Bis 2015 soll die MVA Spittelau anlagentechnisch erneuert und energiewirtschaftlich optimiert werden. Notwendig geworden war der Umbau, da die bestehenden Anlagenkomponenten aufgrund ihres Alters nicht mehr die gewünschte Effizienz aufwiesen.
Die Müllverbrennung Spittelau wurde 1969 mit zwei Verbrennungslinien errichtet. Im Jahr 1976 wurde die Anlage um drei gasbefeuerte Dreizugkessel erweitert. Nach einem Brand im Bereich der Rauchgasreinigung im Mai 1987 wurde die Anlage teilweise neu errichtet und von Friedensreich Hundertwasser architektonisch gestaltet. 1988 wurden zwei zusätzliche Heißwasserkessel errichtet, die wahlweise mit Gas oder Öl befeuert werden können.
Die genehmigte Jahreskapazität der Altanlage beträgt 276.000 t/a. Derzeit werden in der MVA Spittelau pro Jahr ca. 230.000 – 250.000 t Abfall thermisch behandelt. Die umgebaute Anlage ist für eine stündliche Gesamtdurchsatzmenge von 2x16 t/h Abfall ausgelegt.
Die thermische Behandlung des Abfalls in der umgebauten Anlage erfolgt in einer zweilinigen Rostfeuerung mit jeweils nachgeschalteter Rauchgasreinigungsanlage, bestehend aus Entstaubung und dreistufiger nasser Rauchgaswäsche mit elektrodynamischen Venturis. Nach der Rauchgaswäsche gelangen die Abgase beider Verbrennungslinien in die gemeinsame katalytische Entstickungsanlage, in der auch Dioxine zerstört werden. Das gereinigte Rauchgas verlässt den Kamin in einer Höhe von 126 Metern über dem Straßenniveau.
Die bei der thermischen Behandlung des Abfalls erzeugte Energie wird zur Produktion von Fernwärme und elektrischer Energie verwendet.
Die Ziele und Randbedingungen für den Umbau sind ein höherer Auslegungsheizwert und eine verbesserte Energienutzung im Bereich Wasser-Dampf-System und Rauchgaswäsche, die Einsparung von Primärenergie, die Einhaltung der gegenwärtigen niedrigen Emissionswerte sowie die Steigerung der Stromproduktion und Erzeugung von Fernwärme.
Während der bis 2015 dauernden Umbauphase bleibt bis auf wenige Monate immer eine der beiden Verbrennungslinien in Betrieb. Im Zuge des Gesamtstillstands der Anlage zwischen September 2013 und Februar 2014 übernehmen andere Verbrennungsanlagen die Kapazitäten, zugleich wird auch das bis dahin fertiggestellte Abfalllogistikzentrum in Simmering – kurz ALZ – die Zwischenlagerung des Mülls in Ballen übernehmen. Die Gesamtinbetriebnahme der umgebauten Anlage ist für Mitte 2015 geplant. Die Kosten für den Umbau belaufen sich auf rund 130 Millionen Euro.
Die Baumeisterarbeiten werden von einer ARGE unter Beteiligung der Züblin BaugesmbH ausgeführt. Dabei kommt der stärkste Turmdrehkran des Geräteparks Österreich – der Liebherr 550EC-H40 Litronic – zum Einsatz. Auf einem eigens angefertigten Kreuzrahmen wurde der Kran in einem Schacht im Untergeschoß fundamentiert und musste zentimetergenau auf einen fix definierten Standplatz positioniert werden. Dieser Kran kann bei einer Ausladung von 80 m immer noch 4 t Gewicht tragen.
ZAHLEN & FAKTEN:
- Gesamtbauzeit: 12/2011 – 01/2015
- Auftragsvolumen Baumeisterarbeiten: ca.8 Mio. Euro
- Massen:
Mikropfähle: 500 m
DSV-Säulen DN1000 statischer Querschnitt: 400 m
Beton: 1.200 m³
Bewehrung: 150 t
zweischalige Fassadenkonstruktion -
wärmegedämmte Kassetten mit Trapezblech: 2.100 m²
Trapezblechdachschale mit Dachaufbau: 950 m²
Konstruktiver Stahlbau: 500 t
Brandschutzpaneele Hösch Isorock: 900 m²
Schallschutzpaneele Turbineneinhausung 950 m²
200 m Hundertwasserlisenen mit 8 Stk. Goldkugeln
Fliesenmosaik im Hundertwasserdesign: 150 m²
- Auftragnehmer: ARGE unter Beteiligung der Züblin BaugesmbH
- Auftraggeber: Wien Energie Fernwärme