Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. Aus der Hanfplanze wurden Seile, Papier, Baumaterial, Kleidung, Nahrung und sogar Bogensehnen hergestellt. Selbst als Dämmstoff ist Hanf nicht wirklich neu.
Hanfmatten wurden über Jahrhunderte als Dachbodendämmung eingesetzt, wenn auch vorrangig zum Vertreiben von unerwünschten Nagern. Erst mit der Industrialisierung endete der Siegeszug der Hanfpflanze. Für die Papierherstellung
begann man Holz abzubauen und Kleidung wurde aus der maschinell leichter zu verarbeitenden Baumwolle hergestellt. Im 20. Jahrhundert folgte dann ein regelrechter Feldzug gegen Hanf, was zu einem weitgehenden Anbauverbot führte. Erst seit 1995 dürfen in Österreich THC-arme Hanfsorten angebaut werden. Heute werden Hanfsamen in verschiedenen Produkten angeboten, z.B. in Brot, Müsli oder als hochwertiges Speiseöl. Die positive Wirkung dieser (THC-freien) Lebensmittel ist ernährungswissenschaftlich nachgewiesen und sehr wertvoll für die Versorgung mit ungesättigten Omega-3 Fettsäuren. Die Fasern werden zu hochwertigen Textilien, Dämmstoff oder Spezialpapier verarbeitet.
Nicht ganz einfach sind die Ernte, der Aufschluss und die Verarbeitung dieser sehr widerstandsfähigen Faser. Viel Know-how musste erst wieder aufgebaut werden. Eine dieser Keimzellen für die Renaissance des Hanfes ist sinnigerweise das Dorf Hanfthal in Niederösterreich. Einige Pioniere beschäftigten sich hier erfolgreich mit Entwicklung einer Erntetechnik, denn für eine ökonomische Lösung ist die Doppelnutzung von Hanfnüssen sowie der Fasern und Schäben notwendig und auch ökologisch sinnvoll. Dafür bedarf es der kontinuierlichen Abnahme dieser Rohstoffe.
Einsatz als Dämmstoff
Auch Wärmedämmverbundsysteme können aus Hanf hergestellt werden. Das erste System wurde von den Unternehmen Naporo und Capatect entwickelt. Während die technischen Anforderungen für die Erzeugung von Stopfhanf relativ gering sind, müssen Parameter wie Maß- und Winkelgenauigkeit bei einem WDVS punktgenau passen. Für das Bohren und Schneiden der Hanfplatten wurden spezielle Techniken und Werkzeuge entwickelt, denn Spiralbohrer sind für Bohrungen in Hanfplatten völlig ungeeignet, da sich die reißfesten Fasern um den Bohrer wickeln. Die Lösung mittels Hohlbohrer besticht durch hohe Bohrleistungen.
Erstaunliche Werte erzielte die Hanfdämmung bei der Schallschutzprüfung, wo sie von acht unterschiedlichen Dämmstoffen am besten abschnitt. Mit einem Lambda-Wert von 0,039W/mK handelt es sich um einen der wenigen Naturstoffe, die sich mit konventionellen Dämmstoffen messen können. Der Anklang bei Baumessen, vor allem aber Reaktionen von Architekten und Wohnbaugenossenschaften stimmen laut Gernot Sattleder, Capatect-Verkaufsleiter in Wien, positiv für die weitere Zukunft. »Denn ein Produkt lebt und überlebt erst, wenn es verwendet wird und auch hierzu sind Pioniere notwendig.«