Report: Steinbacher feiert heuer sein 50-Jahr-Jubiläum. Wie hat sich der Dämmstoffmarkt in dieser Zeit verändert?
Roland Hebbel: In den vergangen 50 Jahren ist das Energie- und Umweltbewusstsein kontinuierlich gestiegen, was sich sowohl im gesamten Markt als auch in den Anforderungen an die Dämmstoffe widerspiegelt. Vor einem halben Jahrhundert war Dämmen, wenn überhaupt, dann nur bei Neubauten ein Thema, heute macht den Großteil die optimale thermische Sanierung bestehender Gebäude aus. Schlagworte wie langfristiges und nachhaltiges Energiesparen, maximale Effizienz und Qualität, Schonung der heimischen Ressourcen, Wohlfühlen in den eigenen vier Wänden etc. spielen heute eine große Rolle. Diese Haltung bestimmt die Nachfrage – und dementsprechend das Angebot.
Report: Wo liegen heute die größten Herausforderungen?
Hebbel: Wir sind in unserem Handeln stark von den Marktbedingungen sowie den Rohstoffpreisen beeinflusst – können also nur so gut sein, wie es die Gesamtsituation zulässt. Aufgrund der anhaltenden Rohstoffpreissteigerungen und der starken Verunsicherung der Märkte durch die finanzwirtschaftlichen Probleme hatten wir in den letzten Jahren mit einer allgemein schwierigen Marktsituation zu kämpfen. Die thermische Sanierung stützt jedoch den Baustoffmarkt enorm. Da die goldenen Zeiten vorbei sind, liegt die größte Herausforderung im Moment darin, das Beste aus der Situation zu machen und firmenpolitisch weitsichtig zu agieren. Zudem möchten wir als einziger Dämmstoff-Komplettanbieter weiterhin unserer Vorreiterrolle gerecht werden.
Report: Die Branche hat lange für die Wiederaufnahme des Sanierungsschecks gekämpft. Jetzt zeigt sich, dass die Nachfrage eher verhalten ist. Ist der Sanierungsboom vorbei?
Hebbel: Nein, das täuscht. Beim ersten Mal war der Sanierungsscheck befristet, deshalb war der Ansturm sehr groß. Jetzt ist es eine längerfristig angelegte Maßnahme zur Förderung der Sanierungsbereitschaft – und somit des Energiesparverhaltens. Um die definierten EU-Ziele zu erreichen, muss die Quote allerdings noch deutlich steigen.
Report: Braucht es ordnungspolitische Maßnahme, um die Sanierungsrate auf die von Experten geforderte 3%-Quote zu bringen?
Hebbel: Die Chancen stehen gut, dass der Sanierungsscheck bis 2020 verlängert und die Mittel von bisher 100 Millionen Euro pro Jahr auf die geforderten 300 Millionen Euro erhöht werden. Um die EU-Ziele allerdings bis 2020 (-20% Energieverbrauch, -20% CO2-Verbrauch gegenüber 1990, 20% Anteil erneuerbare Energie; Anm. d. Red.) zu erreichen, muss die Sanierungsrate auf mindestens 3 %, mittelfristig sogar auf 5 % steigen – ansonsten werden diese Ziele nicht erreicht. Bisher ist die Sanierungsrate nur geringfügig von 1 % auf 1,2 % gestiegen, was meines Erachtens folgende Gründe hat: Für die Anhebung der Sanierungsrate auf 3 % spielen die Wohnbauförderung und Bausparfinanzierung eine entscheidende Rolle. Diese Systeme sind allerdings durch die im Sparpaket beschlossenen Maßnahmen in Mitleidenschaft gezogen! Um künftig die Förderung und Finanzierungsmittel für die thermische Sanierung abzusichern, wären steuerliche Anreize wesentlich sinnvoller als irgendwelche Gesetze oder Verordnungen, die vom Bürger ohnehin nur umgangen werden wollen. Wir sollten uns am Südtiroler Modell ein Beispiel nehmen, wo bis zu 50 % der Sanierungskosten steuerlich absetzbar sind.
Report: Was waren in den letzten fünf Jahrzehnten die wichtigsten Entwicklungsschritte bei Steinbacher?
Hebbel: Von jeher bestimmen dieselben Werte die Firmenkultur und -politik des Unternehmens: Topqualität, Innovation, absolute Orientierung am Kunden, permanente Investition in den eigenen Standort, gute Zusammenarbeit mit langjährigen Partnern sowie die Gewährleistung moderner Arbeitsplätze und eines angenehmen Betriebsklimas. Somit ist es vielmehr die Summe vieler wichtiger Entwicklungsschritte, und die Konsequenz, mit der sie gesetzt werden, die die Steinbacher-Erfolgsgeschichte ausmacht. Eine wesentliche Entwicklung der jüngsten Zeit stellt sicherlich der Bau des neuen Logistikzentrums am Hauptstandort Erpfendorf dar – eine Investition von knapp 3 Mio. Euro in neue Kapazitäten und somit in gesteigerte Leistungsstärke und Effizienz.
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