie vor allem drei Gründe haben: eine zu defensive Wohnbaupolitik, chronisch geldklamme Kommunen und zu wenig Wettbewerb in der Bauwirtschaft.

Dass der Preisauftrieb beim Wohnungsaufwand nicht monokausal zu erklären ist, ist naheliegend. Deshalb hat Kreutzer Fischer und Partner in einem ökonometrischen Modell, das ökonomische Theorien mit mathematischen Methoden und statistischen Daten zusammenführt, die unterschiedlichsten Maßnahmen auf ihre preisdämpfende Wirkung hin evaluiert. Die Ergebnisse weisen der Politik die größte Verantwortung zu. In der Wirtschaft sind die Vorschläge nicht unumstritten. Um etwa den Preisauftrieb bei den Mieten zu stoppen, erweisen sich die diskutierten Gegenmaßnahmen wie bspw. eine Mietpreisbremse oder Adaptionen am Richtwert-System im Modell als weitgehend wirkungslos. »Vielmehr muss das Angebot an Mietwohnungen weiterhin substanziell erweitert und Wechselbarrieren für Mieter abgebaut werden«, sagt Andreas Kreutzer. Denn dadurch steige die Leerstandsrate und nur die drücke spürbar auf die realen Mietpreise. »Allerdings, ohne zusätzliche Förderungen ist eine Ausweitung des Neubauvolumens wenig realistisch. Insofern ist die Wiedereinführung der Zweckwidmung der Wohnbauförderung im Modell systemimmanent«, ist Kreutzer überzeugt. Hinsichtlich der wohnungsbezogenen Dienstleistungen wäre laut Kreutzer vor allem ein ein Tarifstopp bei Kommunalgebühren hilfreich. »Realpolitisch sehen wir hierfür aber wenig Chancen, da die finanziellen Herausforderungen der Kommunen weiter steigen und keine anderen Einnahmenquellen eröffnet werden.«

Zu geringer Wettbewerb

Ein weiterer wesentlicher Aspekt für die steigende Wohnkos­ ten ist laut Kreutzer ein zu geringer Wettbewerb in der Bauwirtschaft. Diese in der Baubranche naturgemäß umstrittene These macht Kreutzer an zwei Kennzahlen fest, der Baukosten- und der Baupreisentwicklung. Seit 2011 stiegen die Preise Jahr für Jahr rascher als die Kosten. Zwischen 2011 und 2013 jeweils um ein Viertel, im Jahr 2014 sogar doppelt so schnell. »Dass die Bauwirtschaft unter Preisdruck steht, lässt sich an den harten Fakten daher keineswegs ablesen«, so Kreutzer. Vielmehr würden die Bauunternehmen die zum Teil fallenden Materialpreise einfach nicht an die Bauträger weitergeben. Die Rechnung zahle der Mieter oder Wohnungskäufer. Um den Wohnbaugesellschaften mehr Handhabe für eine härtere Einkaufspolitik zu geben, sieht das Evaluierungsmodell die längsten Hebel in einer Neuausrichtung der ordnungspolitischen Rahmenbedingungen wie der Wohnbauförderung und den Ausschreibungsrichtlinien. »Preisdämpfende Effekte resultieren aber auch aus der Umstellung von projektbezogenen auf objektbezogene Bauträgerwettbewerbe, weil dadurch der Weg zu einer stärkeren Industrialisierung des Wohnbaus mit höheren Losgrößen geebnet wird«, so Kreutzer. Projektbezogen sollten die Errichtungskosten nur noch mit eventuellen Gewinnen aus der Umwidmung von Grundstücken gestützt werden.

Meistgelesene BLOGS

Firmen | News
14. März 2024
Bereits zum dritten Mal verleiht die auf Informationssicherheit spezialisierte Zertifizierungsinstanz CIS - Certification & Information Security Services GmbH die begehrte Personenauszeichnung „CI...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Alfons A. Flatscher
21. März 2024
 Mit KI-Technologien bleibt kein Stein auf dem anderen. Ganze Berufsstände, die sich bisher unangreifbar fühlten, geraten plötzlich in eine Krise. Legionen von Programmierern arbeiten gerade an d...
Firmen | News
15. März 2024
Moos auf dem Dach sieht zwar eine Weile ganz hübsch aus, aber zu viel kann dann doch auch die Funktion des Daches beeinträchtigen. Flechten, Algen, Vogelkot und andere Schmutzablagerungen hingegen seh...
Andreas Pfeiler
27. März 2024
Die Bundesregierung hat ein lang überfälliges Wohnbauprogramm gestartet. Ausschlaggebend dafür war ein Vorschlag der Sozialpartner, der medial aber zu Unrecht auf einen Punkt reduziert und ebenso inte...
Redaktion
09. April 2024
Die Baubranche befindet sich gerade in einem riesigen Transformationsprozess. Dabei gilt es nicht nur, das Bauen CO2-ärmer und insgesamt nachhaltiger zu gestalten, sondern auch Wege zu finden, wie man...
Firmen | News
27. Mai 2024
Die Zeiten, in denen man eine Bankfiliale besuchen musste, um sich über finanzielle Produkte zu informieren, sind längst vorbei. Heute, in einer Ära, in der praktisch jede Information nur einen Klick ...
Fujitsu
05. April 2024
Die IT-Landschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Früher dominierten zentralisierte Rechenzentren, ein neuer Trend favorisiert nun aber eine verteilte IT-Infrastruktur. Diese erstreckt...

Log in or Sign up