Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report erklären cellent-Vorstand Josef Janisch und Nikolaus Rumm, Director Solutions, wie IT-Lösungen die Marge von Bauunternehmen verbessern können und welche Produkte das größte Potenzial haben.
Von Bernd Affenzeller
Report: cellent hat sich als IT-Dienstleister einen guten Namen gemacht. Welche Lösungen bieten Sie speziell für die Bauwirtschaft?
Josef Janisch: Wir entwickeln IT- und Organisationskonzepte gemeinsam mit unseren Kunden und setzen diese dann um. Dabei richten wir uns auch speziell an die Baubranche. Wir wollen in einem Friendly-customer-Ansatz Lösungen, Konzepte und Mechanismen entwickeln, die auf die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens abgestimmt sind. Wir liefern keine Out-of-the-Box-Lösung, sondern Individuallösungen. Dafür haben wir uns Experten ins Haus geholt, um den Kunden auf Augenhöhe zu begegnen und sie zu beraten. Wenn sich aus diesem Individualfokus ein Produktfokus ableitet, der dann auch für andere verfügbar gemacht wird, nehmen wir das natürlich gerne mit.
Report: Die Baubranche ist sehr preissensibel mit geringen Margen. Individuallösungen erscheinen deutlich kostspieliger als Out-of-the-Box-Lösungen. Sind die Unternehmen bereit, für diesen Mehrwert zu zahlen?
Janisch: Ich glaube, jeder will so günstig wie möglich einkaufen, aber es kann schon sein, dass die Baubranche noch einmal preissensibler ist als andere Branchen. Für die Unternehmen stellt sich die Frage, welche Produkte und Lösungen mich tatsächlich ans Ziel bringen. Und diese Produkte und Lösungen sind selten Standardlösungen. Wir sehen, dass die Baubranche heute noch nicht durchgängig von IT-Lösungen unterstützt ist. Das ist aus unserer Sicht auch die Chance. Wir haben gute Lösungen und wir sind überzeugt, dass sie der Branche helfen können. Denn es gibt derzeit keine Lösungen, die über ausreichend Qualität, Sicherheit und damit auch Revisionssicherheit verfügen.
Nikolaus Rumm: Die Baubranche ist aus unserer Sicht eine der wenigen Branchen, wo man mit IT-Einsatz noch sehr viel bewirken kann. Mit pragmatischen, sinnvollen und praxisorientierten Lösungen können Prozesse optimiert werden und die Organisation effizienter gemacht werden. Und damit können wir mittelfristig auch zu einer Verbesserung der Marge beitragen.
Report: Welche konkreten Lösungen können das sein?
Rumm: Wenn man mit IT-Unterstützung die logistischen Prozesse auf der Baustelle verbessern und damit das Transportrisiko verringern und das Ressourcenmanagement verbessern kann, dann kann damit Geld gespart werden. Und das verbessert die Margen. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit dem Kunden eine Lösung zu erarbeiten, die für ihn einen Wettbewerbsvorteil schafft. Wenn alle die gleichen IT-Lösungen verwenden, sind alle gleich gut oder schlecht. Wir wollen aber individuell auf die Baufirma zugestrickte Lösungen bieten. Wir stülpen keine Prozesse von außen drüber.
Report: Die gemeinsame Erarbeitung von individuellen Lösungen klingt nach einem sehr hohen Aufwand für die Unternehmen abseits ihres Tagesgeschäfts. Sind die Bauunternehmen dazu bereit? In einem Bauunternehmen hat die IT-Abteilung wahrscheinlich nicht denselben Stellenwert wie in einem Finanzunternehmen.
Rumm: Das ist richtig, ist schlussendlich aber eine betriebswirtschaftliche Frage. Wenn ein Unternehmen feststellt, dass in der Baulogistik jedes Jahr hunderttausende Euros liegen gelassen werden und dieses Geld mit einer IT-Lösung, die sich in wenigen Jahren amortisiert, gespart werden kann, dann hat man schon sehr gute Argumente.
Report: Die Produkt- und Dienstleistungsqualität der heimischen Baubranche gilt als durchaus hoch, Verbesserungspotenzial wird oftmals in der Prozessqualität geortet. Können Ihre Produkte hier helfen?
Rumm: Absolut. Andere Branchen sind hier deutlich weiter. Ein IT-System bildet immer Prozesse ab. Ein IT-System macht dort Sinn, wo Teilprozessketten automatisiert werden können und die Qualität durch Transparenz erhöht werden kann. Genau hier sehen wir unsere Lösungen für die Baubranche. Das sind oft ganz einfache Dinge, wie die Frage, wo sich die eigenen Ressourcen – Personal und Material – im Moment befinden. Da ist einiges an Verbesserungen möglich.
Report: Wie ist die heimische Bauwirtschaft in Sachen IT-Einsatz im internationalen Vergleich aufgestellt?
Rumm: Das hängt sehr stark von der Größe des Unternehmens ab. Große Unternehmen haben in der Regel eigene IT-Abteilungen und entsprechende Lösungen. Anders sieht es bei kleinen und mittleren Betrieben aus. Da fehlt es oft schon am Fuhrparkmanagement, obwohl das auch schon bei KMU viel Geld sparen könnte. Da gibt es noch enormes Aufholpotenzial. Report: Ist das Thema Cloud Computing in der Baubranche schon angekommen?
Report: Ist das Thema Cloud Computing in der Baubranche angekommen?
Rumm: Das muss man in der Baubranche etwas differenzierter betrachten. Viele Baustellen liegen geografisch sehr abseits, sind unter Tage oder innerhalb dicker Mauern, da kann es dann Probleme mit der Funkverbindung geben. Deshalb achten wir schon sehr darauf, dass alle unsere Lösungen auch über eine Offline-Fähigkeit verfügen.
Janisch: Schlussendlich geht es aber nicht um die Technologie, sondern darum, effizienter zu werden.
Report: Kann man Größenordnungen nennen, wie hoch die möglichen Einsparungen für ein Unternehmen sind, das sich verstärkt der Prozessoptimierung widmet?
Rumm: Ich kann Ihnen keine Zahlen nennen. Nur so viel: Ich bin überzeugt, dass den Unternehmen aus der Baubranche gar nichts anderes übrig bleibt, als sich mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen. Die aktuelle Diskussion um das Billigst- und Bestbieterprinzip zeigt ja, dass der Markt davon ausgeht, dass die Leistungen aller Bauunternehmen gleich sind und die Differenzierung nur über den Preis erfolgt. Und den Preis kann man beeinflussen, wenn man seine Prozesse optimiert. Und da ist IT ein mögliches und wirkungsvolles Instrument.