Mittwoch, Februar 05, 2025

 

In Österreich werden immer mehr Einfamilienhäuser errichtet. Die Wohnbauförderung wird dabei immer seltener in Anspruch genommen. Um dieses wichtige Steuerungselement nicht zu verlieren, braucht es Anpassungen: Nicht zwingend bei den Kriterien der Wohnbauförderung, sondern im Baurecht. 

Es heißt, man soll im Laufe seines Lebens einen Baum pflanzen, ein Haus bauen und eine Familie gründen. Zumindest die Sache mit dem Haus klappt in Österreich schon ganz gut. Die Anzahl der erteilten Baubewilligungen für Eigenheime nimmt seit Jahren kontinuierlich zu. 2009 wurden österreichweit 15.200 Baubewilligungen erteilt, 2011 waren es schon 19.200 Bewilligungen. Durch die Krise ist das Vertrauen in Kapitalmarktprodukte zur Geldveranlagung deutlich geschwunden. Und auch der Zugang zu günstigen Krediten hat den Trend zur eigenen Immobilie weiter verstärkt. Während die Zahl der Bewilligungen also ziemlich rasant anwächst, nimmt die Zahl der Förderungszusicherungen stetig ab. Und das nicht nur prozentual, sondern – mit Ausnahme der beiden westlichsten Bundesländer Tirol und Vorarlberg – auch nominal (siehe Kasten rechts). »Prinzipiell ist das keine schlechte Entwicklung«, stellt Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen fest. Wenn der freie Markt heute das übernimmt, wofür früher Förderungen nötig waren, hilft das, die öffentlichen Ausgaben zu reduzieren. Das ist in Zeiten klammer Staatskassen durchaus willkommen. Weit weniger willkommen ist, dass mit dem Verzicht der Bauherren auf Förderungen auch die Steuerungsfunktion der Wohnbauförderung wegfällt. Wer heute mit Unterstützung der Wohnbauförderung ein Eigenheim errichten will, muss strenge energetische und raumplanerische Auflagen erfüllen. »Zu strenge Auflagen«, ist der steirische Wohnbaulandesrat Hans Seitinger überzeugt. In der Steiermark sind die Förderzusicherungen von rund 1.300 im Jahr 2009 auf unter 1.000 im Jahr 2011 gesunken. »Die Förderungen für Eigenheime sind heute nicht mehr so ansprechend wie noch vor einigen Jahren. Man muss überlegen, ob die strengen Auflagen nicht wieder gelockert werden sollten. Nicht jeder will ein Passiv- oder Niedrigstenergiehaus«, sagt Seitinger. Auch Christian Ragger, Wohnbaulandesrat in Kärnten, macht die strengen Auflagen für den drastischen Rückgang von über 1.000 Förderzusicherungen 2009 auf unter 500 Zusicherungen zwei Jahre später verantwortlich.

Baurecht angleichen
Dass man mit den strengen Vorgaben übers Ziel hinausgeschossen hat, glaubt Wohnbauexperte Amann nicht. Vielmehr müsste man den Hebel bei den baurechtlichen Standards ansetzen. »Je kleiner das Delta zwischen den Förderkriterien und den rechtlichen Vorschriften ist, desto geringer ist der Anreiz, aus der Wohnbauförderung auszusteigen.« Nicht die Förderkriterien sollten gelockert, sondern das Baurecht verschärft werden. Nur so könne langfristig im Bereich der Raumwärme der gänzliche Ausstieg aus fossilen Energieträgern geschafft werden.

Handlungsbedarf sieht Amann hingegen im Bereich der Raumordnung. »Der Flächenfraß muss ein Ende haben.« Auch den Wohnbaulandesräten ist die Zersiedelung im ländlichen Bereich ein Dorn im Auge. So fordert etwa Hans Seitinger ein höheres Maß an Verdichtung, damit die Kosten für die Gemeinden nicht aus dem Ruder laufen. Als Kernproblem entpuppt sich dabei die Flächenwidmungskompetenz des Bürgermeisters. Bei entsprechend großem Druck der Eigentümer sind die Handlungsspielräume der Bürgermeister oft sehr eingeschränkt. Den Bürgermeistern Kompetenzen zu entziehen und einer übergeordneten Stelle zu übertragen, hat sich in der Vergangenheit aber oft als schwierig herausgestellt. Dass es auch anders geht, zeigt das Bundesland Salzburg: Dort müssen Umwidmungen vom Land genehmigt werden. Das passiert aber nur, wenn von der Gemeinde ein entsprechender Wohnungsbedarf nachgewiesen wird. »Umwidmungen zur Stützung schlecht laufender Landwirtschaftsbetriebe sind dann nicht mehr so einfach möglich«, erklärt Amann. Der Salzburger Wohnbaulandesrat bevorzugt ohnehin auch eine verdichtete Bauweise. »Lieber oben noch einen Stock draufsetzen«, sagt Blachfellner. Denn je mehr Menschen auf einem Grundstück zusammen wohnen, desto billiger werde es.

Fazit
Einfamilienhäuser sind in Österreich weiter auf dem Vormarsch. Und das ist auch gut so: Vor allem im ländlichen Bereich sichern die Eigenheime eine sehr gute Wohnversorgung bei vergleichsweise geringem Förderaufwand. Bekommt man auch die raumplanerischen Aspekte unter Kontrolle, bleiben auch die Kosten für die Kommunen überschaubar. Zudem ist der private Hausbau laut Amann ein hervorragender Ansatzpunkt für die Akquisition von privatem Kapital. »Für den Hausbau bringt die ganze Familie Geld auf. Das ist inlandswirksam und geht nicht in deutsche und japanische Autos oder in Fernreisen.«

 

In Österreich werden immer mehr Einfamilienhäuser errichtet. Die Wohnbauförderung wird dabei immer seltener in Anspruch genommen. Um dieses wichtige Steuerungselement nicht zu verlieren, braucht es Anpassungen: Nicht zwingend bei den Kriterien der Wohnbauförderung, sondern im Baurecht. 

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