Architektur und Konstruktion müssen eine Einheit sein, erklärt Winfried Kallinger in einem Gastkommentar.
Zumindest im großvolumigen mehrgeschoßigen Wohnbau ist der Massivbau nach wie vor die klassische Bauweise, weil sich durch ihn die heutigen vielfältigen Anforderungen an die Konstruktion, Sicherheit und Qualität am effektivsten verbinden lassen. Insbesondere dem Holzbau ist es trotz einiger ehrgeiziger Versuche bis jetzt noch nicht gelungen, sich als wirkliche Alternative für den städtischen Wohnbau zu präsentieren. Allerdings ist es nicht zu übersehen, dass der klassische Massivbau in Form der Großtafelbauweise am Ende seiner Entwicklung angelangt ist und besonders im Wohnbau nur mehr bedingt brauchbare Antworten zu den aktuellen Themen Wandelbarkeit und Adaptierbarkeit der Gebäude im Lebenszyklus bieten kann.
Eine Frage der Flexibilität
Eines der Hauptprobleme der heutigen starren Massivbauweisen ist die im Gegensatz zu leichteren und konstruktiv einfachen Gebäudestrukturen technisch wie wirtschaftlich höchst problematische Anpassbarkeit an künftige Wohnbedürfnisse. Wandelbarkeit ist aber im Hinblick auf die sich immer schneller ändernden gesellschaftlichen Entwicklungen und die damit verbundenen Wandlungen von Lebens- und Wohngewohnheiten höchst notwendig.
Der alte gründerzeitliche Baubestand hat gezeigt, was er trotz seiner längst überholten Wohnungstypologie auch in seinem zweiten Leben kann: Diese auf einem einfachen, fast stereotypen Raster aufgebaute Häuser haben sich in der Sanierungswelle der 1990er-Jahre als enorm flexibel und leicht anpassbar erwiesen. Wohnungszusammenlegungen und Grundrissanpassungen konnten aufgrund der »weichen« konstruktiven Struktur der Gebäude ohne große technische oder wirtschaftliche Schwierigkeiten durchgeführt und damit die Nutzbarkeit der Gebäude auch unter geänderten Verhältnissen nachhaltig gesichert werden. Von den klassischen Massivbauten kann man das nicht behaupten – sie sind im wahrsten Sinn des Wortes festgefügt und wehren sich mit ihrer konstruktiven Starrheit vehement gegen strukturelle Veränderungen; da helfen auch die allseits beliebten planerischen »Sollbruchstellen« der Architekten nichts. Papier ist eben geduldig.
Viel Raum für die Gestaltung
Massivbau sollte daher neu gedacht werden. Bei Kallco hat man das getan und mit Slim Building Concept® eine Bau- und Planungsmethode entwickelt, die – von einem nutzungsbezogenen Grundrissraster ausgehend – nahezu völlige Variabilität der Grundrissstruktur ermöglicht: Zwischen den klug im Nutzungsraster modular gesetzten schlanken Säulen hindern keine unverrückbaren Bauteile die Veränderbarkeit und Anpassbarkeit der Grundrisse. Das tragende System kommt bis zu einer Geschoßzahl von 20 Geschoßen mit einer sensationell geringen Konstruktionsstärke von 12 cm aus. Zwischenwände und Fassadenelemente können je nach Nutzung oder gestalterischem Erfordernis frei eingesetzt werden, sie haben ja keine tragende Funktion. Konstruktions- und kostenbewusste Architekten freut’s obendrein: Die nichttragenden Fassadenkonstruktionen lassen der Gestaltung eine Menge Spielraum.