Das Beheizen von Gebäuden verursacht über 30 Prozent des Endenergieverbrauchs, vor allem im Sektor Altbau. Durch thermische Sanierung können davon 80 bis 95 Prozent eingespart werden. Als Impulsgeber für Altbausanierungen hat sich wieder der Österreichische Altbautag in Salzburg bewährt.
Von Karin Legat
75 Prozent aller Wohngebäude wurden vor 1990 errichtet, d.h. in einer Bauphase, in der dem Thema Energie keine sonderliche Bedeutung eingeräumt wurde. Die Einsparpotenziale in diesem Feld sind daher besonders groß. Schon aus Altersgründen besteht bei Gebäuden dieser Bauperiode akuter Sanierungsbedarf hinsichtlich undichter und schlecht dämmender Fensterkonstruktionen, geringer Wärmedämmung und großer Wärmebrücken sowie veralteter und ineffizienter Gebäudetechniksysteme. »Die thermische Sanierung im Altbaubereich zahlt sich in jedem Fall aus«, so Michael Balak, Leiter Bauwerkserneuerung im OFI, das den 13. Österreichischen Altbautag in Salzburg veranstaltet hat. »Wir haben wieder praktikable Lösungen vorgestellt, die auch von den Kosten her vernünftig sind.« Günter Lang, Leiter von Passivhaus Austria, bringt dazu ein Beispiel vom Ethouse-Award. »Bei einem historischen Gebäude im ersten Bezirk wurden nur Hoffassade, Dach und Keller thermisch saniert und damit der Energieverbrauch halbiert. Wenn nun auch die Fenster getauscht werden, ergibt das weitere 15 bis 20 Prozent Energiereduktion. Es gibt heute bereits Kastenstockfenster, die vom Denkmalschutz anerkannt sind.«
Aus Alt mach Neu
Zunächst sollte der Fokus auf nicht denkmalgeschützte Gebäude gelegt werden, wo Einsparungspotenziale von 90 bis 95 Prozent liegen. Zum Vergleich: Bei jüngeren Gebäuden der 1980er/90er-Jahre liegen die möglichen Einsparungen bei rund 50 Prozent. Die Gruppe denkmalgeschützter Gebäude muss getrennt betrachtet werden. Andreas Kronberger, der für die thermische Sanierung des Gründerzeithauses Eberlgasse 3 in Wien verantwortlich zeichnet, nennt einige der von ihm gesetzten Altbau-Sanierungsmaßnahmen, für die er auch mit dem Ethouse-Award 2014 ausgezeichnet wurde. »Mit Rundumwärmedämmung der gesamten äußeren Hülle, inklusive Lift, Passivhaus-Fenstern und -balkontüren, wärmegedämmten Kellerdecken, kontrollierter Wohnraumlüftung mit zentralem Lüftungsgerät, die für 82 Prozent Rückgewinnungsgrad sorgt, einer Grundwasser-Wärmepumpe für Warmwasser und Heizung sowie einer PV-Anlage am Dach, die den haushaltsbezogenen Strombedarf der Dachgeschoßwohnungen deckt, konnten wir den Heizwärmebedarf (HWB) von 151,27 kWh/m²a auf den Passivhaus-Standard von 11,11 kWh/m²a senken.« Wie reagieren die BewohnerInnen auf Altbausanierungen? Dazu Hans-Peter Lorenz, Geschäftsführer der VOGEWOSI, der größten gemeinnützigen Bauvereinigung Vorarlbergs: »Es braucht generell viel Überzeugungsarbeit. MieterInnen sind eher zu gewinnen als EigentümerInnen, die nicht im Gebäude wohnen.« Als eine immer möglich. Die Lösung: alternative Heizmethoden wie eine Wandheizung. Michael Balak vom OFI spricht das Thema Bauteilaktivierung an. »Über Rohrleitungssysteme in Boden, Decke und Wand wird, ähnlich wie bei einer Fußbodenheizung, warmes Wasser eingespeist. Dadurch erhöht sich das Wärmegefühl, denn Strahlungswärme wird anders wahrgenommen. 20 Grad werden wie 22 empfunden.« Seit einem Jahr läuft dazu in der BauAkademie Salzburg ein EU-Forschungsprojekt.
Fixe Werte?
»Ein generelles Einsparpotenzial lässt sich nicht nennen«, so Hans-Peter Lorenz. »Bei der Bemessung nach Norm wird von einem HWB von 20 Grad ausgegangen, Fakt sind aber 22 Grad Raumwärme oder mehr. Zudem leben die meisten BewohnerInnen nicht nach dem Energiesparkonzept, sondern lüften den ganzen Tag statt stoßweise. Das Bewusstsein, in einem hochgedämmten Haus zu wohnen, veranlasst die Bewohner leider zudem oft dazu, mit Energie nachlässig umzugehen.« Verstanden wird dieses Phänomen als Rebound-Effekt.
Finanzierung der Altbausanierung
»Bei uns erfolgt die Finanzierung solcher Sanierungen über den EVB (Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag) sowie über öffentliche Mittel, die in Vorarlberg sehr großzügig gewährt werden«, informiert der VOGEWOSIChef. In einzelnen Fällen muss der EVB für die MieterInnen erhöht werden, um die Refinanzierung der Darlehen abzusichern. Hier gibt es aber eine gesetzliche Maximalhöhe. »Wenn diese überschritten werden muss, erfordert es die Zustimmung aller MieterInnen, sonst muss für die Sanierung eine andere Variante gefunden werden, etwa durch Weglassen von Innensanierungen im Stiegenhaus.« Eine Übersicht über die öffentlichen Förderungen, die bundesweit sehr unterschiedlich hoch sind, bietet u.a. e7.